Fingerspiele - Caprice: Erotikserie (German Edition)
den Anwesenden ihre beachtliche, in blaue Seide gehüllte Oberweite präsentierte, sog der Herr am Nebentisch hörbar die Luft in seine Lungen. Wahrscheinlich spielten hier und da auch gerade ein paar Herzschrittmacher verrückt. Sophie jedoch schien nichts von dem Aufsehen zu bemerken, das ihr Auftritt erregte. Lässig überreichte sie dem Kellner das Jäckchen, verwirrte ihn mit einem Lächeln und umarmte Maren.
»Hallo, chérie.« Sie drückte Maren rechts und links ein Küsschen auf die Wangen. »Schön dich zu sehen. Ich hab dich vermisst.«
»Lügnerin.« Maren lachte unbekümmert. »Du kommst doch bei deinen vielen Affären gar nicht dazu, an mich zu denken, geschweige denn, mich zu vermissen.«
»Du hast mich wieder mal durchschaut.« Andere wären zusammengezuckt und hätten verlegen um sich geblickt, um herauszufinden, wer Marens Bemerkung gehört haben könnte. Sophie hingegen warf den Kopf in den Nacken und lachte völlig ungeniert, was ihr erneut die Aufmerksamkeit der anderen Gäste einbrachte. Aber auch das kümmerte die junge Frau nicht.
»Stimmt.« Sie kicherte fröhlich. »Ich hatte da wirklich ein, zwei, vielleicht auch drei sehr nette Erlebnisse. Der Rest …« Sophie winkte ab. »Das Übliche eben. Hausmannskost und leider auch nicht besonders lernfähig. Und du?«
Maren antwortete nicht, weil ein Kellner an den Tisch trat und die Speisekarte ablegte. Das »Benjamin« war einerseits wegen seines eleganten, stilvollen Ambientes beliebt. Zum anderen konnte man sich als Gast über einen erstklassigen Service und eine hervorragende Küche freuen. Besonders die Fischgerichte wurden allenthalben gelobt aber auch die anderen Gerichte, die auf der angebotsreichen Speisekarte standen, fanden bei Feinschmeckern höchste Anerkennung.
Sophie entschied sich als Aperitif für einen Campari Orange, der hier aus frisch gepressten Früchten hergestellt wurde. Maren hatte sich bereits einen Waldbeerensaft bestellt, dessen fruchtiger Geschmack es ihr angetan hatte.
»Und wie sieht’s in Hamburg aus?«, wollte Sophie wissen, nachdem der Kellner davongeeilt war, um das Gewünschte zu besorgen.
»Wie hier.« Maren verzog das Gesicht. »Regen, grau und eklig.« Sie schüttelte sich, als würde gerade ein Schauer auf sie niedergehen.
»Na, da war meine Entscheidung doch richtig, nicht mit dir zurückzufliegen, sondern in LA zu bleiben.« Sophie hob die Hand und ließ sie durch ihre rote Mähne gleiten, wahrscheinlich ohne zu ahnen, wie aufreizend das wirkte. »Das Wetter war super, die Männer geil, und ich konnte ganz nebenbei auch noch Patricia Honywell interviewen.«
»Wow!« In Marens Bewunderung mischte sich eine winzige Spur Neid. Irgendwie schaffte ihre Kollegin es immer wieder, die scheuesten und zickigsten Stars vor die Kamera zu kriegen und ihnen die intimsten Geständnisse zu entlocken.
Sophie zuckte die Schultern; sie hielt das alles wohl nicht für besonders erwähnenswert.
»Wir hatten ein paar nette Nachmittage.« Sie lächelte den Kellner an, der gerade an den Tisch trat, um die Getränke zu servieren.
»Haben die Damen schon gewählt?«
Sophie schob die Speisekarte zur Seite, ohne hineingeblickt zu haben.
» Voilà , ich nehme den Branzino Grigliato«, orderte sie. »Und als Vorspeise Scampi si Insalata.«
»Und ich hätte gerne eine Crema di Pomodoro und die Pizza Ortolana.« Auch Maren benötigte keine Karte, denn das »Benjamin« gehörte zu ihren Lieblingsrestaurants in Berlin. »Und dazu eine Karaffe Lambrusco di Alessandria.«
» Ah , eine gute Idee!«, schloss Sophie sich an. »Dann nehme ich einen Bussanello.«
»Sehr wohl.« Der Kellner deutete eine Verbeugung an und entschwand erneut in Richtung Küche.
»Jetzt verrate mir aber, weshalb du mich sprechen wolltest«, fragte Sophie. »Okay, wir haben uns eine ganze Weile nicht gesehen und auch nicht miteinander gemailt oder geskypt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du vor Sehnsucht nach mir zum Telefon gegriffen hast.«
»Hab ich auch nicht«, gab Maren zu. »Es ist wegen Alejandro Forates. Irgendein Vögelchen hat Stein in die Segelohren getwittert, dass der Sänger zur Berlinale anreist. Stein will ein Interview mit ihm. Wie ich das hinkriege, ist …«
»… deine Sache«, beendete Sophie den Satz mit einem spöttischen Grinsen. »Typisch Stein. Wann kommt Forates an, und wie lange bleibt er?«
»Von Stein wie so oft: No Info.« Maren ergriff ihr Glas und trank ein paar Schlucke. Dann leckte sie sich über die
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