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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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hielt es für klüger, sich zunächst als gewandter Mann von Welt zu erweisen; als jemand, der Anspruch darauf haben konnte, von ihr zur Kenntnis genommen zu werden. Als ihm jedoch der Kellner die riesige Speisekarte überreichte, war er zu Tode erschrocken.
    »Sollen wir schon hier oben bestellen? Wir essen in der Grillstube! Dort ist das Essen besser als im Restaurant.«
    »Das sagt man allgemein, Herzensjunge.«
    »Huhn à la Kiew ist hier besonders gut«, murmelte er, während er die Speisenfolge las, ohne im mindesten auf die Preise zu achten. »Ich glaube, den Rotwein sollten wir lieber nicht nehmen, der ist in ganz London als schlecht verschrien.«
    Er fühlte, wie sie auf der Bank, auf der sie beide saßen, näher rückte.
    »Sie sind ganz schön herumgekommen, Liebster, nicht wahr?«
    »Oh, nur ein bißchen...«
    Sie holte tief Atem. »Ist das dort drüben nicht Godfri? Sie wissen doch, der tollste Photograph von London?«
    Terry blickte auf. Ein junger Mann mit schulterlangem Haar in flaschengrünem, mit bunten Glasperlen besticktem Samtanzug erhob sich lachend von einem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite. »Er kommt hier vorbei. Würden Sie ihn gerne kennenlernen?«
    Stella riß die Augen auf. »Sie kennen ihn?«
    »Nein, aber ich bin sicher, daß uns der Geschäftsführer bekannt machen wird«, behauptete er, als Luigi sich höchstpersönlich näherte, um zu verkünden, daß ihr Tisch gedeckt sei. »Aber gewiß, ich stelle Sie gerne Mr. Godfri vor«, bestätigte der Geschäftsführer. »Er wird sich freuen, einen distinguierten Arzt kennenzulernen. Er trifft gerne vornehme Leute aus jedem Lebensbereich.«
    Der Photograph blieb stehen, lächelte, machte ein paar leutselige Bemerkungen, schaute dann Stella an und fragte: »Aber Sie und ich, kennen wir uns nicht schon? Von der Ausstellung meiner Werke, letzte Woche?«
    Stellas lange Wimpern flatterten. »Ich hätte mir nie träumen lassen, daß Sie mich bemerkt haben.«
    »Natürlich habe ich Sie bemerkt. Ich habe nur einen Augenblick hineingeschaut, und da starrten Sie wie gebannt auf mein Bild von den Methylalkoholikern. Sie müssen wissen, ich vergesse kein Gesicht, das ich einmal gesehen habe.« Er lachte. »Ich habe ein photographisches Gedächtnis. Warum sind Sie zu der Ausstellung gegangen? Neugier? Oder wirkliches Interesse?«
    »Aber auch ich bin Berufsphotographin.«
    Godfri runzelte die Stirn. »Ich habe wohl nicht richtig gehört -«
    »Das heißt, Röntgenphotographin«, sagte Stella schnell. »Ich nehme Bilder von Beinen, Brustkörben, Schädeln und solchen Sachen auf. Im St.-Swithin’s-Hospital.«
    »Also das ist ja geradezu faszinierend! Zufällig experimentiere ich gerade selbst mit Röntgenporträts. Einmal die Innenseite der Leute zeigen, nicht immer die öde alte Außenansicht. Das ist natürlich eine Art Dreh«, fügte er entwaffnend hinzu. »Aber Sie wissen, Liebste, wie’s im Geschäft zugeht: Sie müssen der Konkurrenz immer um eine Nasenlänge voraus sein. Die Schwierigkeit dürfte nur in etlichen veralteten gesundheitspolizeilichen Bestimmungen liegen. Ich kann nicht einfach eine Röntgenkamera kaufen und in meinem eigenen Studio Aufnahmen machen. Wenn ich das täte, würde ich vermutlich halb London sterilisieren.«
    »Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann -« begann Stella.
    »Doch, ich glaube, das konnten Sie -«
    »Vielleicht treffen wir drei uns wieder einmal?« sagte Terry schnell. Er hatte sich im Laufe der Unterhaltung immer unbehaglicher gefühlt und versuchte sich nun mit dem Gedanken zu trösten, daß Godfri als Photograph vielleicht ebenso schwul war wie manche seiner Bilder.
    »Das wäre gigantisch«, stimmte Stella zu.
    »Schön«, sagte Godfri, «nächsten Mittwoch hier. Paßt Ihnen das?«
    »Nächsten Mittwoch«, nickte Terry. »Nein!« fügte er plötzlich hinzu. Die anderen schauten ihn erstaunt an. »Ich fürchte, ich kann nicht mehr hierherkommen. Ich meine, ich kann nächsten Mittwoch nicht kommen.«
    »Wir werden einander schon wieder einmal über den Weg laufen«, lächelte Godfri und winkte lässig. »Muß zu einer Party sausen. Auf bald!«
    »Warum können Sie Mittwoch nicht?« fragte Stella.
    »Ich...«, er suchte verzweifelt nach einer Ausrede. Einen Augenblick erwog er, Sir Lancelot zu überreden, das Arrangement zu wiederholen, aber dann entschied er sich dagegen. »Die Abschlußprüfung«, erinnerte er sich, »ist Montag in einer Woche. Für die muß ich büffeln.«
    »Oh, wie

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