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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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seines neuen Konzepts für die nächsten Tage geplant haben.« Kehlheim versuchte zu lächeln. »Wenn Ihnen das für ein Motiv reicht?«
    »Ich denke darüber nach.« Walde blieb ernst, während er seinen Block wieder einsteckte. »Sie haben Künstler von Weltrang nach Trier gebracht.«
    »Ja, die haben einen vollen Kalender, meist schon Jahre im Voraus. Mein Konzept hat sie überzeugt.«
    »Auch Rene Tiefenbach?«
    »Ich bin extra nach München geflogen. Wir haben ein herrliches Wochenende in seinem Haus verbracht. Er und Marion wohnen ja jetzt etwas weiter draußen direkt am Starnberger See. Ich konnte ihn überzeugen, dass das eine gute Geschichte ist, sein Comeback bei den Antikenfestspielen. Erst ein Höhepunkt, auch in meiner Karriere, und dann der traurigste Moment …« Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und wischte sich mit dem Handrücken über den Hals.
    »Gibt es eine Einladungsliste zur Premiere und eine Aufstellung der Karten-Reservierungen?«
    »Bei mir laufen alle Drähte zusammen.« Kehlheim stand auf, ging ins Vorzimmer und setzte sich an den Rechner. »Meine Mitarbeiterin hat heute Morgen leider einen Termin außerhalb.«
    Walde war ihm gefolgt und beobachtete, wie auf dem Monitor eine Reihe von Ordnern erschien. Kehlheim öffnete eine Datei mit einer tabellarischen Namensliste.
    »Kann ich die haben?«
    »Kein Problem.«
    »Am besten, Sie schicken sie ins Präsidium an meine Mail-Adresse.«
    Er sah zu, wie Kehlheim das Mailprogramm öffnete. Das Telefon klingelte.
    »Entschuldigen Sie mich bitte.« Kehlheim eilte nebenan zu seinem Schreibtisch.
    Walde beugte sich über den Rechner. Er hörte Kehlheim in betont freundlichem Ton ins Telefon sprechen. Walde gab Grabbes Mail-Adresse ein und hängte die Datei an. Seine Neugier erwachte. Er markierte kurzerhand noch weitere Dateien in dem Ordner und sendete sie ab. Zur Sicherheit löschte er die Datei in der Outbox und verschickte nun noch einmal die Datei solo.
     
    Auf dem Rückweg kaufte Walde in einer Bäckerei belegte Brötchen. Eins davon hatte er bereits gegessen, als er am Präsidium ankam. In der Personenschleuse am Eingang bekam er die Mitteilung, der Polizeipräsident wolle ihn dringend sprechen.
    Gabi und Grabbe saßen in ihrem Büro einträchtig nebeneinander und schauten auf einen großen Bildschirm.
    »Ich hätte wohl besser Popkorn mitgebracht«, sagte Walde, als er Grabbe die Brötchentüte reichte.
    »Stiermann möchte dich sprechen«, sagte Grabbe.
    »Wollt ihr mich loswerden?«, fragte Walde.
    »Wir fangen noch mal an, es sind nur ein paar Minuten«, Gabi nahm die Fernbedienung. »Monika hat uns den Beitrag über Tiefenbach besorgt.«
    Grabbe begutachtete den Inhalt der Tüte, reichte seiner Kollegin das Salamibrötchen und behielt das mit Käse.
    Auf dem Bildschirm erschien Tiefenbachs Gesicht. Er wirkte sehr konzentriert und auf seine Worte bedacht. »Ich war immer sehr erdverbunden, tief verwurzelt, und das ist heute noch so. Wenn ich in einer fremden Stadt bin, brauche ich zwei Tage, um mich zu erden, um feine Wurzeln zu schlagen, vorher schwimme ich, aber dann ist es gut.«
    Die Kamera wechselte in die Totale. Tiefenbach saß mit einer Journalistin auf einer Treppe.
    »Das ist doch hier im Amphitheater!«, entfuhr es Walde.
    »Das Interview ist letzte Woche aufgenommen worden und lief in 3-Sat und bei BR-Alpha.«
    Tiefenbach sprach sehr artikuliert: »Ein Opernsänger steht nicht nur auf der Bühne und singt, er ist auch Schauspieler. Zum Glück gibt es mehr als drei Grundpositionen. Natürlich sieht man auf der Bühne die großen Gesten, aber auch die kleinen Gesten sind wichtig. Sie sorgen für besseren Ausdruck, und außerdem benutze ich meine Augen.« Dabei zwinkerte er und lächelte verschmitzt.
    »Ein wirklich sympathischer Mann«, sagte Gabi mit vollem Mund.
    »Oper orientiert sich immer mehr am Bild«, sagte die Journalistin.
    »Ja, wir müssen die Vorstellungskraft des Publikums anregen. Nicht nur die Stimme, auch die Figur wird geliebt. Gott steckt nicht unbedingt eine schöne Stimme in einen schönen Körper. Ich muss in Form sein und versuchen, alles umzusetzen, was der Regisseur verlangt, egal, ob ich zwei Meter tief hinunterspringe, wenn es meine Knie zulassen, oder einen Turm hinaufklettere oder durch einen Feuerring springe.«
    »Aber Sie sehen wirklich blendend aus«, schmeichelte seine Gesprächspartnerin.
    Tiefenbach lachte: »Bei Opernfilmen gibt es Nahaufnahmen, da sieht man mitunter mein

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