Finale auf Föhr
Fund der Leiche auf Hooge. Nach ein paar Tagen angeschwemmt, genau wie damals. Schließlich legte er auf. »Hoffnungslos«, stellte er fest. »Er lässt nicht mit sich reden. Ich frage mich, wie er da wieder rauskommen will. Ob er uns überhaupt alles gesagt hat?«
»Spinnst du?«, fuhr sie ihn an. »Er hat es nicht getan. Niemals hat er das getan. Du kennst ihn doch!«
»Ja, ich kenne ihn, genauso lange wie du übrigens. Und du hättest feststellen können, so wie ich, dass er sich in der letzten Zeit verändert hat. Er war immer abwesender. Irgendwas ist in ihm vorgegangen. Und vielleicht war es ja wirklich nicht ganz so, wie er uns erzählt hat.«
Das reichte ihr. Wütend verließ sie den Raum, knallte die Tür hinter sich zu. Im Garten gab es immer etwas zu tun.
Erneut die Ehefrau
Asmussen und Seyfried stiegen aus. In der Nachmittagssonne bot die reetgedeckte Villa der Siewerings einen schönen Anblick. Glücklich konnte sich der schätzen, der hier wohnen durfte. Aber sie waren gekommen, um eine Botschaft zu überbringen, die das Glück dieser Familie endgültig zerstören würde.
Oberkommissar Kohlmann war in der Polizeistation geblieben, um weitere Computerrecherchen anzustellen. Außerdem warteten sie auf einen Anruf der SoKo-Leitung, die regelmäßig den Stand der Ermittlungen abfragte. So hatte Seyfried sichtlich widerstrebend Asmussen mitgenommen.
Die Haushälterin öffnete ihnen die Tür. Der Anblick der beiden Polizisten mit ihren ernsten Mienen genügte. Sie schlug die Hände vor das Gesicht und begann zu weinen. »Es tut uns leid, Frau Iversen«, versuchte Asmussen zu beruhigen. »Auch Martin Siewering wurde tot aufgefunden. Wir müssen mit seiner Frau sprechen.« Die Haushälterin nickte und wischte sich die Tränen ab. Dann führte sie die beiden Beamten in das Wohnzimmer und bat sie, hier zu warten.
Wenig später erschien Helen Siewering. Sie trug ein schwarzes knielanges, hochgeschlossenes Kleid und schwarze Pumps, war ungeschminkt und sehr blass. Unter anderen Umständen hätte Asmussen sie schön gefunden, auch wenn ihre Gesichtszüge ein wenig hart wirkten.
Seyfried ergriff nach der Begrüßung sofort das Wort. »Frau Siewering, wir müssen Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass Ihr Mann tot aufgefunden wurde. Heute Nachmittag haben ihn Bewohner der Hallig Hooge am Ufer gefunden. Seine Identität steht an sich fest, aber dennoch möchte ich Sie bitten, mich nach Husum zu begleiten, damit wir ihn zweifelsfrei identifizieren können.« Das war sachlich, ohne Schnörkel zur Sache. Völlig mitleidlos, fand Asmussen.
Aber auch Helen Siewering zeigte keine großen Emotionen, sie nickte nur leicht.
»So wie es aussieht, ist er ertrunken«, fuhr Seyfried fort. »Wir haben ihn geborgen und zur Untersuchung nach Husum gebracht. Die genaue Todesursache werden wir sehr bald feststellen beziehungsweise bestätigen können. Ich darf Ihnen mein tief empfundenes Beileid ausdrücken.«
Helen Siewering blieb reglos in ihrer Ecke der Couch sitzen, sah vor sich hin. »Was soll ich jetzt machen«, sagte sie schließlich leise, »was soll ich nur machen?«
Asmussen machte einen vorsichtigen Versuch, ihr Trost zuzusprechen. »Es werden sich auch in dieser schweren Zeit Menschen finden, die Ihnen zur Seite stehen. Sie werden sehen, dass Sie nicht allein sind. Gerade in diesen Stunden und Tagen werden Sie erkennen, wer Ihre Freunde sind und dass Sie sich auf sie fest verlassen dürfen.«
Sie reagierte anders, als sie erwartet hatten. »Freunde!«, sagte sie fast verächtlich. »In unseren Kreisen hat man nicht viele Freunde, darauf können Sie sich verlassen. Und jetzt werden die Hyänen anfangen, um unsere Firma herumzuschleichen, um zu sehen, wie sie sich die besten Stücke einverleiben können. Martin ist tot, und sein Vater auch. Die beiden wussten immer alles. Ich aber weiß nichts. Ich bin völlig hilflos, ich habe keinerlei Ahnung von dem Reedereigeschäft.«
»Wie kannst du jetzt an das Geschäft denken und darüber reden!«, kam die erregte Stimme einer jungen Frau – der Stieftochter, wie Asmussen wusste – von der Tür. Neben sie trat nun ein junger Mann, der Bruder; ihre Gesichter waren aschfahl.
Helen Siewering stand auf, ging zu der jungen Frau, wollte sie offenbar in den Arm nehmen. Aber sie wehrte sich, stieß ihre Stiefmutter heftig von sich und lief weinend fort. Der junge Mann blieb, wie versteinert, mit verschränkten Armen. Er fixierte seine Stiefmutter mit kaltem, starrem
Weitere Kostenlose Bücher