Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
Vom Netzwerk:
gab es mehrere Männer, die mir sympathisch waren. So drei bis vier kamen immer infrage und wurden wie Briefmarken eingesammelt und auf einer Favoritenliste abgespeichert. Wir schrieben einander E-Mails. Dann löschte ich mal den einen, weil er sich nicht mehr meldete oder eine andere Frau kennengelernt hatte, mal den anderen, weil ich ihn getroffen und mich nicht verliebt hatte. Wenn sich Neuankömmlinge auf der Single-Seite anmeldeten und meinen Auswahlkriterien entsprachen, kamen sie wiederum auf meine Liste.
    Ich weiß heute, dass ich naiv war, weil ich so viel Zeit für diesen »ungeklärten Fall« aufwendete. Aber vor vier Monaten hielt mich diese Geschichte in Atem.

Querflöte
    Ein Foto im Internet machte mich neugierig. Es sah aus wie ein Fahndungsfoto – »Wanted!« Starrer Blick, halblange dunkelblonde Haare, im linken Ohr zwei Ohrringe, einer davon ein Elefant. Als ich Foto und dazugehörigen Mann meiner Schwester zeigte, seufzte sie: »Tati, der ist Musiker! Auf solche Männer stehst du doch gar nicht, der passt doch eher zu mir!«
    »Nichts da, Alexandra«, protestierte ich gleich, »den möchte ich kennenlernen!«
    Alexandra und ich haben einen gänzlich anderen Männergeschmack. Sie sucht die Kreativen, absonderlichen, alternativen, künstlerischen und vor allem langhaarigen Männer. Ich stehe eher auf die konservativen, ein bisschen jungenhaften, meist kurzhaarigen und sehr anständig wirkenden Exemplare der männlichen Spezies. Das war bisher immer schiefgegangen, sonst wäre ich ja noch verheiratet und würde nicht schon mein zwanzigjähriges Scheidungsjubiläum feiern. Ich erklärte Alexandra also, dass es an der Zeit sei, alte Gewohnheiten fahrenzulassen und mein Beuteschema zu korrigieren.
    Ich verabredete mich mit Querflöte . Er, ein waschechter Berliner, hatte in Potsdam zu tun. Eine bekannte Rockband trat bei einer großen Veranstaltung auf und er begleitete sie. Diese Gelegenheit wollten wir nutzen. Ich schlug ein Restaurant vor, von dem ich wusste, dass der Koch in einer Gourmet-Zeitung einen Stern bekommen hatte.
    Ich liebe es, lecker essen zu gehen! In meinem Single-Haushalt ist der Kühlschrank immer leer. Für mich allein zu kochen, macht keinen Spaß, und außer Spiegeleiern mit Speck gelingt mir auch kaum etwas. Schon deshalb freue ich mich immer, wenn ich in netter Gesellschaft zum Essen ausgehen kann. Die Auswahl des Lokals für Querflöte und mich fiel mir also nicht schwer. Viel schwieriger dagegen war die Auswahl des Outfits. Meine übliche sportlich-elegante Variante »Pullover über Bluse, aber Jeans und rote Lackpumps« schien mir für das Treffen mit einem Rock-Musiker nicht passend. Ich entschied mich für ein »Rolli-Jeans-Turnschuh«-Outfit und war damit nicht nur für das Lokal, sondern auch im Vergleich zu ihm völlig underdressed. Mist! Er trug schwarze Jeans und darüber ein geschmackvolles schwarzes Hemd. Ich saß schon, als er das Restaurant betrat. Er hängte langsam seinen schweren Ledermantel an die Garderobe und kam dann grinsend an meinen Tisch.
    »Hallo!« – »Hallo!«
    Mann, war ich aufgeregt! Zum Glück wurden uns sofort Menükarten gereicht, in die ich mich vertiefen konnte. Eine Minute später trat der Sterne-Koch höchstpersönlich an unseren Tisch und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, aber die Hähnchenspieße auf Mango-Chutney und Zitronengras sind aus!«
    Querflöte schaute den Koch entsetzt an und sagte plötzlich in perfektem und tiefstem sächsischen Dialekt: »Das is nü ihr Ernst! Isch ruf de Bullen!«
    Das befreiende Lachen schwemmte meine gesamte Anspannung hinweg. Wir bestellten beide Entenkeule mit Klößen und Rotkraut. Querflöte trank nur Wasser. Seit elf Jahren sei er trocken, erzählte er freimütig. Und weil Ausfragen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist, erkannte ich in Querflöte sofort das perfekte Opfer meiner Leidenschaft. Selten traf ich einen Mann, der so offen auf alle meine Fragen antwortete. Ich erfuhr, dass er schon als Kind Musiker werden wollte und bereits im Vorschulalter die Musikschule, später eine Spezialschule besucht und nicht lange nach seinem Abschluss als Solist in einem Orchester gespielt hatte.
    »Mein lieber Herr Gesangsverein!«, staunte ich hier und da, verkniff mir aber jegliche Bemerkung zu den Heerscharen von Mädchenherzen, die er gewiss mit seinem Musikercharme gebrochen hatte. Männer, die Musik machen, sind einfach ein Phänomen, dem sich kein weibliches Wesen zu entziehen vermag, angefangen bei

Weitere Kostenlose Bücher