Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
an.«
    »Wie? Das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Frauen vergiften ihre Männer oder stoßen sie vom Balkon.« Sie schmunzelte. »Das gilt aber erst ab dem dritten Stock. Die Grube war ja nicht ganz so tief. Schmeckt’s?«
    Walde ließ den Löffel sinken und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Zumindest wurde sein Tod billigend in Kauf genommen. Es gibt aber auch noch eine dritte Theorie. Man wollte Tiefenbach demonstrieren, was er zu erwarten hätte, wenn er vor Gericht den Kronzeugen spielte.«
    Doris nahm sich ein Stück Brot aus dem Körbchen. »Orthauser kann’s gewesen sein.«
    »Oder es war Gorzinsky oder Tiefenbachs Frau oder der Intendant. Auf dessen Stelle hatte sich Tiefenbach beworben. Die sollen gar nicht miteinander gekonnt haben. Oder es war jemand ganz anderes, den wir noch nicht auf dem Schirm haben.« Walde tupfte mit Brot den Rest Suppe aus dem Teller. »Und dann gibt es noch diesen Dr. Muth, der den angeblichen Gladiatorenfriedhof entdeckt hat. Der soll mit Tiefenbach aneinandergeraten sein. Was meinst du?«
    Doris stützte den Kopf auf die rechte Hand, schloss die Augen. So blieb sie eine Weile sitzen. Dann lehnte sie sich im Stuhl zurück. »Ich möchte mich nicht festlegen. Das wäre unprofessionell, wenn du nur noch in eine Richtung ermitteln würdest. Im Fernsehen ist das egal, aber die Realität erfordert ein wenig mehr Ernsthaftigkeit, sonst läuft womöglich eine Mörderin frei herum.«
    »Eine Mörderin?«
    »Hätte ich Mörder gesagt, würdest du auch nicht gleich alle Frauen ausschließen.«

Dienstag
    »Sieh mal!« Beim Frühstück schob Doris ihm die Lokalzeitung rüber. Sie titelte: AUS GRÄBERFELD WURDE MINENFELD. Ein Bild, das wahrscheinlich von der sonntäglichen Pressekonferenz stammte, zeigte die von den Planen befreite Grabungsstelle. Walde überflog den Artikel. Archäologische Sensation … Gladiatorenfriedhof … Polizei verhindert Dokumentation … Darunter folgte ein einspaltiges Foto, das Walde bei der Pressekonferenz im Präsidium zeigte. Er konnte sich nicht daran erinnern, gelächelt zu haben, aber auf dem Foto tat er es.
    »Ich denke, es gibt einige Leute, denen der Tod von Tiefenbach nicht ungelegen kommt«, bezog Kriminalhauptkommissar Waldemar Bock Stellung.
    »Du siehst gut aus.« Doris beugte sich zu ihm hinüber, wobei ein Klecks Marmelade von ihrem Brötchen knapp neben der Zeitung landete. »Und schick angezogen bist du auch.«
     
    Es war kühler geworden. In seinem Büro schloss Walde das Fenster, das er über Nacht hatte auf Kippe stehen lassen. Während er die aufgekrempelten Ärmel seines Hemdes herunterrollte, klingelte sein Telefon.
    »Können Sie bitte mal kurz zu mir herüberkommen?« Stiermanns Stimme klang zu freundlich. Das war verdächtig.
     
    Auf dem ziemlich vollen Schreibtisch des Polizeipräsidenten lag die Lokalzeitung obenauf. Stiermann thronte bereits abwartend hinter dem Papierstapel. Der Umstand, dass das Gespräch nicht in der Sitzecke stattfand, signalisierte Walde, dass Stiermann keineswegs einen dialogischen Austausch im Sinn hatte. Ganz Vorgesetzter legte der auch gleich los: »Das habe ich gar nicht mitbekommen.« Stiermanns Finger landete auf Waldes Bild im Titelartikel. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass Sie auf der Pressekonferenz eine persönliche Bewertung abgegeben haben.«
    »Da haben Sie recht!«
    »Und wie kommt die Presse dann hierzu?« Er tippte auf den Text unter Waldes Foto.
    »Auf dem Flur hat mich jemand im Vorbeigehen angesprochen«, sagte Walde.
    »Dass Tiefenbachs Tod einigen Leuten nicht ungelegen kommt, das haben Sie wirklich genau so gesagt?«
    »Ob genau so, weiß ich nicht, aber sinngemäß stimmt es.«
    »Da haben wir eine sehr fähige Polizeisprecherin, und Oberstaatsanwalt Roth und ich waren ebenfalls anwesend.« Stiermann scharrte mit den Füßen über das Parkett. »Wir geben uns die größte Mühe, dass der Fall nicht zu hoch gehängt wird, und dann zerstören Sie mit einem unbedachten Satz unsere gesamten Bemühungen.«
    »Dieser Satz war nicht unbedacht und enthält genau meine Einschätzung. Welche Schlüsse daraus gezogen werden, darauf habe ich keinen Einfluss.«
    »Aber Sie sehen doch, was die Presse daraus gemacht hat. Sogar die örtliche kann sich diesem Hype nicht entziehen. Das muss jemand von der dpa gewesen sein, der Sie da auf dem Gang abgepasst hat.«
    Walde zuckte mit den Schultern.
    »Wie kommen Sie dazu, hinter meinem Rücken …« Stiermann rang nach Luft. »Das war

Weitere Kostenlose Bücher