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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Cavendish, warum man Sie aufgenommen hat. Ich muß sagen, Sie erwähnten nie etwas, als wir ein Zimmer im Etablissement dieses Quacksalbers teilten. Ich hoffe, es ist nicht eine jener Krankheiten, deren man sich schämen muß?«
    »Ich bin wegen eines Strahlenunfalls aufgenommen worden, soviel ich weiß.«
    »Wirklich? Wie außergewöhnlich!« Sir Lancelot schlug die Decke zurück. »Husten Sie!«
    Der Schauspieler hustete.
    »Noch einmal!« Sir Lancelot schien erstaunt. »Auf welcher Seite ist er?«
    »Was denn?«
    »Der Leistenbruch.«
    »Aber ich hab’ doch keinen Bruch.«
    »Schon gut, Mann, Sie können sich vor der Operation nicht mehr drücken, nur weil Sie im letzten Moment die Nerven verlieren. Natürlich haben Sie einen Bruch. Links, glaube ich. Keinen schweren, aber deutlich genug. Sie kommen gerade recht. Alles ist fertig. Ich werd’s Ihnen im Handumdrehen zugenäht haben.«
    Der Schauspieler setzte sich kerzengerade auf. »Was soll das? Sie wollen mich operieren?«
    »Und warum nicht, bitte? Sie haben doch das Konsensformular unterschrieben? Das erklärt ausdrücklich, daß Sie möglicherweise nicht den Chirurgen Ihrer Wahl bekommen, und daß der Umfang der Prozedur gänzlich seiner Geschicklichkeit und seinem Ermessen anheimgestellt ist.«
    »Mir fehlt absolut nichts!« rief Eric Cavendish, »und wenn mir etwas fehlte, würde ich Sie nicht auf fünf Meilen an mich heranlassen.«
    »Jetzt werden Sie ausfallend.«
    »Aber nein. Ich bin bei vollen Sinnen. Ich erinnere mich an all die haarsträubenden Geschichten, die Sie mir erzählten. Über die Niere, die Ihrer Hand entglitt, über das Blut, das über die Spitzen Ihrer Operationsstiefel schwappte. Oder wie Sie damals Ihre Taschenuhr liegengelassen haben -«
    »Jetzt los, Cavendish, spielen Sie den starken Mann! Sie mögen ein neurotischer Typ sein, aber Sie haben nichts zu befürchten -«
    »Ich werde mich nicht operieren lassen!«
    »Doch.«
    »Ich bin ganz fest entschlossen.«
    »Ich auch. Haltet ihn!« schrie Sir Lancelot den beiden Studenten zu, die dem Wortwechsel mit der Betäubtheit von Autofahrern lauschten, die einen Unfall verursacht haben. »Los, werft euch auf ihn!«
    Eric Cavendish sprang mit einem Satz vom Bett. Sogar die Decke ließ er zurück. Er floh durch die Tür des Anästhesieraumes. Draußen stand Tottie.
    Er blieb unvermittelt stehen. »Großer Gott, Charlotte, was machst denn du hier?«
    »Großer Gott, Eric, was tust d u hier?« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »S o?«

22

    »Ach, diese Schande!« rief der Dean. »Dieses Unglück! Diese Erniedrigung! Dieser gräßliche Radauwochenstreich, den armen Schauspieler einzufangen und das Spital auf die Titelseite aller Zeitungen des Landes zu bringen, war an sich schon schlimm genug. Gott sei Dank hatte Lancelot die Geistesgegenwart, ihn mit einem teuren Dinner zu besänftigen. Damals dachte ich, es könne nichts Schlimmeres geben. Aber das war ein gewaltiger Irrtum! Verglichen mit diesem jüngsten Ärgernis war’s ein reiner Aprilscherz.«
    Es war Mittwochvormittag der folgenden Woche. Professor Bingham, der neben ihm saß, straffte seinen Ärztemantel. »Schon gut, Dean, nehmen Sie sich’s nicht allzusehr zu Herzen!«
    »Allzusehr zu Herzen? Sind Sie verrückt? Ich bin das Gespött von ganz London. Vielleicht der ganzen medizinischen Welt. Sie wissen, wie diese unglückseligen Geschichten die Runde machen. Das ist wirklich mehr, als ein Mensch ertragen kann.«
    »In sechs Monaten wird keiner mehr daran denken.« - »Das bezweifle ich«, sagte derDean bitter, »ich jedenfalls werde es nicht vergessen haben.«
    »Besonders bedauerlich, nehme ich an, daß Ihre eigene Familie in den Zwischenfall verwickelt war.«
    »Bedauerlich? Das ist das Entsetzlichste daran. Vor einem Monat, vor einer Woche hätte ich nicht gedacht, daß so etwas auch nur im entferntesten möglich wäre. Selbst jetzt kann ich noch nicht ernsthaft glauben, daß dieser >Zwischenfall<, wie Sie das größte Unheil meines Lebens seit meinem Versagen bei der chirurgischen Abschlußprüfung zu nennen belieben, tatsächlich geschehen ist.«
    »Das kann doch kaum Ihrem Ansehen schaden?«
    »Aber natürlich. Diese Dinge färben ab.« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Sie verstehen nicht, wie vorsichtig ich sein muß, und daß ich einen Monat lang die Nase in den Wind halten muß. So wie die Dinge stehen, zweifle ich sehr daran, daß ich jemals -«
    »Ja?«
    »Daß ich, daß ich... jemals wieder die Sonne aufgehen

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