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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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kann.«
    »Im Kulturleben der Stadt kennen Sie sich sicher bestens aus.«
    »Ja, schon ein wenig, was Musik und Theater angeht. Bei den bildenden Künsten muss ich passen.«
    »Es wird behauptet, die Antikenfestspiele gäbe es ohne Sie schon längst nicht mehr.«
    »Das schmeichelt mir, aber ich weiß, wo mein Platz ist. Ich bin nur Beobachter und kommentiere, was vorgeht.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass längst nicht alles in der Zeitung landet, was Sie in Erfahrung bringen.«
    »Jedenfalls hat unsere Zeitung sich auch nicht diesem Kesseltreiben gegen Tiefenbach angeschlossen. Als Tiefenbach mit Koks erwischt wurde, haben sich auf einmal alle Medien für ihn interessiert, nicht nur die für die Opernwelt und Feuilletons zuständigen, sogar der Bild war er eine Titelzeile wert, als ginge es um den zukünftigen Fußballbundestrainer.«
    Eine junge Frau stand in der Tür, sah Walde und sagte leise in Sachers Richtung: »Ich komme nachher noch mal rein.«
    »Ich habe Ihnen noch gar nichts angeboten. Möchten Sie einen Kaffee?«, wandte sich Sacher wieder Walde zu.
    Walde schüttelte den Kopf.
    »Mir kommt schon das ein oder andere zu Ohren«, fuhr Sacher lächelnd fort. »Ich kann mir denken, dass Sie die Vorgänge um die Bewerbung Tiefenbachs als Intendant interessieren. Franz Kehlheims Vertrag läuft aus. Und er steht in dem Ruf, sich nicht gerade beliebt zu machen. Was er auf die Beine gestellt hat, kann sich durchaus sehen lassen. Dennoch, bei allen rühmlichen Fähigkeiten gehören Diplomatie und Kompromissbereitschaft ,soft skills’, wie man so schön sagt, nicht gerade zu seinem Kompetenzspektrum.«
    »Und Tiefenbach war ein ernsthafter Konkurrent?«
    »Tiefenbach kannte sich aus und war geschätzt, sicher hätte er auch große Namen nach Trier bringen …« Ein Telefon klingelte.
    Als der Journalist nicht reagierte, nahm Walde sein Mobiltelefon heraus.
    »Schöne Scheiße, stell’ dir vor, Gorzinsky ist tot«, sagte Gabi.
    »Wo habt Ihr ihn gefunden?« Den Bruchteil einer Sekunde sah Walde den Graben im Amphitheater vor sich.
    »In seinem Zimmer, in der Pension Maas.«
    »Ich komme gleich da hin.« Als Walde auflegte, hatte er den Gesprächsfaden verloren. Während er Sacher anschaute, versuchte er, seine Gedanken wenigstens für einen Moment wieder auf das Gespräch zu lenken.
    »Ich habe zuletzt gesagt, dass Tiefenbach auch andere Stars hätte hierher bringen können«, half ihm der Journalist.
    »Hätte Tiefenbach den Job als künstlerischer Leiter oder Intendant angenommen?«
    »Auf keinen Fall. Als Bariton hatte er noch ein paar gute Jahre vor sich. Und ich wage zu behaupten, dass er den Zenit seiner Karriere noch nicht überschritten hatte. Für einen Job in der Provinz war es für ihn ganz sicher noch zu früh.«
    »Ich muss leider los,« sagte Walde, während er sich erhob. »Ich wundere mich, dass die Ermittlungen gegen Tiefenbach kein Problem für die Bewerbung waren, gerade in einer Stadt wie Trier.«
    »Geht mir ähnlich.«
    *
    Auf der Straße vor der Pension Maas stand ein Krankenwagen mit eingeschalteten Warnleuchten. Vom Treppenhaus warf Walde im ersten Stock beim Vorbeigehen einen Blick in die Rezeption, wo ein Mann hinter der Theke telefonierte.
    Oben im Flur roch es stark nach Zigarettenrauch. Wahrscheinlich war das die Etage mit den letzten Raucherzimmern. Das Schild › Bitte nicht stören!‹ hing noch außen an der Tür mit der Nummer 9. Daneben stand der mit Putzmitteln und Wäsche bestückte Servicewagen des Zimmermädchens. Dahinter stieg Rauch auf. Ein Handy klingelte. Walde blieb stehen.
    »Ja?«, klang Gabis vertraute Stimme aus dem Flur.
    »…«
    »Gorzinsky, ein Paparazzo aus München …«
    »…«
    »Ja, genau der.«
    »…«
    »Keine Ahnung.«
    »…«
    »Ich bin noch unterwegs.«
    »…«
    »Sobald ich Näheres weiß, melde ich mich.«
    »Wer war dran?«, fragte Walde, als Gabi das Gespräch beendet hatte.
    »Stiermann«, antwortete Gabi und nahm einen Aschenbecher vom Servicewagen.
    »Und du bist also noch unterwegs?«
    Walde betrat das Zimmer. Neben der Tür stand Grabbe im weißen Schutzoverall und mit blauen Schuhüberzügen und inspizierte den hinteren Teil des Zimmers. Als er Walde hereinkommen sah, schlug er verschämt die Augen nieder. Die Tür ließ sich durch die Koffer der Kriminaltechnik nicht weiter öffnen. Noch während sich Walde über die Rot-Kreuz-Aufkleber darauf wunderte, hörte er eine fremde Stimme unwirsch sagen: »Das ist mir schon lange nicht mehr

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