Finale Mosel
aber mal Schluss!«, sagte Walde in energischem Ton zu Gabi.
»Hast du die Schubladen und Schranktüren aufgelassen?« wendete Walde sich an Grabbe.
»Nee, die waren schon offen, als ich reingekommen bin. Und das Zimmermädchen hat bestimmt nicht alle Schränke geöffnet, nachdem sie Gorzinsky entdeckt hat.«
Walde machte einen großen Schritt über die Blutlache ins Bad. Die blauen Badezimmerfliesen verströmten den Charme der 60er Jahre. Neben der Duschkabine war die Decke von Schimmel dunkel gefärbt.
»Gibt es einen Verdacht, was Gorzinsky zugestoßen sein könnte?« Die Fliesen verliehen Waldes Stimme einen leichten Hall.
Hoffmann trat hinzu und wies auf eine Stelle des Türrahmens. »Ich vermute mal, sein Kopf hatte an dieser Stelle einen sehr unsanften Zusammenstoß.«
»Das kann doch kein Unfall gewesen sein.«
Ein Stockwerk tiefer saß ein korpulenter rotgesichtiger Mann hinter einem Thekenverschlag aus braun-roten Brettern.
»Herr Maas, das ist mein Kollege, Kriminalhauptkommissar Waldemar Bock.«
Der Pensionsbetreiber erhob sich und reichte Walde die Hand, während Gabi sich eine Zigarette anzündete. Der Mann war groß, deutlich über sechzig und hatte sein pomadig glänzendes Haar nach hinten gekämmt. Walde sah hinter der Theke einen geöffneten Ordner, Blätter verschiedener Größen, einen Taschenrechner und einen Locher.
»Seit wann wohnt Gorzinsky bei Ihnen?« Walde legte eine Hand neben die Rufglocke.
»Seit letztem Mittwoch.« Maas sprach mit dunkler, fester Stimme. »Eigentlich wollte er am Sonntagabend abreisen. Weil er bis elf hätte auschecken müssen, hat er korrekt bis Montag bezahlt. Er saß fast den ganzen Sonntag hier bei mir am Empfang und hat Bilder verkauft. Irgendwas hat mit seinem mobilen UMTS-Modem nicht gestimmt. Deshalb musste er meinen Zugang nutzen. Da ist ihm am Samstagabend wohl ein genialer Schuss gelungen.«
Nach seinen kaputten Venen zu urteilen, kannte er sich mit allerlei Schüssen aus, dachte Walde, während Gabi fragte: »Hatte er Besuch?«
Maas schüttelte den Kopf.
»Oder sonstige Kontakte? Hat jemand angerufen oder eine Nachricht hinterlassen oder haben Sie mitgekriegt, dass er …«
»Er war oft hier unten, auch schon vor dem Sonntag, weil er was im Internet zu erledigen hatte. Das geht hier im Haus nur an der Rezeption.«
»Wir waren vorgestern, am Sonntagabend, schon mal hier«, sagte Gabi.
»Das hat er mir erzählt. Auch die Geschichte aus München. Andy«, Maas sprach den Vornamen englisch aus, »hatte da bei mir kein Problem.« Gabi zündete sich erneut eine Zigarette an.
»Tut mir leid, aber hier ist Rauchverbot.« Maas zauberte einen nicht ganz sauberen Aschenbecher unter der Theke hervor.
»Und letzte Nacht?« Gabi drückte genervt ihre Zigarette aus.
Im Treppenhaus tauchte Sattler mit seinen Kollegen auf.
»Zimmer neun«, rief ihnen Walde zu.
»Wie war das letzte Nacht?«, wiederholte Gabi.
»Ab dreiundzwanzig Uhr ist die Bar … also die Rezeption geschlossen. Alle Gäste haben Schlüssel für die Außentür.« Maas zeigte auf ein Schlüsselbrett an der Wand hinter ihm, mit 14 nummerierten Schlüsselhaken. »Ich muss ja auch mal heim.«
»Und nachts ist kein Personal im Haus?«
»Nein.«
»Und an diesem Sonntagabend?«
»Da bin ich früher weg. Meine Gäste sind meist Vertreter. Die reisen ab Montagabend an. Am Wochenende sind die zu Hause. In der Saison kommen hin und wieder Städtetouristen, aber mit zwei Sternen geben sich die meisten nicht mehr zufrieden. Gestern Abend war ich bis kurz nach zehn hier. Da hat Andy noch mit einem aus Zimmer 5 ein Bier getrunken. Ich hab hier irgendwo den Namen.« Maas blätterte die Zettel auf seinem Schreibtisch durch. Er zog ein Blatt in A5-Größe heraus, schob sich die auf seiner Brust baumelnde Brille, die an den Bügeln von Goldkettchen gehalten wurde, auf die Nase. »Können Sie das lesen?« Er hielt Gabi den Zettel hin.
»Du bist doch der Spezialist für Hieroglyphen.« Gabi schob Walde das Anmeldeformular hin.
War der erste Buchstabe des Vornamens ein W?
»Ich hab’ eine Kopie des Ausweises, die können Sie haben.« Der Pensionsbetreiber kramte einen Stapel Blätter unter der Theke hervor.
»Und wann sind Sie heute gekommen?«, fragte Walde, während Maas ihm die Kopie des Ausweises übergab.
»Wie immer. Ich bin wochentags ab sechs im Haus, um das Frühstück zuzubereiten. Frühstück gibt es von sieben bis zehn Uhr. Zwei Sorten Brötchen, zwei Sorten Brot, Butter,
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