Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
der Mann vor Wut kochte. Sein Stolz war verletzt worden – nicht nur, weil man ihm Mandy weggenommen hatte, sondern weil Moriarty ihn in Canyon City nach Strich und Faden betrogen hatte.
    Festgehalten von Clays Deputies, blinzelten Buck und Billy Joe auf die Straße hinaus, wo sich inzwischen fast 300 Männer mit Fackeln und Lampen drängten. Ein Lynchmob.
    Obadiah Boone warf Clay einen Seitenblick zu, und Clay nickte. Der Marshal reckte seine Remington in die Luft und drückte dreimal ab. Es herrschte Stille, in der nur Watts schnarrende Schottenstimme zu hören war.
    »Meine Herren«, sagte er mit erhobenen Händen. »Es scheint, als wären wir übel hinters Licht geführt worden.«
    Heiseres Gelächter war zu hören. Watt hatte die Situation entschärft.
    »Sie als redliche Bürger, und zu denen zähle ich mich ebenfalls, haben heute Nachmittag geglaubt, Sie sähen einen fairen und ehrlichen Wettlauf.«
    Er machte eine Pause.
    »Laufsport der Extraklasse. Das Beste, was man je gesehen hat. Zumindest haben wir das geglaubt. Ein fairer Wettkampf.«
    Wieder hielt er inne.
    »Aber«, er warf Boone einen Seitenblick zu, »Marshal Boone hier erzählt uns etwas anderes. Und das ist die unglaubliche Geschichte von den redlichen Bürgern von Canyon City, die vor einem Jahr von genau diesen Typen um ihre sauer verdienten Dollars geprellt wurden.«
    Boone nickte.
    »Und Marshal Boone hat noch sehr viel mehr verloren. Er verlor seine geliebte Tochter an den niederträchtigen Strippenzieher dieses ganzen faulen Zaubers, Professor Moriarty, der sich vor etwa fünf Stunden aus dem Staub gemacht hat.«
    Hie und da wurden Rufe laut. Watt legte eine bedeutungsschwere Pause ein.
    »Wonach wir jetzt trachten müssen, meine Herren, ist Gerechtigkeit. Denn dies ist ein zivilisiertes Land. Ich schlage deshalb vor, dass diese beiden jungen Männer hier und jetzt in klaren, einfachen Worten sagen, was sie zu ihrer Verteidigung vorzubringen haben.«
    Buck sprach für sie beide. Er gab offen zu, dass sie zusammen in Canyon City gelaufen waren, behauptete aber, sie seien beide nach bestem Können und Gewissen gelaufen und das Rennen selbst sei kein Bluff gewesen. Das Gleiche gelte auch für Cheyenne. Vielleicht hatte Billy Joe es die Woche zuvor in der Bar ein wenig übertrieben, doch das Rennen sei sauber und ehrlich verlaufen – das würden sie auf einen ganzen Stapel Bibeln schwören.
    Von Boone, Clay und dessen Hilfssheriffs flankiert, standen die beiden Läufer im Fackelschein vor dem Gefängnis, und Buck rief ihre Verteidigung in eine aufgebrachte Menschenmenge. Buck spürte, wie seine Worte zunehmend an Gewicht verloren und in der Dunkelheit hinter der Menschenmenge verhallten. Denn ihre Verteidigung hatte einen entscheidenden Schwachpunkt: das Wissen darum, dass der Wettlauf bei aller Fairness Teil einer Inszenierung gewesen war, geschauspielert wie die allabendlichen Dramen auf Moriartys Bühne.
    Während er redete, machte sich der Geruch von kochendem Teer über der Menge breit, und Buck und Billy Joe spürten, wie sich ihr Magen angstvoll zusammenkrampfte.
    Richter Watt hob beschwichtigend die Hand, doch Bucks letzte Worte gingen dennoch im Lärm unter.
    »Ladys und Gentlemen«, sagte Watt. »Wir leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Wir haben Marshal Boone angehört, und wir haben die Verteidigung dieser beiden jungen Männer gehört. Es sieht so aus, als sei die Spinne in diesem Intrigennetz Professor Moriarty, dessen wir gegenwärtig nicht habhaft werden können, doch seien Sie versichert, dass der Sheriff und seine Deputies ihn aufspüren werden und er seine gerechte Strafe bekommt.«
    Jubel brandete auf, und Watt lächelte. »Im guten alten Schottland, wo ich herkomme, gibt es drei Urteilssprüche. Der erste lautet ›nicht schuldig‹, der zweite ›schuldig‹ und der dritte, und das ist in der Rechtslehre einmalig, lautet ›Schuldbeweis nicht erbracht‹.«
    »Was soll das bedeuten, Richter?«, rief jemand aus der Menge.
    »Das bedeutet, wir wissen zwar verdammt gut, dass ihr schuldig seid, aber wir können’s nicht beweisen«, antwortete Watt zu schallendem Gelächter. »Also, wie soll das Urteil lauten?«
    »Schuldig!«, brüllte die Menge, und ein Zuber voll schwarzem Teer wurde mit einem Sack Federn vor das Gefängnis geschleift.
    Watt sah sich nach Buck und Billy Joe um. »Ihr habt die Entscheidung der Leute vernommen, Jungs. So, wie ich das sehe, gibt’s für euch zwei Möglichkeiten. In einer Woche wird

Weitere Kostenlose Bücher