Finger weg Herr Doktor!
Sackgasse einfuhr. »Ich habe Wagen und Chauffeur.«
»Einen Chauffeur?« sagte Ken. »Armer Kerl. Sagen
Sie ihm, er soll sofort wegfahren. Vielleicht ist er noch in Ordnung. Hinein mit uns. Doktor, vergessen Sie den Geigerzähler nicht!«
»Wohin bringen Sie mich?« fragte Eric Cavendish verschreckt.
»St.-Swithin-Spital. Sind auf Fälle wie den Ihren spezialisiert.«
Der Schauspieler rief seinem Chauffeur ein paar Anweisungen zu. Die Türen des Rettungswagens fielen klirrend ins Schloß. Alle Polizisten hielten den Verkehr auf, als er mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung St. Swithin brauste.
Stella wartete schon vor dem Atelier, als Grimsdyke wenige Minuten später um die Ecke bog. »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, Liebste«, sagte er aufgeräumt, »ich hoffe, du hast mich erwartet.«
»Ja, natürlich, Gaston.«
»Und niemand anderen?«
Sie zögerte nur eine Sekunde. »Keineswegs.«
»Nicht diesen Eric Cavendish?« Sie schmiegte sich an ihn. »Ich glaube, der denkt jetzt nicht einmal an dich -«
Sie löste sich von ihm. »Diese Tafel an der Mauer!« Er las sie lachend. »Ach das! Wahrscheinlich ein Studentenjux.«
Eric Cavendish dachte keineswegs an Stella noch an irgend etwas, außer an sich selbst. Er lag auf einer Bahre im Rettungsauto, während die beiden Ärzte seinen Fall miteinander besprachen. Doch war er in der medizinischen Terminologie völlig unbewandert, und alles, was sie sagten, schien in zunehmendem Maße furchterregend zu sein.
»Werde ich am Leben bleiben?« rief er.
»Das werden wir erst sehen.«
»O Gott!«
»Die Wissenschaft wird bestimmt ihr Bestes für Sie tun.«
»Aber warum gab es keine Warnung, keinen Hinweis im Fernsehen oder im Radio?«
»Sie meinen, Sie haben ihn nicht gehört?«
»O Gott!«
Der Rettungswagen hielt und reversierte.
»Da sind wir«, sagte Terry, »wie heißen Sie übrigens?« - »Eric Cavendish.«
»E. Cavendish. Gut. Sie werden sich ruhig verhalten, ja? Das Spital ist voll von radioaktiven Fällen, alle ernstlich krank, und viele von ihnen liegen im Sterben. Hier entlang.«
Eric Cavendish stieg aus. Er stand vor einem verboten aussehenden Spitalsgebäude. Seine Eskorte bugsierte ihn durch eine schmale Seitentür, die, wie sie erklärten, für verseuchte Fälle reserviert war. Es ging durch einen langen, leeren Gang, in dem zwei, drei Rollwagen und fahrbare Betten abgestellt waren. Terry öffnete eine Tür. »Da ist der Entseuchungsraum.« Es handelte sich um eine Schlafkammer mit nur einem Tisch, einem harten Sessel und einer Ordinationscouch.
»Ziehen Sie jetzt Ihre Kleider aus!«
»Kleider? Alle?«
»Natürlich. Sie kommen in die Materialentseuchungszentrale. Wir kommen dann zurück, um Sie zu entseuchen.«
»Aber wenn jemand hereinkommt? Eine Schwester zum Beispiel?«
»Keine Sorge, wir sperren die Tür zu.«
»Danke, Doktor!« Eric Cavendish fiel ein, daß er in seiner Panik vergessen hatte, seinen Rettern zu danken. »Ich bin Ihnen beiden sehr dankbar, daß Sie mir das Leben gerettet haben.«
»Gehört alles zu unserem Tagewerk«, entgegnete Terry freundlich. »Übrigens glaube ich, wir sollten das Korsett auch noch mitnehmen.«
Sie ließen ihn allein. Er hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Er setzte sich zögernd auf den harten Sessel und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Dann fiel ihm ein, daß er versäumt hatte zu fragen, wie lange sie eigentlich ausbleiben würden. Er hätte gern eine Zigarette gehabt. Er schaute sich nach einem Zeitvertreib um. In einer Ecke lag ein Merkblatt auf dem Fußboden, das er auf hob. Er las die Überschrift: NACHGEBURTLICHE ÜBUNGEN FÜR MÜTTER. Er fand es seltsam, so etwas an diesem trübseligen Ort zu finden. Fröstelnd setzte er sich wieder.
21
Im gleichen Augenblick überquerte Sir Lancelot Spratt zielbewußt den freien Platz hinter dem Hauptgebäude des Spitals und begab sich in den neuen chirurgischen Trakt. Sein ernster Gesichtsausdruck wurde noch düsterer, als er seine Braut in Schwesterntracht gewahrte, die gerade vor ihm durch die automatische Tür schritt. Er strich sich den Bart und knurrte. Dann gelang es ihm, etwas salbungsvollen Charme auf sein Antlitz zu zaubern, und er holte sie mit wenigen Schritten ein.
»Hallo, Tottie, mein Liebes! Was für eine freudige Überraschung! Ich bin gerade unterwegs zu Professor Binghams Station, um Aug und Hand mit einigen seiner Fälle aufzufrischen.«
»Hallo, Lancelot! Ich geh’ auch hinauf. Eine Schwester ist krank
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