Finale Mosel
total unprofessionell.« Er knallte die Hand auf die Zeitung. »Wenn Sie den Fall bald abgeschlossen haben …«
»Ich habe dem Journalisten meine …«
»Jetzt geht es lediglich um Schadensbegrenzung! Und das heißt konkret: Lösen Sie den Fall so schnell wie möglich! Und anschließend würde ich es gutheißen, wenn Sie Ihre geschätzten Fähigkeiten zugegeben auch weit unspektakuläreren Problemen wie der Serie von Einbrüchen in Kindergärten widmen könnten.« Stiermann stieß sich mit beiden Händen von seinem Schreibtisch ab und rollte mit dem Stuhl nach hinten. »Und diesem Grabungsleiter, diesem Dr. Muth, werde ich mal die Bauaufsicht vorbeischicken, das ist doch lebensgefährlich, was der da veranstaltet«, Stiermann hackte mit dem Zeigefinger auf die Zeitung. »Und bei der Verwaltung Burgen, Schlösser, Altertümer kenne ich auch jemanden, mal hören, ob die Grabungen überhaupt in diesem Umfang genehmigt sind.« Stiermann tippte eine Nummer ins Telefon, woraufhin sich die Dame aus seinem Vorzimmer meldete.
»Wie war’s?«, fragte Gabi, als Walde in ihr Büro kam. Sie stand, mit einem Kaffeebecher in der Hand, neben Grabbes Schreibtisch und schaute auf dessen Monitor.
»Wir sollen bei der Aufklärung von Kindergarteneinbrüchen helfen.«
»Wie bitte?«
»Das scheint Stiermann wichtiger zu sein, als …«
»Spinnt der jetzt total?« Gabi schüttelte den Kopf und fragte dann: »Hast du gestern Abend was bei Orthauser rausgekriegt?«
»Er will zur Tatzeit im Zelt gewesen sein.«
»Ich sehe mal, was ich über ihn herauskriege beziehungsweise ob es dafür Zeugen gibt.« Grabbe drehte sich zu Walde um. »Ein Journalist hat heute kurz vor acht angerufen.«
»Von der dpa ?«, Walde verzog das Gesicht.
»Nein, vom Trierischen Volksfreund, Dieter Sacher.«
»Ach so.« Walde war noch nicht dazu gekommen, sich mit dem Journalisten in Verbindung zu setzen. Sacher hatte sich kurz vor Tiefenbachs Tod mit ihm im Zelt unterhalten und war wahrscheinlich der Letzte, der mit ihm gesprochen hatte.
»Danke, am besten fahre ich gleich mal beim TV vorbei.«
Das Verlagsgebäude der Zeitung lag in einem Industriegebiet. Walde parkte auf einem der Besucherparkplätze neben der großen Steinskulptur eines bebrillten Zeitungslesers. Im ersten Stock stand die Tür zu Sachers Büro offen. Hinter dem Schreibtisch blickte ein freundlich lächelnder Mann von der Tastatur auf.
»Nur noch einen Satz! Nehmen Sie Platz.«
Walde ließ die Tür offen und setzte sich an den Besuchertisch. Kurz daraufkam Sacher für seine Leibesfülle mit erstaunlich behänden Bewegungen zu ihm herüber und streckte ihm eine Hand zur Begrüßung entgegen. Er setzte sich ihm gegenüber.
»Ich vermute mal, Sie wollten auch Kontakt zu mir aufnehmen, deshalb habe ich angerufen. Nicht, dass ich etwas Spektakuläres zu berichten hätte.« Sacher stützte sich wie ein Barrenturner mit beiden Händen auf den Lehnen des Stuhls ab.
»Ja, das stimmt, ich hätte es auch heute versucht, allerdings bin ich meistens erst gegen halb neun im Büro. Ich dachte, Zeitungsredakteure würden auch eher später zur Arbeit kommen.«
»Seit ich meine Kinder zur Schule bringe, bin ich hier meistens der Erste und habe ein, zwei relativ ungestörte Stunden.« Sacher grinste.
»Sie haben René Tiefenbach wahrscheinlich als Letzter am Samstagabend gesprochen.«
»Er war bester Stimmung, falls Sie das wissen möchten.« Der Journalist blickte Walde ernst in die Augen. »Er ist gegen halb zwölf aus dem Zelt gegangen. Soviel ich weiß, wollte er zur Toilette.«
»Und die anderen, die Honoratioren, sind die geblieben? Ich denke mal an Kehlheim und Orthauser.«
»Das weiß ich nicht so genau. Dann ging ja auch gleich das Gewitter los. Ich glaube, die sind auch raus, wenigstens Orthauser.«
»Und Kehlheim?«
»Ich glaube, der auch. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Ein paar Minuten später bin ich nach Hause gefahren und habe erst am nächsten Morgen erfahren, was passiert ist.«
»Haben Sie Tiefenbach näher gekannt?«, fragte Walde.
»Ich habe ihn mal für ein Interview zu Hause besucht. Wir haben uns einen ganzen Nachmittag unterhalten. Anschließend bin ich von ihm und seiner Frau zum Abendessen eingeladen worden. Das war insgesamt ein sehr angenehmes Erlebnis.«
»Sie sind selbst Opernfreund?«
»Das ist meine Obsession, und ich bin glücklich, dass ich die hier in der Zeitung, ich will nicht sagen ausleben, aber doch hin und wieder einbringen
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