Finale auf Föhr
zu lernen, wie man ohne Schaden für sich und die Umwelt sauber anlegt. Dann ergab ein Wort das andere. Ich kann mich nicht erinnern, worum es im Einzelnen ging. Fragen Sie doch Ihren Zeugen, vielleicht weiß der das besser! Um Seemannschaft ging’s. Irgendwann hatte ich die Nase voll und bin zu ihm rüber. Man muss sich nicht alles gefallen lassen, nur weil einer mehr Geld hat. Ich muss zugeben, dass ich nicht übel Lust hatte, ihm eine Lektion im Hafenschwimmen zu erteilen. Aber natürlich hätte ich das nie gemacht. Das war ja nur ein alter Mann. Hätt ich vielleicht doch tun sollen. Vielleicht wär er dann im Hafen geblieben und hätt sich den Ausflug erspart, von dem er nicht wiedergekommen ist.«
»Bevor wir darüber sprechen«, sagte Seyfried, »würde ich gern wissen, wie Sie die Familie Siewering wahrgenommen haben.«
Petersen ließ sich nicht lange bitten. »Hermann Siewering? Das war ein alter verbitterter Mann, der nicht ertragen konnte, dass er in der Firma nicht mehr die Nummer eins war. Das pfeifen die Spatzen von den Dächern! Dem Sohn hat er die Geschäftsführung übergeben, und seitdem hatte er wohl Langeweile. Nichts mehr zu sagen hatte er, der alte Siewering, der große Reeder und Mann von Welt! Die Frau war ja auch tot. Das war übrigens eine ganz feine Dame, wirklich. Also vom Charakter her, meine ich. Nicht so überspönsch, wie die Hamburger sagen. Langeweile, Frust und Hochmut hat er an anderen abreagiert. Übrigens auch an seinem Sohn, ich hab mehr als einmal mitgekriegt, wie die sich gestritten haben. Nehmen Sie sich den Sohn vor, der wird Ihnen vielleicht mehr erzählen. Der Sohn kam zu unserem Streit dazu und das war’s dann. Mit dem Sohn hatte ich nie was zu schaffen, man kannte sich ja kaum. Ich bin auf mein Boot zurück und bin rausgefahren. Mehr weiß ich dazu nicht.«
Asmussen mischte sich ein. »Martin Siewering, der Sohn von Hermann Siewering, ist seit dem Abend des 2. August vermisst. Sie sind derjenige, der allem Anschein nach diese beiden Männer zuletzt gesehen hat. Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Als ich den Hafen verlassen habe, waren beide noch am Leben. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Haben Sie denn überhaupt schon mal daran gedacht, wie viele Feinde die sich gemacht haben in all den Jahren? Der Vater hat nach dem Krieg mit nichts in der Tasche angefangen. Aber er hatte mächtige Freunde im Ausland, die haben ihm den Start erleichtert. Dann hat er expandiert, immer auf Kosten anderer. So ist er groß geworden. Der Sohn war auch nicht besser. Schauen Sie doch, was der mit den kleineren Reedereien hier macht. Schluckt eine nach der anderen, Arbeitsplätze gehen hops, den feinen Herren ist das egal. Hauptsache, die Kasse stimmt. Für die könnte ich jedenfalls nicht arbeiten. Nur die Kollegen tun mir leid.«
»Hermann Siewering ist eines natürlichen Todes gestorben«, intervenierte Asmussen. »Wir fragen uns allerdings, warum jemand ihm das Wort MÖRDER in die Brust geschnitten hat und ...«
Seyfried unterbrach ihn: »Haben Sie eigentlich ein Messer, Herr Petersen?«
Petersen lachte verächtlich. »Ich habe nicht ein Messer, Herr Kommissar ...«
»Hauptkommissar, bitte!«, unterbrach ihn Seyfried.
»Hauptkommissar, wenn es denn sein muss, bitte sehr«, fuhr Petersen genauso verächtlich fort. »Ich habe nicht ein Messer, sondern Dutzende. Hier ist auch eines. Können Sie gleich untersuchen lassen.« Er zog ein Taschenmesser mit abgewetztem Griff heraus und knallte es auf den Tisch. »Vielleicht darf ich Sie noch in meine Werkstatt und in meine Küche einladen? Vielleicht finden Sie da, was Sie brauchen?«
Seyfried fuhr ihn an: »Da Sie darauf bestehen, werden wir uns gern alles ansehen! Mit dem Ding hier fangen wir an! Glauben Sie mir: Wenn es das oder ein anderes Ihrer Messer war, dann werden wir das auch feststellen.« Er blickte zu Kohlmann hinüber, der nickte und das Messer an sich nahm. »Ansonsten verbitte ich mir das! Wir ermitteln in einer sehr ernsten Angelegenheit. Ein Mann stirbt einen rätselhaften, vielleicht doch nicht so natürlichen Tod. Ein anderer ist vermisst, möglicherweise ebenfalls tot. Wir wissen, dass Sie da irgendwie drinstecken, das muss Ihnen doch klar sein. Wie, das finden wir heraus, das verspreche ich Ihnen! Am liebsten würde ich Sie gleich hierbehalten, vielleicht sehen Sie Ihre Situation dann ein wenig realistischer.«
Petersen zuckte spöttisch mit den Achseln. »Bitte sehr. Aber Sie haben nichts, gar nichts in der Hand,
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