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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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nicht ganz zu Ende gesehen. Gegen zehn Uhr habe ich mit den Kindern noch ein Glas Wein getrunken, fragen Sie sie. Danach, vielleicht halb elf, bin ich ins Bett gegangen. Ich war müde und hatte Kopfschmerzen. Ich habe nicht mal mehr gelesen.«
    Wenig ergiebig, dachte die Polizeischülerin. Die weiß ja von überhaupt nichts!
    »Wir würden jetzt gern Ihre Kinder kurz sprechen, außerdem Ihre Haushälterin. Mein Kollege«, Seyfried nickte Kohlmann zu, »wird Sie nun hinausbegleiten. Bitten Sie dann die anderen zu sich in den Hausflur. Ich werde sie nacheinander hereinrufen, während Herr Kohlmann bei Ihnen bleiben wird«, schloss er ihre Befragung ab.
    Helen Siewering sah ihn einen Moment an, als wollte sie etwas sagen, stand dann aber auf und verließ den Raum. Die anschließende Einzelbefragung der beiden Kinder – Tamara Siewering, 23, und ihr Bruder Leon, 19 Jahre alt – ergab nichts Abweichendes. Beide hatten mit der Stiefmutter zu Abend gegessen. Leon hatte sich dann mit seinem Computer beschäftigt, Tamara hatte sich eine Weile in der Küche mit der Haushälterin unterhalten. Gegen zehn Uhr hätten sie tatsächlich mit der Stiefmutter hier im Salon – so hochtrabend bezeichneten sie ihr Wohnzimmer, wunderte sich Ina – ein Glas Weißwein getrunken. Danach seien alle nach oben in ihre Zimmer gegangen, ihre Stiefmutter zuerst, dann sie selbst.
    Ina fand das etwas merkwürdig. An einem Samstagabend so früh ins Bett? Da ging doch normalerweise die Post ab! Und dann bei dem guten Wetter! Selbst wenn man nicht in die Disco wollte, setzte man sich noch mal an den Strand, bummelte durch die Straßen oder besuchte ein nettes Lokal, am liebsten mit Terrasse oder Biergarten. Sie selbst fuhr gern nach Nieblum und setzte sich da an einen Tisch unter den Bäumen an der Straße. Da konnte man viele interessante Leute sehen. Das Verhalten der drei war jedenfalls ziemlich ungewöhnlich. Seyfried schien das allerdings nicht zu irritieren. Jedenfalls fragte er nicht nach. Und sie, Ina, traute sich nicht, eigene Fragen zu stellen.
    Arfst Iversen, die Haushälterin, konnte auch nichts anderes sagen. Sie hatte an dem Abend gegen 22.45 Uhr das Haus verlassen, nachdem sie alles aufgeräumt und abgespült hatte. Alexander Seyfried bat die Haushälterin, ihm noch einmal Frau Siewering hereinzubitten.
    »Das wäre für heute alles«, stellte er fest. »Wir bedauern sehr, dass wir Ihnen gerade jetzt in dieser Phase der Ungewissheit und Angst um Ihren Mann diese Fragen stellen mussten. Ich setze aber auf Ihr Verständnis. Denn wir müssen befürchten, dass ...«
    Helen Siewering unterbrach den Polizeibeamten heftig: »Bitte ersparen Sie sich und uns Ihre Reden. Ich werde mir wirklich überlegen, ob ich mich bei Ihren Vorgesetzten beschweren soll. Erst machen Sie meinen Mann zum Mörder, dann mich zur Mörderin. Unsere Trauer interessiert Sie nicht. Finden Sie lieber meinen Mann, statt sich in absurden Verdächtigungen zu ergehen! Und ansonsten lassen Sie uns bitte in Ruhe. Ich muss mich jetzt um die Beerdigung meines Schwiegervaters kümmern. Wann können wir ihn überhaupt ...«, sie stockte, schluchzte fast. So von seinem Körper zu reden, fiel ihr offenbar nicht leicht.
    »Die Todesursache Ihres Schwiegervaters steht zweifelsfrei fest«, entgegnete Seyfried, »wir können ihn aber leider noch nicht an die Familie übergeben. Sobald ihn die Rechtsmedizin freigegeben hat, erhalten Sie umgehend Nachricht. Das kann wirklich nicht mehr lange dauern. Ich wäre Ihnen allerdings dankbar, wenn Sie zumindest bis dahin auf der Insel blieben.«
    Ina Meyer beobachtete die Frau, die Seyfrieds Ausführungen einigermaßen gefasst aufzunehmen schien. Sie schwankte vielleicht ein wenig. Ihre unnatürliche Blässe ließ sich aus der Anspannung, dem Schock und dem Ärger über diese Befragung gut erklären. Absolut normale Reaktion.
    Die Beamten verabschiedeten sich, die Haushälterin öffnete ihnen die Tür zum Windfang und die Haustür. Im hinteren Bereich des großen, weiß getünchten Flures sah Ina Meyer noch die beiden jungen Leute stehen, die die Szene beobachtet hatten. Sie wirkten ebenfalls ruhig und gefasst, so starr wie bei ihrer Befragung durch Seyfried. Alle unter Schock. Ina Meyer überlegte, ob sie nicht doch irgendwie die Bekanntschaft des jungen Mannes ... jetzt oder nie! Er war eindeutig doch interessant und wirkte im Gespräch auch viel älter als er war. Aber nein, nein, das ging einfach nicht! Was denkst du nur, das ist definitiv

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