Fingerspiele - Caprice: Erotikserie (German Edition)
angekündigt, um an einigen Events teilzunehmen. Ich möchte, dass du ihn interviewst.«
Maren entfuhr ein betroffenes »Ach, du Scheiße!«, was Walter Stein mit einem verächtlichen Schnauben quittierte. Natürlich wusste auch er, dass es so gut wie unmöglich sein würde, den unnahbaren Startenor vor die Kamera zu kriegen, geschweige denn einen Interviewtermin mit ihm zu ergattern. Doch das war kein Grund dafür, es nicht trotzdem zu versuchen.
»Ich weiß«, knurrte er deshalb. »Der Kerl ist scheu wie ein Steuerflüchtling. Aber du wirst ihn schon kriegen. Ich erwarte jedenfalls einen ausführlichen Bericht. Deine Akkreditierung liegt im Pressezentrum am Alex für dich bereit.«
»Kann das nicht Sophie machen?« Sophie Caprice war ihre Freundin und Kollegin und nach Marens Einschätzung für schwierige Jobs wie diesen viel besser geeignet. »Sie ist doch sowieso schon in Berlin, um über die Berlinale zu berichten. Da kann sie doch -«
»Sophie hat andere wichtige Verpflichtungen«, fiel Walter Stein ihr ins Wort. »So zum Beispiel Exklusivtermine mit Angelina Jolie und Madonna. Nein, das Interview mit Forates wirst du führen. Wenn du nebenbei noch ein paar Stars vors Mikrofon kriegst, super. Aber bring mir auf jeden Fall diesen Tenor.«
»Okay.« Maren unterdrückte einen Seufzer. Sie wusste, dass Walter keine Kompromisse eingehen würde. Egal, wie viele Berichte sie ihm sonst noch von der Berlinale mitbringen würde, ohne das Interview mit Forates würden alle nur dritte Wahl sein.
»Wann soll ich reisen?«
»Sofort.« Walter Stein vollführte eine Handbewegung als wollte er Hühner vom Hof scheuchen. »Frau Schneider hat alle weiteren Informationen. Gute Reise.« Damit war Maren entlassen.
Innerlich grinsend verließ sie das Büro. Die Rituale zwischen ihnen waren immer gleich: Er versuchte, seine Komplexe zu verbergen, sie tat so, als würde sie ihn ernst nehmen, und beiden wussten, dass alles nur Show war.
Nach Berlin ging es also! Einen Moment blieb Maren mitten im Gang stehen, um sich das Gehörte kurz durch den Kopf gehen zu lassen, dann setzte sie ihren Weg fort.
Ein halbe Stunde später war sie auf dem Weg nach Eppendorf, zu dem eleganten Mehrfamilienhaus, in dem sie sich mit ihrer Freundin und Kollegin Sophie Caprice ein Apartment teilte.
Das graue Morgenlicht hatte es schwer, durch die fest zugezogenen Vorhänge ins Zimmer zu dringen. Der helle Schein war zu schwach, um die beiden Schläfer aufwecken zu können, die sich auf dem breiten Bett in ihre Decken gewickelt hatten. Das Wecken erledigte stattdessen das Handy, das auf dem linken Nachttisch lag und das plötzlich einen flotten Marsch durch das dämmrige Zimmer schickte. Die Wirkung war effektiv. Sophie Caprice schoss mit einem Ruck hoch und sah sich völlig verdattert um.
Wo war sie? Hä? Keine Ahnung – oder? Sie blinzelte verschlafen in die Dämmerung. Dann fiel es ihr wieder ein: Das war das Hotelzimmer im sechsten Stock des Interconti, das sie vorgestern Abend bezogen hatte.
Oh, merde ! Sie fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die rote Lockenmähne, die ihr bis auf die Hüften fiel. Das war wieder mal eine kurze Nacht gewesen! Ihr fehlten noch mindestens drei Stunden Schlaf, um den Tag beginnen zu können.
Das Handy plärrte unbeirrt weiter. Mit einem Fluch ergriff Sophie das kleine Telefon, stellte fest, dass es das ihre war, und ließ die Hand sinken, die es bereits an die Wand pfeffern wollte.
»Maren Janson ruft an«, stand auf dem Display. Sophie drückte die grüne Taste und hob das Handy ans Ohr.
» Mon dieu , was zum Henker willst du mitten in der Nacht von mir?« Ihre Stimme klang belegt.
»Mitten in der Nacht?« Marens viel zu fröhliches Lachen drang unangenehm laut in Sophies Gehör. »Mensch, Sophie, es ist gleich vierzehn Uhr. Ich bin gerade auf dem Weg zum Flughafen. Bist du noch in LA oder schon in Berlin?«
»In Berlin.« Aus den Augenwinkeln nahm Sophie eine Bewegung wahr. Langsam schälte sich ein nackter, muskulöser Männerrücken aus den Laken. »Hier kocht bereits der Asphalt … Du auf der Berlinale?«
»Können wir uns treffen?«
Sophie beobachtete, wie sich der Rücken aufsetzte. Wem immer er gehörte, er war genau ihr Typ: dunkles Haar, muskulöser Oberkörper, ein männlich markantes Gesicht, das jetzt ein bisschen zerknittert aussah.
»Wann?« Sie drehte sich um, denn der Anblick ihres gut aussehenden Mitschläfers lenkte sie ab. Unruhig rieb sie ihre Schenkel aneinander.
»Um sechs im
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