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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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Element. Ihre Nasenflügel beben, sie zieht gierig am Glimmstängel.
    » EQUI ist einfach toll. Er ist ein multipler Künstler, der sich in fast allen Metiers zu Hause fühlt. Ein interessanter Mann! Endlich! Was und wie er schreibt ist modern, gefällt mir und macht mich neugierig. Zwischen uns ist ein regelrechtes Schreibfieber entbrannt.«
    »Das hattest du doch schon mal mit Bodytalk !«
    »Diesmal ist es anders. Täglich bekomme ich von ihm seine Arbeiten zu lesen, seine Veröffentlichungen, Filme, Animationen, Projekte und Theaterstücke.«
    »Soso. Und was weißt du von ihm, seinen Freunden, seiner Familie?«
    »Noch nichts. Ich habe zwar schon versucht, ihn aus der Reserve zu locken, um mehr über ihn als Menschen zu erfahren, aber er reagiert darauf nicht. Ist nicht schlimm, weißt du!«
    »Großartig, liebe Schwester, du fährst jetzt also auf platonische Brieffreundschaften ab, oder wie?«
    »Nein, natürlich nicht. Kennst mich doch. Nachdem wir uns einen Monat lang nur geschrieben hatten, wollte ich mich unbedingt mit ihm treffen. Mein Bauch meldete sich. Bei manchem Brief von ihm stellte sich das berühmte Kribbeln ein, so ein Verlangen nach Nähe oder Körperkontakt und dem Ungewissen hinter der Fassade. Über Sex allerdings hatten wir noch keine Zeile ausgetauscht.«
    Sofort bin ich hellwach. Endlich scheint Alexandra zum Kern der Sache zu kommen. Ich drängele: »Und? Weiter? Habt ihr euch getroffen?«
    »Jaha!«, trällert sie. »Als hätte er meine schwindende Geduld erspürt, fragte er plötzlich nach einem möglichen Date. Ist jetzt schon drei Monate her. Ich war vor ihm am verabredeten Treffpunkt! Du weißt ja, dass ich das gar nicht mag. Ich bin dann immer so aufgeregt und in dem Fall besonders. Ich wollte, dass es gut geht, dass ich ihm gefalle, damit wir uns weiter täglich schreiben können. Auf diese besondere Art der Zuwendung hätte ich nicht mehr verzichten können.«
    »Darum finde ich ja, dass ein schnelles Treffen der bessere Weg ist. Da gewöhnt man sich nicht erst lange aneinander.«
    Als ob sie nicht wahrnimmt, was ich eben leicht sarkastisch anmerkte, fährt sie fort: »Ich wartete ungefähr eine fünfminütige Ewigkeit. Als er hereinkam, bemerkte ich sofort das Flackern in seinen schönen, braunen Augen, was sich den ganzen Abend nicht änderte. Er war wie ich schwarz gekleidet, sein lockiges Haar wippte mit, als er beherzt auf mich zuging. Er wirkte gepflegt, trug silberne Ringe an den Fingern. Na gut, der Schmuck war für mich gewöhnungsbedürftig. In seinen Mails hatte er mich häufig zum Lachen gebracht, jetzt aber wirkte er zurückgezogen und abschätzend.«
    Ich putze mir ungeduldig und laut schnaufend die Nase. »Komm, erzähl schon, hattet ihr an dem Abend noch Sex?«
    Alexandra bedachte mich mit einem nachsichtigen Blick: »Tati, es gibt doch ein ungeschriebenes Gesetz: Sex erst beim zweiten Mal! Am ersten Abend sprachen wir viel. Endlich erfuhr ich etwas Persönliches. Er erzählte mir eine sehr traurige Geschichte, die sein Leben auf drastische Art und Weise beeinflusst. Ich hatte großes Mitgefühl, als er über den unerwarteten Tod seiner Freundin berichtete. Drei Jahre sind seitdem vergangen. Wir haben sehr lange in seiner Lieblingsbar in Berlin-Kreuzberg gesessen. Der ›Würgeengel‹ machte seinem Namen alle Ehre. Als wir uns trennten, schnürte es mir den Hals zu. Statt an euphorische Küsse zu denken umarmten wir uns fast traurig und eher niedergeschlagen!«
    »Dass dich das beeindruckt hat, kann ich mir vorstellen. Du mit deinem Samariterkomplex!«
    »Quatsch. Ich hatte einfach Lust, ihn schnell wiederzusehen, aber es vergingen vierzehn Tage«, seufzt Alexandra.
    »Mein Carsten trifft sich schon übermorgen wieder mit mir«, frohlocke ich, kann damit aber ihren Redestrom nicht unterbrechen. Also höre ich weiter geduldig zu.
    »Beim zweiten Treffen sind wir durch mehrere Kneipen gezogen, obwohl ich mich in Gaststätten oft langweile. Nach der dritten Bar habe ich ihm den Vorschlag gemacht, in das verwaiste Berliner WG -Zimmer meiner Tochter zu gehen, die gerade im Ausland war und mir ihren Schlüssel dagelassen hatte. Equivocal bot mir nicht an, in seine Wohnung zu gehen. Ich fand es seltsam, aber ich habe ja meist einen Plan für alle Eventualitäten im Kopf. Darum hatte ich auch Sekt und Gläser im Gepäck.«
    »Du hast es mit ihm in dem WG -Zimmer deiner Tochter getrieben? Wusste sie davon?«
    »Ja, aber schlimmer war, dass wir eine Mitbewohnerin aufgeweckt

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