Finale Mosel
schon eine Woche verlängert.« Walde erkannte Muths Stimme.
»Und wer bringt das wieder in Ordnung?«, fragte ein anderer Mann in lautem und sehr bestimmendem Ton.
Walde schaute zu Gabi hinüber, die ebenfalls angespannt lauschte.
»Was heißt hier in Ordnung? Jetzt geht es doch erst los. Die Funde müssen gesichert und dokumentiert werden!«, empörte sich Muth.
»Was Sie hier getan haben, ist allenfalls eine Störung der Totenruhe. Meiner Meinung nach haben Tote auch nach zweitausend Jahren noch Respekt verdient.«
»Wir werden doch hier nicht über ethische Ansichten diskutieren?«
»Nein, das werden wir nicht.« Die Stimme des Gesprächspartners klang so emotionslos, als wäre er nach der Uhrzeit gefragt worden. »Ich möchte Sie bitten, das Gelände zu verlassen. Hiermit erteile ich Ihnen Hausverbot. Die schriftliche Begründung erhalten Sie, sobald Sie uns eine Adresse mitgeteilt haben, die eine Zustellung per Einschreiben möglich macht.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
»Welche Regressforderungen und sonstigen juristischen Folgen auf Sie zukommen, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Jedenfalls liegt uns bereits ein Schreiben des Anwalts von Frau Marion Tiefenbach vor, der den Umstand prüft, eine Schadenersatzklage gegen das Land Rheinland-Pfalz wegen unzulänglicher Sicherungsmaßnahmen im Bereich der Grabung«, er hob seine Stimme zu dem anklagenden Ton eines wütenden Staatsanwalts, »Ihrer Grabung, wohlgemerkt, anzustrengen.«
»Was?«
»Verlassen Sie jetzt das Gelände! Andernfalls muss ich den Sicherheitsdienst rufen.«
»So einfach geht … das wird ein Nachspiel haben.« Muth klang vollkommen perplex.
Nun reckte Walde doch den Kopf über das Geländer und sah nach unten. Der zweite Mann trug einen dunklen Anzug. Er hatte braunes lockiges Haar und einen Captain-Ahab-Bart.
Muth entfernte sich mit gesenktem Kopf Richtung Tunnel.
»Er geht«, raunte Walde Gabi zu und eilte zu den Stufen, die hinab zu dem Weg Richtung Ausgang führten. Sie liefen die Stufen hinunter und verpassten Muth, der, ohne seine Umgebung wahrzunehmen, vorbeihastete. Sie folgten ihm schnellen Schrittes.
»Herr Dr. Muth«, rief Gabi, als sie bereits in Sichtweite des Ausgangs waren. »Bitte warten Sie!«
Muth blieb stehen. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust, als wollte er sich gegen einen Angriff wappnen. Als er Walde erkannte, straffte er sich. »Ja? Was gibt’s?«
»Wir möchten Sie sprechen.«
»Das ist im Moment schlecht.« Muth blickte zu dem großen Tor, das geöffnet wurde, und dann wieder zu Walde und Gabi. »Ich muss …«
»Das muss leider warten, bis Sie mit uns gesprochen haben.« Gabis Ton wurde energisch.
»Was ist denn heute nur los?« Muth schüttelte den Kopf, während hinter ihm ein kleiner Bagger auf Gummirädern durchs Tor rollte. »Erst erteilt mir der Heini von der Verwaltung Hausverbot und dann will mich die Polizei nicht rauslassen.«
Walde wartete, bis der Minibagger vorbeigerumpelt war. »Wir sind gekommen, um uns mit Ihnen über andere Dinge zu unterhalten.«
»Dafür habe ich jetzt keinen Kopf.«
»Den sollten Sie sich aber machen.«
»Die wollen sich doch nur die Sensation auf ihre eigenen Fahnen schreiben.«
Walde hatte keine Lust auf Muths neuerliches Gejammer. »Ich würde vorschlagen, Sie begleiten uns ins Präsidium und da unterhalten wir uns ganz in Ruhe.«
Walde brauchte ein paar Sekunden, bis er Gabis Gesichtsausdruck verstand. Wo sollten sie den Mann in Gabis Zweisitzer unterbringen?
Nachdem Gabi mit dem Archäologen das Gelände verlassen hatte, folgte Walde dem Geräusch des Baggers, der durch die zweite Unterführung verschwunden war. Unter dem Bogen hingen noch Dieselschwaden. Das Gerät war von hinten an die Grabung herangefahren worden. Dort gab ein Mann in dunkelgrauem Anzug dem Baggerführer Anweisungen und beobachtete, wie die ersten Schaufeln mit Abraum in die Grube geworfen wurden.
»Mein Name ist Bock von der Trierer Kriminalpolizei.« Walde trat zu dem Mann.
»Reinhard Blumfeld, Burgen, Schlösser, Altertümer des Landes Rheinland-Pfalz.« Der Mann reichte ihm die Hand.
»Gerade eben habe ich mit Herrn Dr. Muth gesprochen.«
»Hat er sich bei Ihnen beschwert?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte Walde zurück.
»Es gab andauernd Stress zwischen den Leuten vom Camp und denen der Antikenfestspiele.« Der Ärger schien erst verspätet bei Blumfeld aufzusteigen. »Die drei Hauptakteure waren Muth, Kehlheim und
Weitere Kostenlose Bücher