Fingerspiele - Caprice: Erotikserie (German Edition)
Welt stehen. Nun war es nicht so, dass sie den berühmten Tenor noch nie gesehen hatte. Es existierten Tausende Bilder von ihm, Porträts, Bühnenfotos, Fotos von Empfängen und so weiter und so fort. Doch persönlich war sie ihm noch nie begegnet, und deshalb war sein Anblick für sie jetzt regelrecht ein Schock. Nicht im negativen Sinne, denn Alejandro sah gut aus, sehr gut sogar. Aber sie hatte sich ein völlig anderes Bild von ihm gemacht, das nun mit der Wirklichkeit überhaupt nicht übereinstimmte, und so etwas passierte Maren äußerst selten.
Schon seine stattliche Figur war eine Überraschung, denn die meisten Sängerinnen und Sänger waren eher von kleiner, schmaler Statur. Nach Marens Erfahrung, die sich mit denen der meisten Kollegen deckte, besaßen gerade die zartesten Künstler die kraftvollsten Stimmen, also war Alejandro eine absolute Ausnahme. Groß, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, wie sie nun sehen konnte, da er sich erhoben hatte, kam er ihr entgegen, wobei ein freundliches Lächeln seine gut geschnittenen Züge erhellte.
Sein Anblick weckte ein Bataillon Ameisen in Marens Bauch, die wie irre darin herumkrabbelten. Und seine sonore Stimme, die nun an ihr Ohr klang, machte alles nur noch schlimmer. So schlimm, dass Maren am ganzen Leibe zu zittern begann, als Alejandro ihr die Hand reichte.
»Señora Janson, si ?«
»Äh, si , ja , yo soy … ich bin …«, sie schluckte trocken. »Señorita , por favor …« Himmel, spielte das eine Rolle? Was redete sie da für einen Unsinn? »Entschuldigung …«
»Oh, das freut mich”, unterbrach Alejandro ihre Stammelei und überging damit galant Marens Verlegenheit. »Ich war, offen gesagt, sehr gespannt auf Sie, Señorita Janson. Mein Manager hat in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt, und das ist etwas, was bei ihm selten vorkommt. Normalerweise ist John nämlich ein sehr realistischer Mensch, der Journalisten vor allem für, verzeihen Sie mir das Wort, lästig hält. Bei Ihnen war das anders.«
Maren dachte an Sophies Kurzbericht über die Ereignisse in McPhersons Hotelzimmer und fragte sich, was die Freundin wohl mit dem Manager angestellt hatte, das zu diesem Sinneswandel geführt hatte.
»Oje, dann hoffe ich wirklich, dass Sie nicht enttäuscht sind!«
»Bestimmt nicht.« Alejandro maß sie mit unverhohlener Bewunderung. »Wollen wir uns setzen?«
Mit einer geschmeidigen Handbewegung deutete er zu den Sitzgruppen hinter sich. Maren konnte nur stumm nicken. Sie war weiß Gott kein Teenager mehr und schon lange nicht mehr durch ein hübsches Gesicht zu beeindrucken. Aber dieser Tenor warf sie vollkommen aus der gewohnten Bahn! Ihre Knie fühlten sich an wie aus Pudding, als sie ihm zu den gemütlichen Sesseln folgte. Hier waren sie ein wenig vor neugierigen Blicken geschützt, da die Sitzgruppe hinter einer Säule aufgestellt war.
»Was möchten Sie trinken?«, erkundigte Alejandro sich, nachdem sie Platz genommen hatten. »Kaffee, Tee oder vielleicht einen Cocktail?«
»Nein, nein, danke!«, wehrte Maren erschreckt ab. Sie war schon aufgeregt genug, da brauchte sie keine weiteren Aufputschmittel, die ihren sonst so klaren Verstand noch mehr vernebelten!
»Ich – äh – ein Wasser«, stammelte sie hastig, als ihr klar wurde, dass sie überreagierte. Zugleich schämte sie sich entsetzlich für ihr linkisches Benehmen. Alejandro Forates musste sie für eine komplette Idiotin halten! »Ja, ich nehme ein Wasser, denn Wasser ist gesund.« Himmel, wieso hielt sie nicht einfach den Mund! Das, was sie da von sich gab, war ja mehr als peinlich!
Damit ihr nicht noch mehr dummes Zeug entfuhr, presste Maren die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch einen schmalen Strich bildeten. Blöderweise konnte sie nicht auch noch ihre Augen schließen, die sich an dem Anblick des Tenors festsaugen wollten. Stocksteif dasitzen, mit zusammengekniffenen Augen und Lippen, das hätte total gaga ausgesehen, und Maren fand, dass sie sich schon genug blamiert hatte. Also versuchte sie, an Alejandro vorbeizuschauen. Aber es gelang ihr nicht.
Fasziniert sah sie zu, wie Alejandro mit dem Kellner sprach, der gerade an ihren Tisch getreten war. Durfte ein Mann derart gut aussehen? Und die Stimme! Maren hätte darin ertrinken mögen. Wie sollte sie bloß ein vernünftiges Interview hinkriegen, wenn sie vor lauter Anbetung nicht ein Wort von dem mitbekam, was Alejandro sagte?
Gar nicht , funkte ihr Hirn, jedenfalls nicht, solange du dich nicht
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