Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
Vom Netzwerk:
Meissner bei einem öffentlichen Auftritt mit einem Mann ! Sonst hatte ich Schwester, Tochter oder Freundin dabei. Die Leipziger Volksstimme spekulierte danach – mit Foto – »Ist er es oder ist er es nicht?« Und Querflöte hatte sich nicht gegen die Veröffentlichung gewehrt. Gutes Zeichen oder gutes Marketing?
    Das bunte Programm mit Stars wie Hansi Hinterseer zugunsten krebskranker Kinder war für einen Rockmusiker weiß Gott nicht so interessant. Doch Querflöte s gute Laune blieb unerschütterlich. Er litt mit Udo Jürgens, der als einziger live sang, wobei sein Flügel und das Orchester musikalisch immer weiter auseinanderdrifteten. Ein Opernsänger strengte sich bei den hohen Tönen so an, dass Querflöte mir zuflüsterte: »Gleich platzt er!« Wir prusteten los, böse Blicke von den neben uns Sitzenden erntend.
    Auf die Frage an meinen Moderations-Kollegen Achim Geimer, wie er Querflöte denn fände, sagte dieser: »Sehr speziell, nichts zum Heiraten«. Schade!
    Nach der Party bezogen wir ein Hotelzimmer, und im Zimmer nebenan wohnte Pastor Jürgen Fliege. Ich ahnte schon, dass das ein böses Omen sein könnte. Prompt platzte uns das Kondom. Kann man die Herstellerfirma eigentlich dafür haftbar machen? Egal ob Kind oder HIV ? Muss man das
Kondom dafür einschicken? Das dürfte eine Gesetzeslücke sein.
    Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an seine jugendliche Zweitfreundin. Ich sah sie ja nicht. Wenn Querflöte und ich mal nicht unterwegs waren, saß ich tagelang bei ihm zu Hause und lauschte staunend seinen Kompositionen oder beobachtete ihn beim selbstvergessenen Querflötenspiel. Wir gingen ins Kino, in die Sauna, er kochte Spaghetti, und wir hörten dazu natürlich Verdi. Wir schickten uns SMS und MMS , wenn wir nicht zusammen waren, und verbrachten Silvester miteinander. Alles schien perfekt. Weil es perfekt sein sollte. Ich überhörte seine Hinweise, ignorierte, dass er kaum eine Frage an mich stellte und immer wieder betonte, dass er erst mal mit sich klarkommen müsse, nach all seinen gescheiterten Beziehungen. Ich übersah die andere Zahnbürste in seinem Bad. Ich wollte sie übersehen.
    Das böse Erwachen kam, als er sich wieder in seine Arbeit vertiefte. Über die Feiertage hatte er sich freigenommen. Doch gleich am ersten Januar begann er mit dem Komponieren neuer Songs. Ab diesem Moment meldete er sich nicht mehr. Überhaupt nicht! Keine Nachricht. Nichts. Er reagierte bestenfalls kurz und unverbindlich auf eine SMS von mir. Ich war auf Entzug und litt schrecklich. Hatte ich mich etwa verliebt? Mein Zustand – dieses Warten, Hoffen und Bangen – ließ kaum einen anderen Schluss zu. Nach einer Woche schrieb ich ihm eine Mail:
    Vom ersten Tag an war ich fasziniert von dir. Es gab so viele Gemeinsamkeiten, so viel, was uns verband. Ich habe mich in dich verliebt! Und dann kam der Januar. Du arbeitest wieder und musst ins normale Leben zurückfinden. Seitdem ist alles anders. Du gibst mir das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, und ich befürchte, dass du mir nicht sagst, was du eigentlich sagen müsstest!
    Querflöte antwortete sofort:
    Ach du Schreck, da isses! Hab schon drauf gewartet. Als wir uns kennenlernten, war ich im Ausnahmezustand. Ich habe nicht gearbeitet und in den Tag hineingelebt. Das mit dem Verliebtsein macht die Sache nicht einfacher. Keine Ahnung, aber vielleicht will ich im Moment nicht geliebt werden. Habe ich so tiefgründig mit dem Thema Beziehung abgeschlossen, dass ich abblocke, wenn es zu eng wird? Mit anderen Worten, bin ich eigentlich so, wie ich nie werden wollte? Es ist schwer, mit ’ ner Mail Schluss zu machen. Habe schon drei Schlüsse verworfen … also ohne Ende!
    Ich fuhr zu ihm und fragte: » Querflöte , ich muss das von dir hören. Stimmt es, dass du mich nicht mehr sehen, nicht mehr mit mir schlafen möchtest, dass ich dich nicht mehr
besuchen soll?« Stille. Und dann, ganz leise antwortet er: »Ja!«
    An der Tür umarmten wir uns noch mal, ganz fest. Ich hätte ihm noch so viel sagen wollen, musste aber weinen. Nicht wie sonst in einer solchen Situation aus Frust, Hass oder verletztem Stolz. Ich war einfach traurig, lief schnell die Treppe runter und schrieb zu Hause eine letzte Mail:
    Etwas möchte ich dir noch sagen. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Manchmal verliebt man sich eben nicht, weil es die falsche Person oder der falsche Zeitpunkt ist. Bei mir ist das auch manchmal so. Was du tust und wie du bist, ist vollkommen in Ordnung!

Weitere Kostenlose Bücher