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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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denke ich an den Frühsommer des vergangenen Jahres. Hier in der Nähe hatte ich schon mal ein Date. Damals war Berlin bunt und hell und erstaunlich ruhig in der drückenden Nachmittagshitze. Ich parkte mein Auto in einer Tiefgarage. Pünktlich 15 Uhr schlenderte ich zwischen den in der Sonne auf der Straße stehenden Bistrotischen entlang, alle alleinsitzenden Männer im Visier. Diesmal sollte ich einen einundvierzigjährigen Autor treffen. Wir hatten uns ein paar Mails geschrieben und nun im »Schwarzen Café« verabredet. Sich nachmittags zu treffen, ist von Vorteil. Man weiß genau, dass man abends wieder »frei« hat und sich nicht umständlich rausreden muss, wenn man schon nach kurzer Zeit feststellt, dass kein Funke überspringen wird. Ein dunkel gelockter, großer Mann mit Brille strahlte mich offen an. Er konnte es rein äußerlich zwar nicht sein, trotzdem fragte ich: »Wartest du auf mich?«
    »Nein«, antwortete er, »aber das würde ich gern.« Also nahm ich am Nachbartisch neben dem freundlichen Unbekannten Platz. Nach ein paar Sätzen Small Talks sah ich, dass auf seinem Tisch ein Flyer lag. Ich muss recht auffällig darauf geschielt haben – sagte ich schon, dass ich ungeheuer neugierig bin? –, denn er reichte ihn mir lächelnd. Aha, ein Masseur. »Klassische Massagen, Wohlfühlmassagen, Tantra.« Seine Praxis war gleich um die Ecke. Tantra ?!
    »Ruf mich doch mal an, wenn du eine schöne Massage haben möchtest«, sagte er noch zu mir, als mein Autor eintraf. Ich steckte den Flyer schnell in die Hosentasche, dann drückte mir der Autor zur Begrüßung die Hand.
    Ich erkannte sofort: der war es nicht! Autor sah zwar großartig aus, fast jungenhaft, und war nett. Aber nett ist es auch beim Fleischer. Wie gut, dass wir uns am Nachmittag verabredet hatten. Schon eine Stunde später saß ich wieder im Auto und freute mich, nach Hause fahren zu können. Ich schrieb gleich eine E-Mail an Mr . Tantra . Ich fand unser Zusammentreffen sehr außergewöhnlich. Allein schon wegen der Faszination, die der Zufall in solche Geschichten zaubert.
    Siehste, dachte ich mir, geht ja doch noch was im richtigen Leben!
    Wir verabredeten uns ein paar Tage später zum Frühstück und wollten anschließend baden gehen. Wir verspeisten im sonnendurchfluteten Bauernhof Brot, das gerade aus dem Ofen kam, Eier von glücklichen Hühnern, dazu frisch gepressten Orangensaft. Ich fand ihn immer noch attraktiv. Seine großen schönen Hände konnten bestimmt sensationell massieren. Seine vorrangige Sorge war, dass Frauen von seinen delikaten Massagen verschreckt sein könnten. Ich nicht. Ich war wissbegierig wie immer und fragte ihn gnadenlos aus. Zum Thema Tantra fiel mir nämlich nur Sex ein. Langsamer, lang vorbereiteter Sex. Oder war das falsch? Natürlich falsch. *grummel*
    Mr . Tantra erklärte mir, dass es sich um eine sehr sinnliche Massage handelt, in die tantrische Rituale wie Waschungen oder die Begrüßungszeremonie integriert würden. Alle Körperteile würden massiert, bis hin zum Intimbereich. Mit allen Sinnen genießen. Wie aufregend! *kicher*
    Gesättigt und guter Dinge fuhren wir zum Baden an die Krumme Lanke. Die Sonne schien heiß. Viele, zum Teil auch nackte Badegäste teilten die Liegewiese mit uns. Mir fiel gleich auf, dass Mr . Tantra ein sehr sinnlicher Mann war, der gern anfasste und gern genau hinschaute. Also ließ ich die Bikinihose an. Bloß keine falschen Signale senden. Als Mr . Tantra vom Schwimmen zurückkam, entledigte er sich seiner Badehose. Meine Augen wurden von dem freigelegten Körperteil magisch angezogen. Ich konnte einfach nicht weggucken. *staun fassungslos*
    Ein hektischer Blick in die Runde, Angst, noch andere Badegäste könnten aufmerksam werden – und schwupp, hatte ich ihm ein Handtuch über sein Gemächt geworfen. So etwas Großes hatte ich noch nie gesehen. Meine Hormone spielten plötzlich total verrückt. Ich schlug vor, den schädlichen Strahlen der Sonne zu entfliehen.
    »Vielleicht«, fragte ich vorsichtig an, »wäre es ja möglich, von dir eine Massage zu bekommen?«
    Mr . Tantra dankte mir hoch erfreut für mein Vertrauen. Ich schätzte allerdings, dass dieser Anfall von Massagegier weniger mit Vertrauen als mit mehreren partnerlosen Monaten zu tun hatte. Also los. Seine Praxis war mit einer großen Matratze, vielen Grünpflanzen, Regalen und einer Stereoanlage ausgestattet. Er entzündete Kerzen, aus der Stereoanlage ertönte esoterische Musik, Räucherstäbchen

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