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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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während die Frau als treusorgende, gute Seele im Haus agiert, dann sind die Möglichkeiten des Zusammenlebens so vielseitig, so flexibel, dass man einfach alles leben kann! Und dann finde mal ausgerechnet den, dessen Vorstellungen mit deinen soweit übereinstimmen, dass man es wagen könnte, das Experiment Beziehung einzuläuten!«
    Alexandra nickte nachdenklich. Auch sie war optimistisch an die Suche herangegangen und hatte gehofft, im Internet ohne viel Aufwand »dem Mann fürs Leben« zu begegnen. Sie wollte eine Beziehung, keine Affäre, das hatte sie auch in ihr Profil geschrieben. Alles sollte ganz ernsthaft sein. Und nun mussten wir ganz ernsthaft unserer Ergebnislosigkeit ins Auge blicken. Nach einem halben Jahr! Einstweilen umkreisten wir diese Hürden mit Küchenphilosophie und wälzten unsere Gedanken zum hundertsten Mal hin und her.
    »Eva Hermans Mottenkiste kann für mich jedenfalls geschlossen bleiben. Ich könnte nicht so leben, und ich vermute auch, dass Männer vor solchen Frauen große Angst haben«, warf Alexandra nach der dritten Tasse Kaffee in die Diskussion ein.
    »Wenn ich mir vorstelle, dass ein Typ am Morgen nach der ersten euphorischen Nacht die Augen aufschlägt und der Pflaumenkuchenduft aus der Küche ins Schlafzimmer weht, bekommt der doch nicht das Graugans-Syndrom, sondern Panik.«
    »Ja, weil er fürchtet, dass er ab sofort in eine gemeinsame Wohnung ziehen und sein schwer erarbeitetes Geld teilen muss!«
    »Ich kann und will keine Pflaumenkuchenmutti sein, aber erklär das mal einem Mann!«, seufzte ich. »Die Angst vor einer klammernden Neueroberung kann man ihm nicht so schnell ausreden. Da kannst du ihn beruhigen, locker sein und auf ihn einreden, wie du willst. Die sonst so logische Spezies Mann verweigert sich jedem nachvollziehbaren Argument!«
    Wir kamen mit unseren Überlegungen nicht weiter und lösten unseren Kriegsrat für heute auf. Niedergeschlagen und mit noch mehr Fragen im Kopf verabschiedete ich mich von Alexandra.
    Auf dem Heimweg grübelte ich weiter. Wollte ich überhaupt einen Partner? Versuchte ich meine Sehnsucht nach einer neuen Verbindung zu unterdrücken, um mich vor Kummer zu bewahren? Ach was! Es lag nur dran, dass der Richtige noch nicht gekommen war, aber wenn, dann wäre alles von einem Moment auf den andern und mit aller Macht da: die Schmetterlinge und der Wunsch, nur noch mit diesem Einen zusammen zu sein. »So ist das«, sagte ich laut und entschlossen.

    * *
    »Nur nicht aus Liebe weinen«, klingt Zarah Leanders tiefe Stimme aus dem Autoradio. Ich wundere mich über meine Senderwahl. »Es gibt so viele auf dieser Welt, ich nehme jeden, der mir gefällt! Lalalalala …«, singe ich heiser mit.
    Es schneit immer noch, und ich stecke im dicksten Berliner Verkehr fest.
    Bei Carsten habe ich mir viel Zeit gelassen mit einem Treffen – bis zum heutigen Tag. Wir kommunizieren schon seit fast drei Monaten. Zum Thema Beziehung hat er sich bisher – wie die meisten Männer im Netz – nicht eindeutig positioniert. Auf meine Frage, was er hier wirklich suche, schrieb er:
    Ich bin sicher, dass man eine »Beziehung« nicht suchen kann, sondern sie einem begegnet. So oder so. Durch Zufall oder durch das Provozieren. Aber wir werden hier ja nicht so tief in das Thema einsteigen wollen, oder?
    Warum eigentlich nicht?
    Was für eine Frau sollte dir begegnen? Sei mal konkret!, provozierte ich.
    Also, ich gebe mir Mühe … KURZFORM – sonst wird ’ s langweilig: selbstbewusst, freiheitsliebend (nicht wildernd), eine Frau, die sich in der Partnerschaft nicht aufgibt, die ich respektieren kann, die ich lieben kann, die ihr Geheimnis bewahrt und tausend Dinge mehr!
    Das war gefällig kundgetan und dennoch reichlich vage, erinnere ich mich vergnügt.
    Links und rechts neben der Fahrbahn türmen sich schon die ersten schmutzigen Schneeberge. Meine Finger klopfen unruhig gegen das Lenkrad. Es tut sich kaum etwas. Wenn sich der Verkehr weiterhin so schleppend vorwärts bewegt, werde ich zu spät kommen.
    Hätte ich mich früher mit ihm treffen wollen, wenn er eindeutiger gewesen wäre? Warum drängelte er nicht? Was war der Grund dafür, dass ich alles andere wichtiger fand, als ihm schnellstmöglich real zu begegnen? Wenn ich ehrlich bin, gab es aber auch bis vor meinem Urlaub einen noch »ungeklärten Fall«. Einen Mann, dessen Kompatibilitätsprüfung nicht abgeschlossen war.
    Das macht die virtuelle Suche so anders als in der Realität. Schon nach kurzer Zeit

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