finde-mich-sofort.de (German Edition)
zu können.
»Dit habe ick ja noch nie erlebt, hör ma. Dat dit och schnell jehn kann. Aber ick muss jetz, machet jut. Tschö mit ö!«
Schneller Kleiderkauf schien als Auswahlkriterium nicht auf Berlinas Häkchenliste zu stehen, denn er meldete sich vorerst nicht mehr. Ich wartete auch gar nicht darauf, weder auf einen Anruf noch auf eine SMS von ihm.
Vierzehn Tage nach dem Zoobesuch klingelte mein Telefon: »Du, ick wollte mich doch noch ma kurz melden. Um dit sauber hinzukriejen. Weeßte, Prenzelberg is ohne Auto einfach zu weit weg von Potsdam!«
Schade, Berlina , war mir trotzdem ein Vagnügen!
* *
Konnte ich mich etwa nicht mehr verlieben? Irgendwo hatte ich einmal gelesen, dass man, wenn man verliebt ist, 97 Prozent des Tages an den Geliebten denken müsse. Ich musste nicht. An niemanden. War ich emotional schon so vorsichtig geworden, dass ich es nicht mehr zuließ? Musste ich mich in das Single-Schicksal fügen?
Bei dem allsamstäglichen Telefongespräch mit meiner Mutter erzählte ich ihr von der Angst, mich nie, nie wieder verlieben zu können. Sie bemühte sich, mich zu trösten. Sie fand meine, wie sie es ausdrückte, »öffentliche« Suche nach einem Mann ohnehin anstößig.
Nicht zum ersten Mal sagte sie: »Kind, dann stellst du dich eben darauf ein, allein zu bleiben!« Anfänglich habe ich bei diesen Worten zuversichtlich und optimistisch in mich hinein gelächelt und mir meinen Teil gedacht, jetzt brachte mich der gleiche Satz zur Raserei.
» Ich will nicht allein bleiben , Mama !« *seufz*
Virtuell geht nicht schnell
Ich beschloss, meine Schwester zu konsultieren. Diesmal trafen wir uns in ihrer Küche. So wie wir uns unterscheiden – in Charakter und Lebensweise –, so verschieden sind auch unsere Küchen. Ich besitze eine nagelneue Einbauküche, jedes Stück hat einen festen Platz und wird verwendet. Was nicht gebraucht wird, hat in meiner Küche nichts zu suchen. Nur neben dem Küchensofa steht ein alter Vitrinenschrank mit einer unnützen, aber schönen Vase voll künstlicher Mohnblumen und einer daneben sitzenden Putte geschmückt. Bei Alexandra sieht die ganze Küche geschmückt aus. An den Wänden stehen rundherum Regale, dicht bestückt mit Geschirr und alten Bügeleisen. Grafiken und Fotos hängen bunt durcheinander. Küchentisch und Stühle sind antik und ein wenig wackelig.
Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee und fragte: »Woran liegt es? Wir sind jetzt schon fast sechs Monate im Netz, und nichts passiert. Liegt es an den Männern, ihrer mangelhaften Libido, ihrem Kinderwunsch oder an Zwanzig-Kilometer-Entfernungen?«
Alexandra zuckte nur ratlos mit den Schultern.
»Eigentlich müsste ich doch schon nach den ersten fünfzehn Sekunden wissen«, fuhr ich fort, »ob der, der mir gegenübersitzt, mein Traumpartner ist oder nicht, damit ich den umständlichen Versuch, sich näherzukommen, entweder abhaken kann oder, von großen Gefühlen überwältigt, zu schielen anfange. Aber weder das eine noch das andere tritt ein.«
»Hallo, Pheromone! Könnt ihr nicht mal was für uns tun?«, scherzte meine Schwester.
»Vielleicht funktioniert auch unser Vomerol-Nasal-Organ in der Nasenscheidewand nicht mehr, mit dem man normalerweise die Pheromone des potenziellen Partners wahrnimmt.«
»Verkümmert bei der Suche im Internet mangels direkter und vor allem intimer Kontakte?«
Wir stocherten im Dunkeln bei der Analyse unseres bislang erfolglosen Vorhabens. Was konnten wir anders, besser machen?
Alexandra nahm nun das Problem von der anderen Seite unter die Lupe: »Was erwartet denn ein Mann, wenn er sich auf eine Beziehung einlässt?«
Ich zitierte den Psychologen, den ich mit meiner klitzekleinen Shopping-Einlage verschreckt hatte: » Berlina sagte, ein beziehungsfähiger Mann sei seltener als ein Sechser im Lotto!«
»Na, der muss es ja wissen!«
»Aber woher kommen diese Beziehungsängste? Wir sind doch moderne Frauen, locker und unkompliziert, können uns jedes Beziehungskonzept anhören, sind neugierig und tolerant und unter Umständen sogar kompromissbereit!«
»Ja«, Alexandra nickte, »ich kann mir durchaus auch eine unabhängige Partnerschaft vorstellen. Man muss nicht jede freie Minute miteinander verbringen, kann sich gegenseitig Freiräume lassen.«
»Und wenn unser Problem woanders liegt? Wenn die althergebrachte Gemeinschaft zwischen Mann und Frau ausgedient hat? Wenn niemand mehr erwartet, dass der Mann die Rolle des Ernährers und Problemlösers übernimmt,
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