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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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schlechtere Bezahlung im Job schnell auf Küche und Kinder reduziert werden. Ich wollte auf jeden Fall frei und unabhängig sein und schreckte davor zurück, mich mit Männern abzugeben, die mit ihrem Geld protzten. Ich wollte nicht von einem Mann zur Unselbstständigkeit verdammt sein und mit seinem Geld und nach seinen Vorstellungen leben. Solche Typen sollten sich doch eine der Provinzprinzessinnen greifen, die einen Versorger suchen, der ihnen uneingeschränkt seine Brieftasche, sein Herz und wilde Stellungswechsel schenkt.
    Wissenschaftlich beschäftigt man sich erst jetzt, im neuen Jahrtausend, mit der sogenannten Neuen Feminisierung . Da gibt es auch gleich einen Begriff, der Frauen beschreibt, die den Leistungsgedanken verinnerlicht und damit eine realistische Chance auf ein selbst bestimmtes Leben haben: das Alphaweibchen . Jetzt erst!!! Mich gibt’s schon über vierzig Jahre 6 .
    An diesem verregneten Sommertag hatte ich diese Vorurteile längst nicht mehr. Ich sah Peter über den weiß eingedeckten Tisch in meinem Lieblingsrestaurant an und ahnte nicht, dass Gedanken über finanzielle Abhängigkeit bei ihm völlig grundlos waren. Ich konnte nicht wissen, dass er mich niemals auch nur mit einem kleinen Geschenk beglücken und sich seine Großzügigkeit ausschließlich auf intellektuellen Austausch beschränken würde.
    Unser Gespräch, seine Art zu reden, mir Unverständliches begreifbar zu machen, seine Sicht auf die Dinge, seine unprätentiöse Art fesselten mich im Laufe des Abends zusehends. Ein Kosmopolit ohne Attitüden. Sein Wortschatz schien unerschöpflich zu sein, trotzdem oder gerade deshalb konnte er die kompliziertesten Dinge verständlich darlegen. Ich war begeistert. Dass er verheiratet war und kleine Kinder zu versorgen hatte, spielte für mich keine Rolle. Er war von Anfang an ehrlich gewesen, und ich dachte, dass ich mir auf dem Weg zum »Richtigen« die Zeit auch mal mit einem »Falschen« vertreiben könnte.
    Mir fiel ein Spruch aus meiner Postkartensammlung ein: »Man muss im Leben viele Raupen kennenlernen, bis man einen Schmetterling trifft!«
    Seit anderthalb Jahren suchte ich schon nach einem »Schmetterling«. In dieser Zeit hatte ich jede Menge Postkarten mit schlauen Sprüchen geschenkt bekommen oder gekauft. Sie hingen zur Erbauung und zum Trost rund um meinen Spiegel an der Flurgarderobe. Wenn ich früh in den Spiegel sah, las ich:
    »Das Leben ist auch ohne Männer schon kompliziert genug.«
    »Vier von fünf Männern kannst du dir in die Haare schmieren« oder »Schicken ist Fön«.
    Darum ging es Peter wohl in erster Linie. Ich hing an seinen Lippen und verstand jetzt, was er in seinem Profil mit »the sexiest organ – the brain« meinte. Er erzählte mir, dass er in über zehn Jahren Ehe seine Frau noch nie betrogen habe, und noch war ich distanziert genug, ihn auf alle Unwägbarkeiten, Schwierigkeiten und Gefahren eines Verhältnisses aufmerksam machen zu können. Unser erster gemeinsamer Abend im Restaurant »Waage« endete mit einer hohen Rechnung, die Peter ungerührt beglich. Das war, wie ich später erfahren musste, ein großer Sympathiebeweis und alles andere als selbstverständlich für ihn.
    Wenige Tage später »brach sich meine Logik das Genick« – um mit Annett Louisan zu sprechen. Oder waren es die Pheromone, die mich so angenehm blind, selbstbewusst und siegessicher machten, die mir einflüsterten, dass mir doch gar nichts passieren könne, weil ich mich im Griff habe. Ich redete mir ein, dass so eine Liaison vielleicht genau das wäre, was mich glücklich machte. Ich hätte ausreichend Freiräume, könnte meinen Beruf ohne Einschränkung und ungehindert am Wochenende ausüben, wenn der gebundene Liebhaber mit seiner Familie beschäftigt war.
    Ich verabredete mich wieder mit ihm und schlug alle absehbaren Gefahren einer solchen Affäre in den Wind. Bei unserem nächsten Treffen bezauberte er mich erneut mit seinen Worten. Es war aufregend ihm zuzuhören, obwohl er in sich zu ruhen schien. An mir faszinierte ihn, wie er mir später schrieb, meine wache, vorurteilsfreie, respektlose, direkte Art, die nie schamlos oder verletzend ist. Wir schmachteten uns in einer naiven und komisch zögerlichen Art an, genossen den Abend in der »Meierei« am See. Als die Rechnung kam, rührte er sich nicht. Peinlich berührt und zu feige, ihm meine Meinung zum Thema Geliebte und »Rechnung bezahlen« zu erklären, übernahm ich sie. Ich wollte den Abend mit ihm genießen

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