Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Mädchen, das Sie mir schickten, um mein Kreuz zu massieren, war einfach herrlich. Ich hätte nie gedacht, daß ich mich mit einer Frau im Bett so köstlich unterhalten könnte, ohne etwas anderes zu tun, als auf dem Bauch zu liegen und zu spüren, wie sie ihre Daumen in mein Rückgrat bohrt.«
    Grimsdyke setzte sich auf die Bettkante. »Wenn wir gerade von Frauen sprechen...«
    »Ich weiß, ich weiß!« Der Schauspieler warf die Zeitschrift, die er gerade gelesen hatte, beiseite. »Ted möchte, daß ich ein Keuschheitsgelübde ablege.«
    »Nein. Aber er glaubt, wenn Sie sich auf eine etwas langsamere Gangart umstellten, würden Sie es zu guter Letzt bei den Puppen auf eine größere Meilenzahl bringen. Ich hatte mehr als einen Fall in diesem Hotel«, fügte Grimsdyke drastisch hinzu, »wo Mädchen unter einem Gentleman hervorkriechen mußten, weil der Gute umgestanden war. Recht peinlich!«
    »O nein! Jetzt wollen Sie mich erschrecken.«
    Grimsdyke schüttelte weise den Kopf. »Das will ich nicht! Aber bedenken Sie, wie der Blutdruck in die Höhe geht, Atmung, Puls, alles. Stellen Sie sich die Belastungsprobe für die Arterien vor. Es ist schlimmer, als einem Autobus nachzurennen.«
    »Okay, okay, Doktor! Ich werde eine Zeitlang bei den Püppchen ein wenig bremsen. Ich finde aber, das heißt die Sache verkehrt angehen. Betrachten Sie es einmal von dieser Seite: Wenn es Ihr Wagen hügelauf, hügelab nicht mehr schafft, was tun Sie dann? Sie bringen ihn in die Garage und geben nicht etwa das Fahren auf. Können Sie mir nicht etwas geben, Doktor? Irgendwelche Pillen oder sonst was?«
    Grimsdyke warf einen Blick auf die Fläschchen und Schachteln auf dem Nachttisch. »Ich glaube nicht, daß es noch welche gibt, die Sie nicht nehmen!«
    »Was ich brauche, Doktor, ist nicht Stillstand -«, er zeichnete mit seinen Armen Schnörkel in die Luft, «sondern Verjüngung!«
    Grimsdyke blickte ihn zweifelnd an. »Wenn Sie sich verjüngen lassen, dann werden Sie womöglich kleine Mädchen aus den Kinderwagen reißen.«
    »Ich stelle eine neue Regel auf: Kein Mädchen darf mehr als zehn Jahre jünger sein als ich.«
    »Keine Oma wäre sicher vor... ich meine, ja, natürlich, das könnte gehen. Aber es würde Zeit kosten.«
    »Was ist das, verglichen mit den Wonnen eines Menschenlebens! «
    »Und Geld!«
    »Sprechen Sie mit Ted!«
    »Gut...« Grimsdyke ging ans Kopfende des Bettes und dämpfte seine Stimme. »Es gibt da einen Ort, wo...«
    Eric Cavendish warf die Bettdecke zurück. »Großartig! Wann fahren wir hin?«
    »Geduld, Geduld. Ich muß zuerst mit dem Chef der Klinik sprechen. Zum Glück ist er ein Freund von mir.«
    »Wie heißt das Etablissement?«
    »Dr. de Hoots Jungbrunnen-Klinik«, verriet ihm Grimsdyke. »Ein lieblicher Ort. Mitten in Kent. Herrliche Aussicht, eigene Landwirtschaft, Kieswege und Kanalisation.«

10

    Am nächsten Nachmittag, einem Freitag, lehnte Sir Lancelott Spratt um vier Uhr an der westlichen Brüstung der neugebauten London-Bridge und starrte gedankenverloren über die Wasserfläche stromabwärts. Die einzigen Schiffe, die längs der Kaimauer lagen, waren kleine, heimelig aussehende Fahrzeuge, auf deren Hecks die Namen von unaussprechbaren baltischen Häfen standen. An der Reling lungerten stiernackige Seeleute. Aber der untere Teil der Themse versetzte Sir Lancelot immer in Aufregung. Vielleicht, fragte er sich wie schon so oft, lag ihm das Meer im Blut. Immerhin war sein jüngerer Bruder Kapitän eines Linienschiffes, das er in demselben Geist kommandierte wie Sir Lancelot seinen Operationsstab.
    Er sah zu, wie sich die beiden Teile der Tower-Bridge langsam in die Luft hoben. Sie schienen ihm verführerischer als die Arme einer Frau. Das Wasser unter seinen Füßen war der ölige Abschaum von sieben Ozeanen und nichts, absolut nichts befand sich zwischen ihm und den fernen Meeren, wo die Sonne ihren Weg durch einen leeren Himmel brannte, bevor sie in einer Explosion von Purpurrot unterging, wo sich Delphine entlang den Schiffsplanken tummelten und fliegende Fische durch die Wellen hüpften, in dichteren Schwärmen als die Kohlweißlinge in seinem Garten im Hochsommer, und wo es ein und die andere Insel gab mit Palmen, verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, die man unbesorgt essen konnte, wo ein Mann in der Sonne liegen und den Kopf im Schoß eines braunen Mädchens wiegen konnte, das nur lächelte, sanft über seine Brauen strich und nicht ein einziges Mal mit ihm verschiedener Meinung

Weitere Kostenlose Bücher