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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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war.
    »So sollte man seine Tage beschließen«, beendete Sir Lancelot laut seinen Gedankengang.
    Er angelte nach seinem Taschentuch und schneuzte sich. »Verdammter asiatischer Bazillus! Ich hätte noch gern so viel von der Welt gesehen. Andererseits hätte ich auch schon vor Jahren unter ein Taxi kommen oder von einem unzufriedenen Patienten mit meinem Skalpell erstochen werden können. Man kann die Sache auch von dieser Seite betrachten.«
    Nach einem letzten neidischen Blick auf die Möwen, die kreischend zu seinen Häupten flatterten, wanderte er festen Schrittes dem Nordufer der Themse und der City zu.
    Er durchquerte den Fischmarkt von Billingsgate, ging am Denkmal Wrens vorbei und betrat ein großes Bürogebäude in Eastcheap.
    »Spratt für Wormsley«, sagte er dem Mädchen am Schalter.
    Im achten Stock kam ihm Mr. Wormsley persönlich entgegen.
    »Guten Tag, Sir Lancelot. Welch großes, wenn auch unerwartetes Vergnügen! Prächtiger Tag heute, nicht? Schauen Sie nur aus dem Fenster, wie die Sonne auf dem Monument glitzert.«
    Sir Lancelot brummte: »1677 von Sir Christopher Wren errichtet. 202 Fuß hoch, der genaue Abstand von der Stelle in Pudding Lane, wo das große Feuer ausbrach. Die Inschrift am Sockel, die ursprünglich Seine Heiligkeit in Rom als Brandstifter Londons bezeichnete, ließ König James II. auskratzen, William und Mary ließen sie wieder anbringen, bis William IV. sie endgültig löschte. Was beweist, daß die Auslegung der Geschichte wie die Traumdeutung ein reichlich trügerisches Geschäft ist.«
    Mr. Wormsley lachte geziert. Er war ein bleicher, nervöser junger Mann in elegantem blauem Anzug, breitgestreiftem Hemd und steifem weißen Kragen. »Es ist wohltuend, jemanden zu treffen, der die Entwicklung unserer Weltgeschichte richtig zu beurteilen weiß.«
    »Aus der zu scheiden die meisten Ihrer Klienten energische und komplizierte Vorbereitungen treffen«, bemerkte Sir Lancelot, »da Sie ja auf die Umgehung der Erbschaftssteuer spezialisiert sind. Gehen wir in Ihr Büro?«
    Sobald sie einander in dem kleinen modernen
    Raum an einem Schreibtisch gegenübersaßen, fuhr Sir Lancelot fort: »Nun, ich hatte ja jahrelang Ihren Vater als Vermögensberater. Aber ich hoffe, auch Sie kennen alle Tricks?«
    Mr. Wormsley sah betreten drein. »Keine Tricks, Sir Lancelot, alles völlig legal. Wir leisten keineswegs der Steuerhinterziehung Vorschub.«
    »Mir ist völlig egal, wie Sie es nennen. Ich werde sterben« - »Ich auch! Wir alle müssen sterben.«
    »Ja, aber nicht in sechs Monaten, hoffe ich«, sagte er gereizt.
    »Oh, Sir Lancelot, es tut mir furchtbar leid -«
    »Schauen Sie, Wormsley, ich hab’ ganz schön gescheffelt und bin nicht geneigt, das alles dem Staatlichen Gesundheitsdienst zu hinterlassen, damit dieser einen Haufen Leute, die ich nicht kenne und wahrscheinlich gar nicht kennenlernen will, mit Zähnen und Brillen ausstattet. Ich habe mich nie übers Steuerzahlen beklagt, das käme einer Klage über das zwanzigste Jahrhundert gleich. Der Pöbel hatte einst die Gewohnheit, die Häuser der Reichen niederzubrennen und diese an Laternenpfählen aufzuhängen. Jetzt kaufen sich die Reichen durch Pensionen, Gratisausbildung und derlei los, ein einfaches Arrangement und bequemer für alle Beteiligten.«
    Mr. Wormsley schien besorgt. »Haben Sie irgendwelche Verwandte?«
    »Nur einen Bruder, und der ist fein heraus, dürfte sich’s mit Schmuggeln gemacht haben. Meine Frau ist ja tot.«
    »Sie denken nicht daran, noch einmal zu heiraten?«
    »Großer Gott, zwischen Hochzeit und Begräbnis bliebe keine Zeit für die Flitterwochen.«
    »Aber es würde aus der Steuermisere helfen.« Der Vermögensberater klopfte sich mit einem Bleistift auf die Zähne. »In der guten alten Zeit standen uns eine Menge Hintertürchen offen. Versicherungspolicen -« Er lachte kurz. »Sie würden staunen, wie oft ich noch in letzter Minute gerufen wurde, um ein Leben zu versichern, das dem Körper fast schon entflohen war. >Totenbettgeschäfte< nennen wir das. Einige dieser Erfahrungen waren wirklich recht erheiternd.«
    »Gewiß«, sagte Sir Lancelot, »aber ich bin ja noch zu Ihnen gekommen, bevor ich als Leichnam schreckliche Gerüche und Buchhaltungsprobleme schaffe. Lassen Sie sich bitte also was einfallen!«
    Mr. Wormsley kratzte sich mit dem Bleistift langsam die Wange. »Ackerland scheidet natürlich aus. Wälder sind nicht sehr einträglich. Ich kann Ihnen nur raten, Ihren dauernden Wohnsitz im

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