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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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Was bist du denn für ein Mann? Du versuchst an mir zu sparen und bist absolut unhöflich zu mir. Du lässt mich aus
Potsdam anreisen, den Einkauf und den Tank bezahlen. Du willst von mir gefahren werden, obwohl du die ganze Woche lediglich von einer Feier zur nächsten gegangen bist! Und jetzt willst du noch nicht mal den Scheiß-Imbiss bezahlen?
Das ist wirklich das Allerletzte!‹ Ich hab mich filmreif auf dem Absatz umgedreht. Auf dem Weg zum Auto fielen mir zig Situationen ein, an denen ich es eher hätte erkennen müssen. Er teilte die Rechnungen in Kneipen, zahlte nur ein einziges Mal bei McDoof alles. Der angeblich kaputte
Wasserhahn, die Einkäufe, die er nie bezahlte, die Kino-eintritte, die ich übernahm, die Autofahrten, die ich absolvierte, und die Lebensmittel, die in meinem Kühlschrank immer vorhanden waren, ganz im Gegensatz zu seinem Vorratsverhalten.«
    Alexandra blickte mich mit düsterem Blick an, die Zornesfalte auf der Stirn und schimpfte: »Wie blöd ich gewesen bin mit meinem grenzenlosen Vertrauen, und wie lange ich das Theater mitgemacht habe, bestimmt zehn Wochen! Ich, der hormongeleitete Naiv-Ossi in ganzer Pracht! Und was soll ich dir sagen, er geizte sogar mit Sex!«
    »Aber es gibt doch auch geizige Ossis!«, erwiderte ich.
    »Mag sein«, sagte sie traurig, »Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht darum, dass wir uns, in der Hoffnung endlich auf dem richtigen Weg zu sein, eilfertig auf den Anderen einstellen und uns in unserer Persönlichkeit beschneiden. Wo bleiben wir mit unseren Wünschen?«
    Ich nahm ihre Hand und tröstete sie: »Ärger dich doch nicht, Schwesterherz. So etwas passiert. Wir müssen zukünftig besser aufpassen!«
    »Na dann, Tati, pass gut auf dich auf!«

Konsequenzen
    Natürlich passte ich auf mich auf. Für mich war das Geiz-Thema aber doch gar nicht relevant. Ich konnte mich auch nicht mit Alexandras Ossi-Wessi-Definition anfreunden und wollte nicht wahrhaben, dass mein Peter so ein stilloser Typ sein sollte wie ihr ADVOCARD .
    Bei mir war das doch ganz anders, redete ich mir ein, ich hatte mit Peter jemanden gefunden, der sich genauso für alles Menschliche, Kulturelle und auch Ökonomische interessierte wie ich. Der alle Dinge so erklären konnte, dass immer eine Unterhaltung möglich war. Mein Gehirn kam mir vor wie ein Schwamm, ich sog alles auf. Wie ein Informationsjunkie auf Entzug. Jetzt wusste ich wieder, was Zweisamkeit bedeutet. Mir war lange nicht mehr so klar, wie sehr ich all das vermisst hatte, wie sehr meine selektive Wahrnehmung mir in den letzten Monaten vorgegaukelt hatte, dass ich auch allein glücklich sei. Ich spürte, dass ich lebte. Wir verstanden uns einfach. Wir waren beide die ältesten Kinder einer Familie, immer ordentlich, verantwortungsbewusst und vernünftig. Ach, war das schön. So viele Parallelen in unserem Leben! *seufz* Da spielt doch Geld nun wirklich keine Rolle! Oder? Auf der anderen Seite gibt es einiges, was man nicht bezahlen kann. Bald würde ich schmerzlich feststellen müssen, dass Geld nicht das Wichtigste und Vertrauen unbezahlbar ist.
    Wenn man verliebt ist, ist alles, was der andere sagt, richtig. Man schaut durch dieselbe Brille, links und rechts wird ausgeblendet! »Ich verstehe genau, was du meinst!«, ist der häufigste Satz oder Gedanke. *schiel verliebt* Bitte, lass es so bleiben für immer und ewig! Ich will leben, lieben und lachen! Ich musste sehr oft lachen. Vor allem seine Wortwahl erheiterte mich. Wir kochten zusammen. Es sollte Garnelen geben. Als ich ihm mitteilte, keine Zitronen im Haus zu haben, schaute er ins Kochbuch und äußerte: »Ich sag’s nur ungern, aber Zitronen sind unverzichtbar!« *kicher* Kurz vor seiner Abfahrt ins Büro – wir küssten uns zum Abschied – flüsterte er: »Ich verlasse jetzt leicht erregt deine Wohnung. Das ist für deinen Ruf im Haus auch wichtig!« *lach* Schön auch der Satz: »Wenn du DANACH nicht nur eine Zigarette, sondern eine Zigarre rauchst, bin ich wirklich stolz auf mich!« *brüll*
    Wie war das alles möglich? Ich verliebte mich Hals über Kopf in einen Mann, der nicht nur ganz anders war, als ich mir einen Traummann vorgestellt hatte, sondern auch verheiratet. Ich ging eine Beziehung ein, obwohl ich genau wusste, dass wir nie ein Paar sein würden, weil ich nicht mit der Verantwortung leben wollte, dass er seine Kinder verlässt und weil er sie nie verlassen würde.
    Es war mir egal. Ich wollte darüber nicht nachdenken, nicht jetzt und nicht

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