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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Ausland aufzuschlagen. Das heißt, so dauernd, wie es Ihre Umstände eben erlauben.«
    »Wo?«
    »Die Bahamas? Die Bermudas? Aber die haben Wassermangel und Rassenprobleme. Die Insel Man wäre geeignet, aber das Klima fördert den Rheumatismus, und all diese Motorradrennen dürften ziemlich laut sein. Curaçao ist entlegen, hat aber holländisches Kanalisationssystem. Vielleicht die Kanalinseln? Mögen Sie Tomaten?«
    Sir Lancelot strich sich schweigend den Bart.
    »Zweifellos ist Ihnen Aldous Huxleys >Schöne neue Welt< ein Begriff? Wer sich gegen die soziale Ordnung verging, wurde auf eine kleine Insel verbannt. Offenbar ist es jetzt ein Verbrechen, reich zu sein. Eine köstliche Vorstellung: alternde Millionäre machen sich auf den Weg zu ihrem Steuerhimmel, wie sich sieche Elefanten durch den Dschungel zu versteckten Sterbeplätzen durcharbeiten. Ich würde in meiner letzten Stunde gern in der Sonne sitzen; ich fürchte nur, ich gehöre nicht in diese Klasse. Chirurgie macht sich nicht so bezahlt wie Börsengeschäfte. Vor allem möchte ich meinem Spital St. Swithin eine anständige Summe hinterlassen.«
    »Das wird sich in Form einer Schenkung inter vivos machen lassen«, kalkulierte Mr. Wormsley, einen anderen Trick seines Gewerbes ausspielend. »Wenn Sie es doch fertigbrächten, noch sieben Jahre zu leben!«
    »Und ich sage Ihnen, ich bringe es nur noch auf sechs Monate«, sagte Sir Lancelot grob.
    »Schon, schon, aber vielleicht sollten wir doch sofort eine Schenkungsurkunde aufsetzen, nur für den Fall, daß Sie einen - äh - Aufschub erreichen.«
    »Gut. Ich habe an fünfzigtausend gedacht. Auszuzahlen an...« Er bekam einen harten Zug um den Mund. »Auszuzahlen an meinen ehemaligen Studenten, Professor Bingham, für ihm nötig scheinende chirurgische Forschungsarbeit. Lassen Sie die entsprechenden Papiere ausfertigen und schicken Sie sie mir ’rüber in mein Hotel. Jetzt muß ich aber weg. Ich habe eine wichtige Verabredung zum Abendessen.«
    Auf seinem Weg zurück zum Crécy ließ Sir Lancelot das Taxi in der Bond Street halten, um zwei Besorgungen zu machen, bevor die Geschäfte schlossen. Beide Päckchen legte er ungeöffnet auf den Toilettentisch, während er badete und einen dunklen Anzug anlegte. Dann erst packte er das kleinere aus, öffnete ein Lederetui und drehte eine Diamantnadel in seinen langen, empfindsamen Fingern.
    »Kostet eine schöne Stange Geld«, murmelte er, »aber was für einen Sinn hat’s noch, etwas auf die hohe Kante zu legen?«
    Das zweite Päckchen öffnete er nur zögernd. Einige Augenblicke betrachtete er zweifelnd die modische Flasche mit der Aufschrift DAS AUFREGENDE NEUE TOILETTENWASSER FÜR DEN HERRN. »Irgendwann muß man ja anfangen«, knurrte er, öffnete den Verschluß und tupfte die Flüssigkeit großzügig auf seinen Bart.
    Er wartete in der Hotelhalle, als Tottie Sinclair eintrat. In ihren Augen war ein Ausdruck von tapfer unterdrückter Ergriffenheit. Er nahm ihre Hand in seine beiden. »Meine Liebe, wir müssen meine widrige Verfassung heut abend vergessen. Ich bestehe darauf. Im übrigen könnte es noch schlimmer sein - ich könnte Schmerzen haben oder bettlägerig sein. Jedenfalls wünsche ich mir von ganzem Herzen, den Abend zu genießen. Das hoffe ich auch für dich.«
    »Oh, Lancelot, du bist so tapfer!«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig, außer mich zu erschießen. Und dieser Wirbel steht kaum dafür!«
    Sie schnupperte. »Sind hier im Hotel Hunde zugelassen?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Komisch. Leider bin ich allergisch auf Hunde. Mir kommt vor, als ob ein ganz besonders großer, stark riechender hier in der Nähe wäre.« Sie schnupperte abermals. »Ich würde sagen, ein läufiges Airedaleweibchen.«
    »Sollen wir den Aperitif bei Tisch nehmen?« fragte Sir Lancelot und wischte seinen Bart heftig mit dem Taschentuch ab. »Der Geschäftsführer hat uns einen abseits gelegenen in der Grillstube reserviert.«
    Das Essen war herrlich. Sir Lancelot bestellte Huhn à la Kiew und Champagner. Bald vergaßen sie den traurigen Grund, der ihn bewogen hatte, die Einladung so rasch auszusprechen, und sie, diese sofort anzunehmen. Beim Kognak zog er das Etui aus der Tasche und reichte es ihr über den Tisch.
    »Ein kleines Andenken«, erklärte er.
    Sie hielt den Atem an, als sie es öffnete. »Aber, Lancelot, das ist ja viel, viel schöner als alles, was ich je im Leben bekommen habe.«
    »Freut mich, daß es dir gefällt.«
    »Und ob! Ich liebe Diamanten, aber

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