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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Hintereingang des Hotels Kaiser Konstantin.
    »Wenn Sie möchten, bringe ich Sie hinein«, bot Gabi an.
    »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Das ist kein Problem. Von hier aus ist es nicht weit zum Präsidium.«
    Im Rückspiegel sah Walde, wie Gabi die Witwe zwischen Blumenkübeln hindurch zum Haus begleitete.
     
    »Was haben wir denn nun eigentlich in der Hand?«, fragte Grabbe, als Walde den Wagen langsam durch die Fußgängerzone steuerte.
    »Auf jeden Fall Grund genug, die Ermittlungen zu intensivieren.« Walde musste hinter einem Paketdienstwagen anhalten, dessen Fahrer in einen Laden hetzte. »Wir sollten, wie wir es besprochen haben, die Zeit vor und nach dem Sturz möglichst detailliert rekonstruieren.« Draußen kam der Paketbote zurück und winkte entschuldigend. »Ich bin mit Intendant Kehlheim verabredet und komme anschließend zu Fuß zum Präsidium.«
    Am Heinz-Tietjen-Weg überließ Walde seinem Kollegen den Wagen. Auf dem Weg zum Theater passierte Walde die Rampe der Theaterwerkstätten. Es folgten die großen Fenster, an denen er als Schüler öfter stehen geblieben war, wenn unten in dem großen, kahlen Raum das Orchester oder das Ballett probte. Die spielfreie Zeit hatte begonnen, aber wahrscheinlich erforderten die Antikenfestspiele noch die Anwesenheit eines Teils des Personals.
    Hinter der Schwingtür zum Personaleingang gelangte Walde zum Pförtner, der ihn durch das offene Rund in der Scheibe ansprach. Als Walde nach dem Intendanten fragte, griff der Pförtner zum Telefon. Nach wenigen Worten legte er auf. »Professor Kehlheim erwartet Sie. Geradeaus durch den Gang und dann fünfte Tür links.«
    Der Fußboden in dem schmalen Flur war abgetreten und schien länger nicht mehr gewischt worden zu sein. Im Vorbeigehen las Walde die Schilder neben den Türen. Die zur Dramaturgie stand offen. Er sah Holzmöbel, wie er sie aus dem Präsidium von der vorletzten Generation kannte.
    Die Antwort auf sein Klopfen war kaum zu hören. Walde gelangte in ein unbesetztes Vorzimmer, in dem die Tür zum Büro des Intendanten offen stand.
    Der lederne Schreibtischsessel hinter dem schweren Möbel war noch von Kehlheims Schwung in Bewegung. Der stämmig wirkende Intendant kam ihm entgegen und bot ihm einen Platz auf einem der Stühle mit verschnörkelter Lehne an, die um einen ovalen Tisch mit glänzender Platte aus Kirschholz standen.
    »Ich kann Ihnen leider nur Wasser anbieten.« Kehlheim wartete, bis Walde sich gesetzt hatte, und nahm dann ihm gegenüber Platz. Er bewegte sich dabei so langsam, als habe er ein Problem mit dem Rücken oder traute der Stabilität des Stuhls nicht.
    »Das ist ja so ein Wahnsinn! Die arme Marion.« Kehlheim stützte seine Arme auf die Tischplatte, in die feine Intarsien eingearbeitet waren. »Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen? Steht die Ursache für den Sturz fest?«
    »Es gibt noch ein paar Fragen zu klären.« Walde zog einen Block aus der Jackentasche. Als er ihn auf den Tisch legte, bemerkte er, wie sich Kehlheims Oberkörper straffte. »Wann war die Vorstellung am Samstagabend zu Ende?«
    »Das war ziemlich genau elf Minuten vor elf«, sagte der Intendant. »Während der Proben kann man ja nie durchspielen und eine Generalprobe gab es nicht. Eigentlich fanden Generalprobe und Premiere in einem statt. Deshalb habe ich erst an diesem Abend die genaue Zeit stoppen können.«
    »Und danach waren Sie im Zelt, als auch Tiefenbach gekommen ist?«
    »Ja, René und seine Kollegen mussten sich ja noch abschminken und umziehen. Die drei kamen eine Viertelstunde später. Ich weiß das so genau, weil ich noch mit der Cateringfirma telefoniert habe. Es gab Probleme.«
    »Und wann hat Tiefenbach dann wieder das Zelt verlassen?« Walde machte sich Notizen.
    »Das habe ich gar nicht mitgekriegt. Es waren ja so viele Leute da, und ich war erleichtert, als dann auch das Essen kam und die ganze Anspannung weg war. Ich habe es genossen, mich mit Förderern und Künstlern zu unterhalten, habe mich einfach gehen lassen. Bis dann … bis dann die schlimme Nachricht kam. Das war um Mitternacht.«
    »Bis dahin haben Sie das Zelt nicht verlassen?«
    »Nein. Und eines sollten Sie noch wissen – von mir wissen, irgendwer wird Ihnen das eh stecken.« Kehlheim beugte sich nach vorn, als könne jemand mithören. »Tiefenbach hat sich auf meinen Posten beworben, also er wollte nicht die Theaterintendanz, sondern nur die Antikenfestspiele übernehmen. Er soll angeblich eine Präsentation

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