Finale auf Föhr
Asmussen stellte den Sachverhalt dar, wie er sich ihnen bis jetzt erschlossen hatte. Dabei sparte er die Informationen des Hamburger Kollegen aus. Die waren »off records« gewesen und mussten Seyfried ohnehin bekannt sein. Er übergab seinen ersten kurzen Bericht, dazu eine Liste mit den Adressen und Festnetz-wie Mobiltelefonnummern der Personen, die nach dem bisherigen Stand für die Ermittlungen von Bedeutung sein würden: Neben der Familie Siewering waren dies der Wattführer Hansen, der Journalist Knudsen, der Fährkapitän Petersen und schließlich – wegen des Bootes der Siewerings – noch Omme Tadsen, der Hafenmeister des Yachthafens. Franz Branntwein hatte er außen vor gelassen, da er offenbar aus denselben Quellen schöpfte wie der Journalist. Vielleicht, gestand er sich ein, um wenigstens ein eigenes Ass im Ärmel zu behalten. Außerdem standen zahlreiche Fotos – Carl hatte vorhin noch die CD abgeliefert – und die Liste sämtlicher Teilnehmer an der besagten Wattwanderung mit deren Kontaktdaten zur Verfügung.
Seyfried hörte zu, während Kohlmann eifrig Notizen machte, nickte, überflog die Listen. Dann zog er ein Exemplar des aktuellen Inselkuriers aus der Mappe, legte es auf den Tisch und tippte zweimal nachdrücklich mit dem Nagel des Zeigefingers darauf. Gepflegt, wie poliert. »Und wie, meine Herren, erklären Sie sich das hier?«, fragte er eisig. »Wie kann das sein, dass der Inselschmierant mehr weiß als Sie? Hier sitzen sieben, acht erwachsene Leute auf der Wache und trinken Kaffee, während die Presse ihre Arbeit macht. Das nennen Sie alles?«
Ja, das war in der Tat alles. Alles bis auf das Kaffeetrinken. Sie waren beileibe nicht untätig gewesen. Aber Ekke Knudsen hatte offenbar sehr gute Quellen und war schnell in der Recherche. Eigentlich eine Talentverschwendung auf der Insel, wo im Sommer ein Badeunfall, das traditionelle Ringreiten oder die zahlreichen für die Urlauber organisierten kulturellen Veranstaltungen schon die Höhepunkte der journalistischen Herausforderung darstellten. Der Redakteur hatte sein Wissen in diesem Fall, warum auch immer, für sich behalten. Vielleicht wollte er von der Insel weg, sich für Höheres empfehlen. Dafür waren Exklusivität und der Schutz der offensichtlich brauchbaren Quellen nützlich. Nicht, dass ihm noch einer »aus ermittlungstaktischen Gründen« in die Suppe spuckte!
Asmussen beherrschte sich, aber er spürte seinen Groll vom Magen her deutlich nach oben steigen. Oben angekommen, würde er ihn ausspucken. Er bemerkte, dass Peters ihn starr, nahezu beschwörend ansah. Das half. Er hätte auf das Fax der vorgesetzten Dienststelle verweisen können, in dem man ihnen eigene Ermittlungen quasi verboten hatte. Aber das wäre zu billig, vielleicht sogar kontraproduktiv. »Gaa nich ignoriern!«, empfahl van Aertsen gern. Daran hielt er sich jetzt und sagte gezwungen: »Wir stehen uneingeschränkt zu Ihrer Verfügung. Setzen Sie die Kollegen aber bitte so ein, dass Herr Peters oder ich jeweils informiert sind. Wir müssen trotz allem unseren normalen Dienstbetrieb aufrecht erhalten und haben bereits zu wenig Personal.«
Seyfried bedauerte. »Tut mir leid, Kollege Asmussen. Ich muss und werde jederzeit vollen Zugriff auf die Mannschaft haben. Dazu habe ich, das wird Sie nicht wundern, aus Kiel die Ermächtigung. Wir könnten hier natürlich eine Zehn-Mann-SoKo auffahren. Aber davon hat man vorläufig abgesehen. Ich weiß auch noch nicht, inwieweit ich Sie tatsächlich in Anspruch nehmen muss. Aber eines stelle ich gleich klar: Wenn hier einer quertreibt, wird das unangenehm.«
»Ich verwahre mich gegen solche Unterstellungen«, wehrte sich Asmussen zornig. »Und abgesehen davon habe ich schon Fälle gelöst, als Sie noch das ABC aufgesagt haben.«
»Ja, Ihre wunderbare Karriere ist nur schnell zu Ende gegangen, wie man mir berichtet hat«, höhnte Seyfried. »Kann ja wohl nicht so toll gewesen sein, Ihr kriminalistischer Spürsinn. Und so wie das hier losgeht, kann ich nur nochmals betonen: Wenn Sie uns hier in die Quere kommen, dann stellt sich niemand mehr schützend vor Sie, dann sind Sie endgültig fällig.«
Asmussen stand langsam auf, die Hände zu Fäusten zusammengeballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Peters griff ein, bevor etwas passierte, was nicht wieder gutzumachen wäre. »Herr Seyfried, je eher der Fall gelöst ist, desto besser für alle! An uns hier wird der Erfolg nicht scheitern. Wir werden Ihnen helfen, wo wir
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