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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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nicht dabei gewesen. So konnte er nicht viel dazu sagen. Die Frau hatte auf Asmussen wirklich erstaunlich ruhig und gefasst gewirkt.
    »Kalt wie ein Fisch, wenn du mich fragst«, sagte Peters zu seinem Chef. Er liebte handfeste Vergleiche.
    »Ich frag dich aber nicht«, gab Asmussen wie immer zurück. »Außerdem warst du gar nicht dabei. Natürlich müssen wir erstmal in alle Richtungen ermitteln. Falls wir denn überhaupt ermitteln.« Peters nickte. Die Rolle der Inselpolizei in diesem Stück der Hamburger und der schleswig-holsteinischen Kripo würde sich gleich nach Ankunft der Kollegen aus Kiel klarer definieren lassen – vermutlich als kleine Nebenrolle. Gestern hatte Asmussen diesen Rahmen schon überschritten. Aber es war ja auch sonst niemand da gewesen.
    Peters war stolz auf seine gute Menschenkenntnis. Und in seinen Annahmen hatte er oft eine fast schon legendäre Treffsicherheit bewiesen. Deshalb traute sich auch keiner der Kollegen mehr, mit ihm um irgendetwas zu wetten. Aber erstens hatte er die Frau gar nicht gesehen, sondern nur den Sohn, und der war ziemlich aufgelöst gewesen. Und zweitens, das war natürlich klar, durften in die Ermittlungen keinerlei Bewertungen einfließen. Das verzerrte die Wahrnehmung und konnte leicht zu falschen Schlüssen und vor allem zu Zeitverlust führen – Zeit, die dem oder den wahren Tätern Gelegenheit gab, eventuell noch vorhandene Spuren zu verwischen. Sie hatten bis jetzt allerdings nur recht wenige Fakten zusammenstellen können. Selbst die Presse war ihnen etwas voraus, das war ärgerlich.
    »Die Frau hat doch bestimmt ein gutes Motiv, ihren Mann und ihren Schwiegervater zu beseitigen. Oder beseitigen zu lassen – wie auch immer. Sie wird ja wohl, das müssen wir auf jeden Fall klären, zusammen mit den Kindern die Firma und das Vermögen erben. Allein das Haus hier ist schon einiges wert«, überlegte Peters. Asmussen stimmte zu. Sie kannten die Reichen-Siedlungen auf der Insel und das Preisniveau für Immobilien aller Art. Selbst für die vergleichsweise kleine Eigentumswohnung in Boldixum hatte Asmussen eine ansehnliche Summe hinlegen müssen, an der er noch viele Jahre abzuzahlen hatte.
    »Das Alibi der Frau werden wir uns auf jeden Fall noch sorgfältig ansehen. Ich glaube allerdings nicht so recht daran, dass etwas Vernünftiges dabei herauskommt. Immerhin, wir können schon mal damit anfangen, uns umzuhören, ob sie jemand an dem Tag auf dem Boot und am Abend außerhalb ihres Hauses gesehen hat«, meinte Peters.
    »Glauben ist nicht wissen«, entgegnete Asmussen. »Aber stellen wir das erstmal zurück.«
    Gestern Abend hatte Asmussen noch Franz Branntwein einen Besuch abgestattet. Der hatte ihm einen Hinweis gegeben, wer im Hafen das Boot der Siewerings so gut im Blick hatte. Kapitän Jan-Willem Petersen, 63 Jahre alt, war Angestellter der »Feringer Inselreederei«, kurz vor dem Ruhestand. Er hatte ein eigenes kleines Motorboot im Hafen liegen, am selben Steg wie das Boot der Siewerings. Petersen war ein merkwürdiger Mensch, mit dem niemand so recht warm werden konnte. Er wohnte auf der Insel, war wohl auch von hier. Meistens verschlossen wie eine Auster, unzugänglich, manchmal aber auch cholerisch, Wutausbrüche wegen nichts und wieder nichts. Deswegen hatte Asmussen schon einmal nach einer Prügelei in einer Wyker Kneipe ein – ergebnisloses – Gespräch mit ihm geführt.
    Eine Abmahnung hatte Petersen auch schon mal erhalten, weil er Fährpassagiere grob angepöbelt hatte. Wenn er nicht solch ein begnadeter Seemann wäre, hätte die Reederei ihn längst hinausgeworfen oder in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Aber Petersen war quasi das Rückgrat der Fährkapitäne und konnte sich offensichtlich allerhand erlauben. Wenn andere bei schwerem Seegang all ihr Können aufbieten mussten, legte er ohne irgendwelche Schwierigkeiten eiskalt sauberste Anlegemanöver hin. Arbeitnehmer dieses Schlages, die ständig für zwei arbeiteten, gab es nur selten. Petersen war alleinstehend und verbrachte, wenn er nicht gerade an seinen Schiffsmodellen herumbastelte, viel Freizeit auf seinen Fährschiffen, vor allem im Maschinenraum. »Der Mann ist das Schiff – das Schiff ist der Mann«, sagten andere zu dieser Art Symbiose. Peters, dem alles Seemännische abging, bewunderte das, aber das fanatische Element irritierte ihn.
    Er hatte sich gewundert, dass Petersen im Fährdienst arbeitete. Mit seiner Qualifikation hätte er sicher jedes Traum-oder

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