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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Babypuder duftete.
    »Ich hätte nie gedacht, dass mein Kind einen Vater haben würde, der nur bei der Zeugung zugegen ist und sich dann aus dem Staub macht.«
    Jetzt wollte Fela etwas sagen, zum Beispiel, dass er ihr neun Schwangerschaftsmonate lang unermüdlich den Rücken gestärkt (wahlweise massiert) und zu jeder Tages- und Nachtzeit Gurken mit Gsälz besorgt hatte, aber genau in diesem Moment trat Dr. Wong ins Wartezimmer und sächselte: »Tut mir leid, tut mir wirklich sehr leid, mir ist jemand gegen meinen Porsche gefahren. Mein normaler Stellplatz ist wegen Bauarbeiten vorübergehend nicht benutzbar, und deswegen musste ich im Parkhaus parken, an einer ganz blöden Ecke …« Dr. Wong sah die beiden an. »Aber das interessiert Sie gar nicht, richtig? Wenn Sie dann bitte wieder mit in mein Büro kommen wollen … Lassen Sie uns das mit der Vaterschaft klären.«
    Karina und Fela folgten Dr. Wong, wie zwei Lämmer ihrem Schlächter.
    »Setzen Sie sich doch bitte. Hier ist also nun der korrekte Laborbericht zu Ihrer Akte.« Dr. Wong nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, räusperte sich, zog ein Stofftaschentuch aus einer der Schreibtischschubladen, schneuzte sich, steckte das Taschentuch wieder in die Hosentasche, inspizierte den Bericht, lächelte und sah auf.
    Karina krallte sich in den Armlehnen ihres Stuhles fest.
    Fela schwitzte sein Teletubby-Shirt durch.
    Baby Fela schlief immer noch. Ein kleines Sabberbläschen zerplatzte gerade in seinem Mundwinkel.
    »Frau Seifferheld, Herr Nneka, ich gratuliere: Sie sind die Eltern eines entzückenden, gesunden kleinen Jungen!«
    »Wie jetzt?« Fela schnappte nach Luft.
    »Herr Nneka, Sie sind mit 99 -prozentiger Sicherheit der Vater dieses Kindes.« Dr. Wong lächelte breit.
    Fela fand ja immer noch, dass sich Wongs Lächeln und das Lächeln des Babys verdammt ähnlich waren.
    » 99  Prozent? Das heißt doch, dass es immer noch ein sattes Prozent Unsicherheit gibt!«, erklärte Fela.
    Karina sah ihn finster an.
    Dr. Wong schüttelte den Kopf. » 99  Prozent heißt, wenn Sie es nicht waren, kommt nur noch Ihr eineiiger Zwilling in Frage.«
    »Fela hat keinen Zwilling.« Das wusste Karina genau.
    »Nu denn …« Dr. Wong stand auf. »Gratuliere!«
    »Moment noch, das ist biologisch völlig unmöglich! Sehen Sie sich den Kleinen doch mal an.«
    »Ja, ein reizendes Kind«, freute sich Dr. Wong auf Sächsisch und machte wieder »Dutzi, dutzi, dutzi!«, obwohl Fela junior immer noch schlief und gar nichts davon mitbekam.
    »Ein asiatisches Kind!«, bellte Fela.
    »Kann ein asiatisches Kind etwa nicht reizend sein?« Dr. Wongs Augenbrauen trafen sich mittig über seiner Nase. Das fand er jetzt gar nicht lustig.
    »Das meine ich nicht!« Fela runzelte genervt die Stirn.
    Dr. Wong und Fela funkelten sich an.
    »Herr Doktor«, griff Karina ein, bevor sich die beiden Jungs prügelten. »Wie können denn eine weiße Frau und ein schwarzer Mann ein gelbes Baby bekommen?«
    Dr. Wong zuckte mit den Schultern. »Fragen Sie nicht mich, fragen Sie einen Genetiker. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Ich muss mich um mein eigenes ›Baby‹ kümmern und meinen Wagen in die Werkstatt bringen. Lackschäden muss man zeitnah behandeln, sonst bleiben Narben!«
    Es ist alles schon gesagt worden, nur noch nicht von jedem. (Karl Valentin)
    Konspirative Sitzung im Hause Seifferheld.
    Rani Chopra hatte gekocht. Irgendwas Gemüsiges. Ohne Curry. Aber eindeutig indisch.
    Seifferheld schmeckte nichts, weil frisch geschürtes Misstrauen seine Geschmacksknospen funktionsuntüchtig machte: Wer war Rani Chopra? Auf den ersten Blick eine sehr junge, sehr schöne Frau, die ohne eigenes Zutun in eine sehr missliche Lage geraten war und sich, allein in einem fremden Land, nicht wirklich zu helfen wusste. Aber war das wirklich alles?
    Irmgard schmeckte nichts, weil sie nichts aß. »Exotische Küche verträgt mein Magen nicht«, erklärte sie, obwohl ihr Magen noch nie Bekanntschaft mit exotischen Gerichten geschlossen hatte und sie es dementsprechend eigentlich gar nicht wissen konnte.
    Karina schmeckte nichts, weil sie mit Baby Fela oben in ihrem Zimmer vor dem Computer saß, um Genetiker in der Region Schwäbisch Hall ausfindig zu machen.
    Onis schmeckte nichts, weil er kein Gemüse fraß. Fleisch war sein Gemüse.
    MaC schmeckte nichts, weil sie gar nicht da war. Ihr Chefredakteur hatte auf den letzten Drücker die brillante Idee entwickelt, doch für den Besuch des

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