Finale auf Föhr
dem Boot aufgebrochen. Mit Übernachtung an Bord.«
Seyfried fragte, warum sie nicht mitgefahren sei. »Wissen Sie, mein Mann wollte ja, dass ich mitkomme. Aber ich hatte Kopfschmerzen, und außerdem sind diese Fahrten, wenn Sie mich fragen, ziemlich langweilig. Früher war ich ja auch einige Male mit. Das war immer dasselbe. Man fährt ein bisschen, ankert, legt sich in die Sonne, trinkt, liest, redet – aber nur über Geschäftliches. Für mich war das nichts. Ich saß dann dabei wie Pik-Sieben oder konnte mich in der Kombüse nützlich machen.«
»Würden Sie uns bitte mehr über diese Fahrten erzählen? Wer fuhr mit, was waren die genauen Gesprächsthemen, und was Sie sonst noch wissen.«
»Also meistens, jedenfalls immer wenn ich dabei war, fand da so eine Art Konferenz an Bord statt. Mit Strategiebesprechung, und was weiß ich. Manchmal waren auch Mitarbeiter aus der Reederei dabei, oder Geschäftspartner. Die Yacht hat ja vier große Kabinen, genug Platz jedenfalls. Die kamen nach Föhr mit der Fähre und brauchten nur umzusteigen. Oder mein Schwiegervater hat sie direkt irgendwo an der Küste abgeholt. Einmal einen aus Büsum, einen Holländer, da war ich mit. Dann fuhren sie raus, und meistens ankerten sie abends an derselben Stelle irgendwo zwischen Föhr und Sylt. Das ist wirklich ganz schön, wenn das Wasser ruhig ist, bei sternklarem Himmel, eigentlich richtig romantisch. Leider wurde an diesen Abenden immer viel getrunken. Das war nichts für mich, ich trinke wenig Alkohol. Mal ein Glas guten Wein, aber keine harten Sachen. Mein Mann und sein Vater haben gern mal einen guten Tropfen genossen. Die Sterne auf der Flasche interessierten dann mehr als die am Himmel. Ich wundere mich noch heute, dass nicht mal irgendeiner dabei über Bord gegangen ist.«
Kohlmann warf ein: »Und in diesem Jahr waren sie ganz unter sich, keine Familienmitglieder, keine Gäste an Bord?«
Sie verneinte das zunächst. »Aber nein, warten Sie! Mein Mann hat vor ein paar Tagen erwähnt, dass vielleicht jemand dazustößt. Wieder etwas Geschäftliches, natürlich. Da ging es, glaube ich, um die Zusammenarbeit mit einer norddeutschen Reederei.«
Kohlmann fragte nach, aber um wen es sich handeln sollte, wusste sie leider nicht zu sagen. Ein Geschäftspartner halt, da gäbe es Unzählige!
Die Kommissare dankten für die Informationen. Ina Meyer fragte sich, ob das Gespräch nun schon zu Ende sei. Wollten sie die Frau nicht nach ihrem Alibi fragen? Sie räusperte sich und suchte Blickkontakt. Keiner der beiden sah sie an, aber im selben Moment kam Seyfrieds Frage: »Sie werden verstehen, dass ich Ihnen noch diese eine Frage stellen muss. Wo waren Sie in der Nacht vom 2. auf den 3. August, wo die weiteren Familienmitglieder?«
Helen Siewering sah ihn starr an. »Sie unterstellen mir demnach, dass ich etwas damit zu tun habe. Natürlich nur eine Routinefrage, ja ja. Ich habe aber nichts damit zu tun. Ich bin nicht mitgefahren, da gibt es jede Menge Zeugen. Zum Beispiel unsere Haushälterin. Sie können sie gleich fragen, ich rufe sie!«
»Das ist vorerst nicht nötig. Ich bedauere, aber diese Frage können wir Ihnen leider wirklich nicht ersparen. Bitte erinnern Sie sich, was genau Sie an dem Nachmittag und Abend getan haben – nachdem Ihr Mann und Ihr Schwiegervater das Haus verlassen hatten.«
»Ich war den ganzen Nachmittag und Abend zu Hause. Nach dem Tee war ich eine Weile auf der Terrasse, das Wetter war ja sehr schön, nicht zu heiß. Ich habe ein Buch gelesen. Um sieben haben wir, das heißt meine Stieftochter, mein Stiefsohn und ich, einen Abendimbiss eingenommen. Danach ...«, sie überlegte kurz, »Moment ... ja, da habe ich mich eine Weile mit meiner Garderobe beschäftigt und ausgesucht, was ich zu dem festlichen Abendessen mit dem Bürgermeister und den Reedereichefs am kommenden Abend anziehen wollte.«
Seyfried fragte nach diesem Essen, und sie berichtete bereitwillig, dass sie für den 3. August, acht Uhr abends einen Tisch für zehn Personen in der »Ual Skinne« in Utersum bestellt hätten. Die zehn Personen, das seien neben ihrem Mann und ihrem Schwiegervater sie selbst und die beiden Kinder, außerdem der Wyker Bürgermeister mit Frau, der Vorstandsvorsitzende der Feringer Inselreederei mit Frau und dann noch ein ihr nicht näher bekannter Reedereivertreter.
»Zurück zu dem Abend des 2. August: Was haben Sie danach gemacht?«
»Danach habe ich eine Weile ferngesehen, die Show im ZDF. Die habe ich aber
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