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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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nun?«
    »Alles deutet auf ein Fremdverschulden hin«, sagte Walde.
    Stiermann rieb sich mit den Fingern über die rechte Schläfe, als könne das seine Gedanken fördern. »Bitte sowenig Einzelheiten wie nötig.«
    »Bei Prominenten ist der Nachrichtenfaktor enorm, wenn es etwas Negatives zu berichten gibt. Und wenn dann noch ein Verbrechen ins Spiel kommt, gibt es kein Halten mehr.« Monika klappte ihren Block zu.
    »Das ist der Preis der Berühmtheit.« Der Polizeipräsident erhob sich.
    »Bis nachher.« Monika ging zur Tür.
    Als Walde ebenfalls aufstand, bat Stiermann ihn, noch Platz zu behalten.
    »Ihr Ermittlungseifer in allen Ehren.« Stiermann hatte den üblichen präsidialen Ton in der Stimme. »Das ist im Moment sicher auch im Hinblick auf die gesteigerte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erforderlich. Aber ich schlage vor, dass Sie und Ihre Kollegen, wenn dieser Fall abgeschlossen ist, sich baldmöglichst wieder anderen, vielleicht in ihren Augen weit unspektakuläreren Aufgaben zuwenden.«
    »Was meinen Sie damit konkret?«
    »Ich kann und werde nicht ins Detail gehen, aber wenn Sie unsere Gesamtstatistik ansehen: Wir haben eine Quote von 12.000 Delikten im Jahr auf 100.000 Einwohner. Stellen Sie sich das mal vor!« Stiermanns Betroffenheit klang echt. »Und da sollte sich kein Mitarbeiter zu schade sein, auch mal in die Niederungen kleinerer Ermittlungen hinabzusteigen.«
    »Und konkret?« Walde sah aus dem Fenster über die mannshohe Mauer auf der anderen Straßenseite, hinter der im Garten eines Altenheims ein junger Mann, wahrscheinlich ein Zivildienstleistender, eine alte Frau im Rollstuhl schob.
    »Seit Wochen verzeichnen wir eine Einbruchsserie in Schulen und Kindergärten, wo jeweils nur vierzig bis sechzig Euro geklaut, aber dafür Türen eingetreten werden, Wasserflaschen in Kopierer und Rechner geleert und Schäden, die in die Zehntausende gehen, angerichtet werden. Stand von Montag: achtzehn Einbrüche in Schulen und elf in Kindergärten. Jetzt denken Sie sicher, was hat das mit meinem Dezernat zu tun? Ich bitte Sie, denken Sie an die Kinder, die morgens ihre heile Welt zerstört sehen, es verkraften müssen, dass an ihrem Urvertrauen gerüttelt wird.« Stiermann schüttelte den Kopf. »Ich kann ja noch verstehen, wenn die Geld zum Kiffen brauchen oder zum Saufen. Entschuldigung, so ist es doch. Aber dieser unsägliche Vandalismus treibt mich noch in den Wahnsinn.«
    »Ich werde sehen, was ich machen kann«, sagte Walde.
    »KHK Meyer würde sich sicher über Unterstützung freuen. Da wären dreißig und mehr Straftaten auf einen Schlag aufzuklären. Bei der jetzigen Statistik kommt jeder Bürger rein rechnerisch alle zehn Jahre mit einer Straftat in Berührung.«
    »Man kann sich aber die eine oder andere Berührung mit einer Straftat auch ersparen«, seufzte Walde.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Indem man nicht bei jeder Kleinigkeit den Nachbarn wegen Lärmbelästigung anzeigt, weil da gefeiert oder im Garten gelacht oder Musik gehört wird.«
    »Ja, ja, davon hab’ ich schon gehört.«
    »Wie?«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache.« Stiermann erhob sich. »Denken Sie ruhig mal drüber nach, was ich Ihnen gesagt habe.«
     
    Vor der Pressekonferenz hatte Walde zu Hause sein Sweatshirt gegen ein Hemd getauscht und ein Sakko angezogen.
    Auf den beiden Tischen im vorderen Teil der Kantine wiesen Namensschilder die Plätze von Polizeipräsident Stiermann, Oberstaatsanwalt Roth, Monika als Polizeisprecherin und Walde aus. Davor gab es mehrere Stuhlreihen, auf denen die meisten Plätze schon besetzt waren. Dahinter waren Kameras auf hohen Stativen aufgebaut. Walde blieb in der Tür stehen, um nicht allein vor die Presse treten zu müssen. Als Monika zusammen mit dem Polizeipräsidenten und dem Oberstaatsanwalt zu einer Seitentür hereinkam, beeilte sich Walde, seinen Platz zu erreichen. Dabei stolperte er über den Wust aus Kabeln, die zu den Mikrofonen auf den Tischen führten.
    Die Pressekonferenz wurde weitestgehend von Monika bestritten, die routiniert, als würde sie mehrmals in der Woche einer gierigen Pressemeute den Rachen stopfen, ihre letztlich nichtssagenden Informationen über den Stand der Ermittlungen verkündete. Stiermann und Roth kamen erst zu Wort, als die Presse im Anschluss Fragen stellen durfte. Dabei vergaßen die Fotografen von Minute zu Minute ihre Zurückhaltung und kreisten die beiden Tische immer weiter ein. Den zum dritten Mal wiederholten Spruch ,Wir ermitteln in alle

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