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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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erwarten Sie an einem sonnigen Sonntagnachmittag?«, fragte Gabi.
    »Ich hab’ ja nicht die Kanzleinummer gewählt.«
    »Vielleicht hat er auf dem Golfplatz das Handy ausgeschaltet oder er liegt im Englischen Garten, und wo soll ein nackter Mann sein Handy unterbringen?«
    Gorzinsky kämmte sich mit den Fingern die Haare aus dem Gesicht und klemmte sie hinter die Ohren. »Haben Sie vielleicht einen Tipp, wen ich in Trier anrufen könnte?«
    »Da gibt es eine ganze Reihe.«
    »Sie haben mir noch gar nicht gesagt, was Sie mir überhaupt vorwerfen.«
    »Sie haben mich ja nicht ausreden lassen.«
    »Dann möchte ich mich dafür entschuldigen.«
    »In Ordnung, angenommen.«
    »Und?«, fragte der Fotograf.
    »Was und?«
    »Was werfen Sie mir vor?«
    »Noch nichts. Wir ermitteln im Todesfall René Tiefenbach. Je nach Obduktionsergebnis sehen wir, ob Mordverdacht besteht oder ob wir gegen Sie wegen unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge ermitteln.«
    Gorzinsky starrte vor sich auf die Tischplatte und atmete tief durch. Er war einige Nuancen blasser geworden. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sie haben den Beweis ins Internet gestellt, ein Foto des toten oder sterbenden Opfers.«
    »Was heißt hier Beweis. Ich habe nur fotografiert. Seit wann ist das strafbar?«
    »Sie müssen Tiefenbach gefolgt sein, als er das Zelt verlassen hat.«
    »Bin ich nicht. Irgendwann war er weg und da habe ich ihn gesucht.«
    »Und wie haben Sie ihn ausgerechnet in dem Graben finden können?«
    »Ich habe ihn schon mal tagsüber an dieser Stelle beim Pinkeln erwischt, natürlich mit der Kamera. Und dieser Gräberfreak war überhaupt nicht amüsiert. Der hat sich ganz schön aufgeregt. Zuerst dachte ich, es käme zu einer Rauferei.« Gorzinsky grinste. »Und dann bin ich dahin, weil das mit dem Pinkeln bei manchen Männern nicht anders als bei Hunden ist.«
    »Sie markieren ihr Revier.« Gabi versuchte, ihren ernsten Gesichtsausdruck zu bewahren. »Und, haben Sie den Freak auch gesehen, als Tiefenbach in der Grube lag?«
    »Nein, der musste mit seinen Jüngern abziehen. Die haben die Opernleute gestört und mussten sich vom Acker machen.«
    »Welche Jünger?«
    »Studenten oder so, was weiß ich.«
    »Sehen wir weiter, wenn das Obduktionsergebnis vorliegt«, sagte Gabi.
    »Und wann kommt das?«
    »Morgen.«
    »Sie wollen mich doch nicht etwa solange hier …«
    »Nach § 127 Abs. 2 StPO können wir das und werden es auch tun …«
    »Sofern Sie nicht kooperieren«, fügte Walde hinzu.
    »Ich habe jede Menge Anfragen wegen der Fotos, das ist Geschäftsschädigung, so kurz vor Redaktionsschluss zählt wirklich jede Minute.« Er tippte auf seinen Laptop. »Sie haben hier doch bestimmt W-Lan.«
    »Soweit kommt’s noch.« Gabi schüttelte den Kopf, als sie zur Tür ging.
    Gorzinsky blickte ihr nach. »Zieht ihr hier die Nummer guter Bulle, böser Bulle ab?«
    Walde schaute auf seine Uhr. »In spätestens zehn Minuten fahre ich nach Hause. Es wäre gut, wenn Sie uns bis dahin die gesamte Fotoserie rund um Tiefenbachs Tod übergeben und uns genau erzählen würden, was Sie beobachtet haben.«
    Als Gorzinsky nickte, setzte sich Walde ihm gegenüber und stellte ein Aufnahmegerät auf den Tisch. »Und Sie müssen uns schriftlich versichern, bis auf weiteres hier in der Stadt zu bleiben, und wir möchten Ihr Zimmer sehen.«
    »Ohne Durchsuchungsbeschluss?«
    »Den werden wir morgen ganz in Ruhe anfordern, weil wir wissen, dass Sie hier heute Nacht gut aufgehoben sind und nichts beiseite schaffen können.«
    »Das ist Erpressung!«
    »Ich würde den Besuch Ihres Zimmers liebend gerne auf morgen verschieben.« Walde vermied das Wort Durchsuchung. »Entscheiden Sie!«
     
    Die Rezeption in der Pension war immer noch verwaist. Mit Gorzinskys Schlüssel kamen sie in der zweiten Etage unbehelligt in sein Zimmer mit der Nummer 9- Walde ging als Erster hinein. Auf dem Bett lagen Socken und ein zerknülltes Hemd zwischen Zeitungen, Verpackungen von Schoko- und Müsliriegeln und obenauf eine Fernbedienung.
    »Hier stinkt’s!« Gabi öffnete das Fenster. Der Flügel stieß an einen schmalen Schreibsekretär, auf dem ein kleiner Drucker stand. Ein Knäuel dünner Kabel lag auf losen Blättern.
    Im Schrank standen zwei Aluminiumkoffer und ein schwarzer Trolley. Walde zog den Trolley heraus und legte ihn aufs Bett. Als er den Reißverschluss aufzog, zuckte er zurück, als ihm der Gestank daraus entgegenschlug.
    »Hast du Handschuhe dabei?«
    Gabi verneinte.
    In der

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