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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gift nehmen, Marshal.«
    Aus Eleanor Camerons Tagebuch, 18. Juni 1876
    Cheyenne kann nur das Ende bedeuten, oder zumindest den Anfang vom Ende unserer Lauferei. Es war das erste Mal, dass die Sache ernsthaft schiefgegangen ist, doch es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein. Das Land wird allmählich zu klein für solche Tricksereien, und Bucks und Billy Joes Verwandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Auf keinen Fall wollen wir noch einmal einem solch feindseligen Mob gegenüberstehen müssen wie in Cheyenne. Hätte Marshal Boone unseren Bluff auffliegen lassen, dann gnade uns Gott. Wir haben überlebt, doch unsere Truppe hat einfach nicht das Zeug für solche Abenteuer. Es ist an der Zeit, dass wir Kurs auf ruhigere Gewässer nehmen und das Geld, das wir haben, in ein Theater in San Francisco investieren. Ich bete darum. Wenn ich doch nur hoffen könnte, dass mein lieber Ehemann genauso denkt.

12
ENGLAND
    »Hättest du wirklich in die Menge geschossen?«
    Die Frage kam von Buck. Moriarty, Eleanor, Mandy und die Jungs saßen ums flackernde Lagerfeuer und hatten die wütenden Bürger von Cheyenne 62 Meilen hinter sich gelassen.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Moriarty. »Ich hab noch nie im Leben auf jemanden geschossen.«
    » Ich hätt’s getan«, sagte Mandy grimmig über ihre Kaffeetasse hinweg.
    »Ich auch«, sagte Eleanor.
    »Weiber«, knurrte Moriarty kopfschüttelnd und stocherte im Feuer herum.
    Einen Moment lang herrschte nachdenkliche Stille.
    »Wir haben zu viele Orte verbrannt«, sagte Billy Joe schließlich.
    Buck nickte. »Zu viele Läufer. Zu viele Spieler, die von Stadt zu Stadt ziehen, die Telegrafen, die Eisenbahn. Ein Boone, Richter Weir oder Medina zur falschen Zeit am falschen Ort, und wir sind mausetot.«
    »Habt ihr je darüber nachgedacht, ernsthaft zu laufen?«
    Es war Eleanor. Schweigend hingen die anderen ihrer Frage nach.
    »Wir sind immer ernsthaft gelaufen«, knurrte Billy Joe. »Das solltest du wissen, Eleanor.«
    »Na, komm schon, Billy Joe.« Es war Mandy. »Es war und ist eine abgekartete Sache. Wir sind die Einzigen, die wissen, wie gut ihr wirklich seid. Wenn alle Welt das wüsste, wären wir arm wie die Kirchenmäuse.«
    »Und was ist mit der Englischen Methode?«, schob Eleanor nach. »Die ist so falsch wie ein Vier-Dollar-Schein.«
    Buck und Billy Joe warfen Moriarty einen fragenden Blick zu.
    Moriarty stocherte mit einem Stöckchen im Feuer herum und starrte in die Flammen. »Diese Jungs hier«, er zeigte mit dem verkohlten Stock auf Buck und Billy Joe, »haben beim Laufen immer alles gegeben. Die haben in ihrem ganzen Leben keinen einzigen Wettlauf fingiert. Und solange ich mit den beiden zu tun habe, wird das auch so bleiben.«
    Er hielt inne und atmete tief durch. »Doch es gibt keinen Zweifel, dass wir uns, wie man so schön sagt, des Betrugs schuldig machen. Und vielleicht wollte uns der liebe Gott mit Cheyenne nur sagen, dass es höchste Zeit ist, unsere Gewohnheiten zu ändern.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Billy Joe.
    »Etwas, das ich schon seit Jahren vorhabe«, sagte Moriarty. »Wir gehen dorthin, wo’s die besten Läufer der Welt, großes Geld und brechend volle Stadien gibt. In die Heimat des Laufsports.«
    »Wohin?«, fragte Mandy. »Hoffentlich ist das schön weit weg.«
    Moriarty zog das Stöckchen aus dem Feuer, zündete sich eine Zigarre an und zog bedächtig daran. »England«, sagte er. »Ist das weit genug für dich, Mandy?«
    »England?«, fragte Eleanor lächelnd. »Du meinst, nach Hause – Ferien machen?«
    »Nicht direkt. Zuerst gehen wir nach New York, lassen Billy Joe in ein paar – ehrlichen – Zweikämpfen antreten und machen ein bisschen Geld. Edwin wird uns einen Job am Theater besorgen.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Buck.
    »Für dich habe ich große Pläne, Buck«, sagte Moriarty und zog an seiner Zigarre. »Es hat keinen Sinn, dich inNew York zu verbraten. Das ist heimatliches Terrain, da kennt man dich zu gut.«
    »Also?«
    »London«, antwortete Moriarty. »Du und Billy Joe werdet nächstes Jahr im April zur Leichtathletikmeisterschaft der Amateure nach London reisen.«
    »Meisterschaft der Amateure ?«, fragte Buck. »Wir sind keine Amateure. Wir sind waschechte Profis.«
    »Richtig«, sagte Moriarty. »Aber das wissen die da drüben nicht. Und bei diesen Meisterschaften wird ’ne Menge Geld verwettet, auch wenn die Läufer allesamt Lord Soundso und Viscount Schlagmichtot heißen. Das mögen alles Amateure sein, aber das

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