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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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Aber so sind sie, die Künstler. Auch Mama Querflöte war unkompliziert. Wir plauderten angeregt, ohne dass ich das Gefühl hatte, als potenzielle Schwiegertochter auf dem Prüfstand zu stehen.
    Bevor wir uns am Abend trennten, lud ich Querflöte für den nächsten Tag ein, mich zu einem Moderatoren-Casting nach Hamburg zu begleiten. Er sagte sofort zu und versprach, sich um die Hotelreservierung zu kümmern.
    Am Nachmittag eines kalten, verregneten Herbsttages ging es los. Routenplaner Querflöte saß auf dem Beifahrersitz, und meine Vorfreude auf die Dinge, die da kommen mochten, war riesig. Abends trafen wir einen Freund von Querflöte , verzockten ein paar Euro im Spielcasino an der Reeperbahn und gegen 23 Uhr bezogen wir unser Hotelzimmer. Natürlich hatten wir nur ein Doppelzimmer bestellt, man muss schließlich sparsam sein. *schmunzel*
    Als wir ins Bett wollten, schamhaft mit Badehandtüchern umwickelt, stellten wir fest, dass es nur eine Bettdecke gab.
    »Bei dem Preis!«, echauffierten wir uns und grinsten breit. Wir bestellten keine zweite …
    Beim Frühstück am nächsten Morgen übten wir die Moderationstexte für das Casting: »Hallo und herzlich willkommen zum großen Finale von ›Animal Planet sucht das Supertier‹!«
    APSDS ! Hahaha! Zehn Anläufe, bevor ich das aufsagen konnte, ohne dabei lachen zu müssen.
    »Wussten Sie eigentlich, dass der Pottwal eine der erstaunlichsten Entwicklungen im Tierreich hinter sich hat? In den zehn Millionen Jahren, die er benötigte, um seinen Lebensraum vom Land ins Wasser zu verlegen, hat er erstaunliche Fähigkeiten entwickelt. So kann der Pottwal in seinen Muskeln Sauerstoff speichern, den er braucht, um in einer Tiefe von 2000 Metern nach Tintenfischen zu jagen. Dabei sinkt seine Herzfrequenz von hundertzwanzig auf ganze vier Schläge pro Minute!«
    »Boah! Ich kann dafür dicke Backen machen!«
    Wir kicherten und zogen die Blicke aller anderen Gäste im Speisesaal auf uns.
    Um es gleich vorwegzunehmen: Ich habe nie wieder was von der Casting-Agentur gehört, nicht mal ’ne Absage. Aber das war in dem Fall egal, denn – um mit Querflöte zu sprechen: »Das Casting war sowieso nur das ›Kompott‹!«
    Das Leben fühlte sich plötzlich ganz leicht und cool und wunderbar an. Es hätte ewig so weitergehen können. Aber das sollte es nicht. Einige Tage später, wir lagen zusammen auf seinem Hochbett, sagt er plötzlich: »Duhu, ich habe noch eine Beziehung zu einer anderen Frau. Können wir uns trotzdem weiter treffen?«
    Ich schluckte, hielt kurz die Luft an und sagte wider besseren Wissens: »Gut, dass du ehrlich bist. Ja, wir werden uns weiterhin sehen!«
    Als ich in meinem Auto saß, flossen die Tränen. Das konnte doch gar nicht sein. Wir passten doch so fantastisch zusammen. Er: Löwe, Aszendent Stier, ich: Stier, Aszendent Löwe. Die Nummer unseres Hotelzimmers in Hamburg war 333, genauso wie mein Autokennzeichen. »Fügung«, hatte Querflöte damals gesagt. Damals, vor drei Tagen! Wir gingen so selbstverständlich miteinander um, als wäre es nie anders gewesen.
    Er hatte also eine Geliebte. Eine Auszubildende, erst einundzwanzig! Im Moment war sie für mehrere Wochen im Urlaub und nicht in seiner Nähe! Tränen weggewischt und weiter. Was interessierte mich so ein Kind? Ich blendete es aus. Knips! Es war wie eine Sucht. Ich fühlte mich so gut mit ihm. Er war toll. Ich konnte jetzt nicht einfach aufhören. Vielleicht war es ja das Graugans-Syndrom oder ein besonders schwieriger Fall von weiblicher Ignoranz. Das Verdrängen funktionierte bei mir jedenfalls einwandfrei. Ich dachte einfach nicht mehr daran. Und Querflöte und ich setzten nahtlos fort, was so fantastisch begonnen hatte. Wir fuhren von einem Event zum nächsten. Alles war neu, spannend, bunt. Ganz anders als meine konventionellen bisherigen Beziehungen. Wir fuhren nach Wolfsburg zum Konzert von Ian Anderson, dem brillanten Musiker von »Jethro Tull« mit der »Neuen Frankfurter Philharmonie«, waren im Konzert der »17 Hippies«, trafen uns mit Musikern und Freunden von Querflöte , quatschten stundenlang in seiner Lieblingsbar und fuhren für zwei Tage ins »Tropical Island« im Spreewald. Südsee-Romantik mitten im Winter. Kurz vor Weihnachten waren wir bei der »José Carreras Gala« in Leipzig. Querflöte zog sich einen schicken Anzug an und schminkte sich seinen Lidstrich. Ich hatte ihm einen Eyeliner geschenkt. Super cool fand ich das. Die Presse war auch sehr aufgeregt. Tatjana

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