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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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schwuler Zorro.
    »Sieh dich nur an!« Silke, eine elfengleiche Rothaarige, schaute von ihrer tiefergelegten Warte aus zu ihm auf. (Genau das war der Grund, warum Männer sich die Nasenhaare kürzten. Damit kleine Frauen, wenn sie von unten zu ihnen aufblickten, nicht in struppiges Gebüsch schauten.)
    Silke Genschwein hatte schon immer für den hageren Pferdeschwanzträger geschwärmt, aber er sah in ihr nur die geschätzte Kollegin, allenfalls eine gute Freundin, mit der man hin und wieder im Reformhauscafé ein Glas Sauerkrautsaft trinken gehen konnte. »Olaf, du hast eine klaffende Wunde an der Schläfe!«
    Olaf sah sich im Spiegel an seiner Spindwandtür an. Dass Frauen aber auch immer so übertreiben mussten! Er hatte einen kleinen, roten Kratzer an der Stirn, der bis zum Haaransatz reichte und farblich gut zu seinen beiden lila Veilchen passte. Überhaupt gar kein Thema.
    Hinter ihm wetterleuchtete es. Er drehte sich um.
    »Bist du in eine Schlägerei geraten?«, fragte sie, nur halb im Unernst, und senkte die Linke mit dem Handy.
    »Ja, ich habe mich mit einer Tür geprügelt. Kennst mich doch, ich bin ein Grobmotoriker.«
    »Du siehst aber so aus, als seist du verprügelt worden.«
    »Du solltest mal die Tür sehen«, scherzte Olaf.
    Silke steckte die Linke mit dem Handy in ihre Hosentasche und legte ihre zarte, sommersprossige Rechte auf seine Schulter.
    Olaf zuckte zurück.
    »Was ist?« Sie ahnte Schlimmes.
    »Nichts. Absolut gar nichts. Ich habe mir nur die Schulter gestoßen. Silke, ehrlich, mach’ dir keinen Kopf. Es ist alles in Ordnung. Ich fahr’ dann mal zu meinem nächsten Massagekunden. Man sieht sich.«
    »Es ist keine Schande, wenn man als Mann Opfer von Gewalt wird!«, rief Silke seinem entschwindenden gelbgrünen Batikhemdrücken hinterher.
    Doch Olaf war schon durch die Glastür auf den Parkplatz entschwunden.
    »Oh, Olaf«, seufzte Silke. »Ich helfe dir. Ehrenwort!«
    Sie zog ihr Fotohandy wieder aus der Hosentasche und klappte es auf.
    Wenn sich eine Tür schließt, klemmt mit Sicherheit die andere. (Schule des Lebens)
    Unglaublich, wie nachhaltig ein einziges Räucherstäbchen die Luft in einem Zwanzig-Quadratmeter-Zimmer mit ranzigem Moschusduft schwängern konnte. Gab es in diesen vier Wänden überhaupt noch Sauerstoff zum Atmen? Minenarbeiter hatten in alter Zeit immer einen Kanarienvogel mit ins Bergwerk genommen. Wenn der tot von der Stange fiel, wusste man, dass es galt, schleunigst ins Freie zu kommen. Aber Siegfried Seifferheld hatte keinen Kanarienvogel. Nur einen Hovawart. Und der lag schlafend unter dem Tisch. Oder schlief er gar nicht? Hob und senkte sich seine Brust noch? War er gar schon tot?
    »Siggi!«
    Seifferheld schrak zusammen. »Was?«
    Zwölf Augen starrten ihn an. Sechs davon gehörten seinen frisch erworbenen Buddha-Figuren, die anderen von links nach rechts: einer in Tränen aufgelösten Rani Chopra, seiner böse funkelnden Schwester Irmgard und seiner geliebten, aber in diesem Augenblick ungnädig wirkenden Herzensdame MaC.
    »Was?«, wiederholte er.
    »Hast du uns denn gar nicht zugehört?«, fauchte MaC.
    Schnell, Ablenkung schaffen.
    »Onis!«, rief Seifferheld lockend. »Hundetier! Hierher!«
    Onis hob das linke Auge, schloss es gleich darauf wieder und fing an zu schnarchen. Er war ein kluger Vierbeiner und wusste, wann er als Ablenkung für anderer Leute Zwecke missbraucht werden sollte. Immerhin war dank der Augenbraue klar, dass der Hund noch lebte.
    »Es tut mir leid«, sagte Seifferheld, weil er fand, dass dies im Gespräch mit wütenden Frauen immer eine passende Aussage war.
    Und es tat ihm wirklich leid, obwohl er nichts dafürkonnte. Eine geschlagene halbe Stunde hatte er die Mülltonnen des
Indian Forums
durchwühlt, aber den USB -Stick nicht gefunden. Dafür hatte ihn, als er bis zur Taille in der mittleren Tonne steckte, ein Streifenwagen entdeckt. Wenn der Beamte in Seifferheld nicht den ehemaligen Kollegen erkannt hätte, wäre die Angelegenheit bestimmt unschön ausgegangen. So aber sagte der Ex-Kollege von der Streife zu Seifferheld: »Da reißt man sich für diesen Staat ein Leben lang den Arsch auf, und wie dankt es einem Vater Staat? Mit einer Rente, die nicht mal zum Essen reicht.« Woraufhin er Seifferheld einen Fünfer zugesteckt hatte.
    Seifferheld seufzte angesichts dieser Erinnerung.
    »Ohne den Stick glaubt mir doch niemand! Wir werden die Entführung nicht verhindern können!«, schluchzte Rani in sein Seufzen hinein. Die

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