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Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
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werten Mitarbeiter Herr Bakker, Herr Mendel und Frau Tesic eine E-Mail erhalten. Im Anhang befindet sich ein Lebenszeichen von Fabian. Die Schlagzeile, die er nennt, stammt aus der aktuellen Ausgabe des BERLINER TAGESGESCHEHEN . Somit können Sie den Zeitpunkt der Aufzeichnung nachprüfen. Die Stichworte geben Sie an Wilbur weiter. Da er etwas eingerostet ist und Sie ihn erst noch suchen müssen, erwarte ich den ersten Teil unserer spannenden Geschichte erst am Mittwoch, den 16. April.
    – Und wenn wir ihn nicht finden?
    – Jeden Tag Verzögerung wird Fabian mit Schmerzen bezahlen. Und wagen Sie es ja nicht, die Geschichte von jemand anderem schreiben zu lassen.
    – Sie müssen uns mehr Zeit geben.
    – Der Müßiggänger ist ein Abenteurer im Angesicht des Todes.
    – Was?
    – Es gibt keinen Aufschub.
    – Bitte bedenken Sie, wie schwierig es ist, jemanden ohne genaue Angaben zu finden.
    – Lieber Herr Kommissar, stehlen Sie nicht meine Zeit und tun Sie, was ich sage.
    – Wir werden es versuchen.
    – Gut.
    – Wann werden Sie Herrn Flaig freilassen?
    – Wenn er seinen Zweck erfüllt hat.
    – Sie müssen uns einen Zeitrahmen nennen.
    – Es ist alles gesagt.
    Das Freizeichen ertönte, dann endete die Aufnahme. Bakker atmete tief durch und fuhr fort: »Gleich darauf haben wir nach diesem Wilbur Arndt fahnden lassen. Am Montagabend hatten wir ihn schon. Es war nicht schwer, ihn zu finden. Den Kollegen von Mitte war er bekannt. Der gute Wilbur ist ein Penner. Am Spreeufer beim Hackeschen Markt nervt er die Touristen mit seinen wirren Geschichten.«
    »Schon wieder Mitte. Kann es einen Zusammenhang zwischen Fabian Flaig und Wilbur Arndt geben?«, warf Mendel ein.
    »Daran arbeiten wir, Schlaumeier«, gab Bakker zurück.
    Mendel setzte zu einer weiteren Frage an, doch Bakker ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Um auch Ihre restlichen Fragen zu beantworten: Nein, wir können den Absender der E-Mail nicht ermitteln. Die Server stehen in Thailand oder Russland oder sonst wo. Die löschen die IP -Adresse nach dem Versenden. Und die Stimme im Anhang wurde eindeutig als die von Fabian Flaig identifiziert.« An Mendels Reaktion war zu erkennen, dass Bakker ins Schwarze getroffen hatte, was ihn unbändig freute.
    »Wir sollten uns jetzt mit der Suche nach dem Motiv beschäftigen.« Marion Tesic stand auf und strich mit der Hand über Bakkers Jacke. »Bakker, du hast Schuppen«, stellte sie fest. Mürrisch kontrollierte Bakker seine Schultern, während Marion fortfuhr: »Es gibt zwei klassische Motive für eine Entführung: entweder das Verfolgen politischer Ziele oder Geld. Das erste können wir ausschließen, das zweite trifft hier, zumindest vordergründig, auch nicht zu. Unserem Entführer geht es anscheinend um Anerkennung, aber nicht um seine, sondern um die von Wilbur Arndt. Dies lässt auf eine Verbindung zwischen Arndt und dem Entführer schließen, was noch zu überprüfen wäre. Dennoch ist das als Motiv ziemlich dürftig. Kommen wir also zum Geld zurück. Wer kann von dieser Geschichte profitieren?«
    »Die Zeitung«, stellte Mendel fest.
    »Richtig«, sagte Tesic. »Die Zeitung kann, wenn die Sache publik wird, ihre Auflage erheblich steigern. Darauf haben die Leute doch nur gewartet. Ein Entführer, der selbst über die Entführung schreibt. Man kann das Ganze aus erster Hand, beinahe in Echtzeit erfahren und muss nicht abwarten, bis der Täter nach der Gefängnisstrafe seine Memoiren schreibt.«
    »Das ist auch meine Vermutung«, sagte Schorten. »Im Moment gilt allerdings noch die Nachrichtensperre. Niemand weiß, dass die Geschichte real ist.«
    Mendel hob fragend seine Hand. »Ist das aber nicht die Absicht des Entführers? Gehen wir mit der Nachrichtensperre nicht ein zu großes Risiko ein?«
    »Nun«, entgegnete Schorten, »wir haben die Forderung erfüllt; die Entführung erscheint als Fortsetzungsroman in der Zeitung. Es war nie die Rede davon, dass wir dafür groß Werbung machen sollen. Solange der Entführer damit zufrieden ist, behalten wir diese Vorgehensweise bei. Allzu lange wird die Nachrichtensperre sowieso nicht halten. Entweder dringt durch jemanden vom BERLINER TAGESGESCHEHEN was nach draußen, oder ein findiger Zeitgenosse kommt dahinter. Wie auch immer. Wir werden in die von Marion genannten Richtungen ermitteln. Karl, du wirst die Zeitung hinsichtlich ihrer finanziellen Situation überprüfen. Außerdem wäre ein Gespräch mit dem Verleger und dem Chefredakteur angesagt. Sie sind die

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