Finish - Roman
Zaster«, sagte Moriarty.
»Ich kann nicht folgen«, sagte Buck. »Was ist mit diesen anderen zwei …?«
» Diaulos und dolichos ?«
»Genau.«
Endlich erhaschte Moriarty den Blick der Bedienung und bestellte eine Flasche Tequila. » Diaulos , das waren 400 Meter, zweimal das stade .«
»Einmal rum?«
»Nicht ganz. Man lief 200 Meter geradeaus, dann einmal um eine Säule, die am Ende des Stadions stand, und dann zurück zum Ziel.«
»Von links nach rechts oder von rechts nach links?«, fragte Buck.
»Da gab’s keine Regeln. Für die Griechen war das einfach nur ein Spiel.«
»Keine Regeln«, sagte Billy Joe. »Dann haben die Läufer an dieser Säule bestimmt ’ne Menge Spaß miteinander gehabt. Was war dieser diaulos- Lauf noch mal, 400 Meter?«
Moriarty nickte.
»Und was ist mit dem letzten?«
»Der dolichos ? Das waren ungefähr drei Meilen.«
»Immer wieder um diese gottverdammte Säule rum, und das über 5000 Meter?«, rief Billy Joe.
»Zwei Säulen, an jedem Ende eine. Eine 400-Meter-Etappe.«
Der Tequila kam. Buck schenkte drei Gläser ein. »Unter gepflegtem Nachmittagssport stell’ ich mir was anderes vor«, sagte er.
Moriarty griff sich eine Prise Salz von einem Teller, der in der Mitte des Tisches stand, streute es auf seinen Handrücken, leckte es ab, kippte den Tequila herunter und verzog das Gesicht. Buck und Billy Joe taten das Gleiche.
Billy Joe ergriff als Erster das Wort. »Dieses stade, jaulus, dollikotz – was zum Teufel hat das mit uns zu tun? Willst du, dass wir bei diesen Olympischen Spielen gegen die Griechen antreten? Da bin ich nicht dabei.«
Schweigend schenkte Moriarty sich nach.
»Na los«, sagte Buck. »Jetzt hast du uns deine Geschichtsstunde verpasst, und was hat dieses Griechenzeugs nun mit uns zu tun?«
Moriarty lächelte. Er hatte sie lange genug auf die Folter gespannt. »Das soll heißen«, sagte er bedächtig, »dass wir das größte Rennen unseres Lebens laufen werden, den größten Lauf, den die Welt jemals gesehen hat. Das soll es heißen.«
»Wo?«, fragte Buck.
»Yuta City, Arizona«, entgegnete Moriarty. »Bin gerade dort gewesen.«
Richter Haynes war der perfekte Mann, um den Streit um Big Wet zu schlichten. 1870 hatte er den Landkrieg in Colson County beigelegt, in den Verhandlungen mit den Sioux in den Black Hills als Regierungsberater amtiert (weshalb er Anfang 1870 von Sitting Bull zum Blutsbruder ernannt wurde) und war bei der chaotischen Landnahme in Lima County als Vermittler aufgetreten. Doch seinen größten Erfolg hatte er 1869 auf sportlichem Sektor, als er als Ringrichterim Schwergewichtskampf zwischen Bill Noonan und Tom King fungiert hatte, der auf einem Mississippi-Schleppkahn 30 Meilen westlich von St. Louis ausgetragen wurde.
Inzwischen war allgemein bekannt, dass Richter Haynes zehn Riesen angeboten worden waren, um den Herausforderer King (Der Tiger von Tallahassee) zum Sieger zu machen, doch der korpulente kleine Richter war unbestechlich geblieben und hatte den mörderischen Kampf gepfiffen, der über 78 Runden ging und mit einem blindgeprügelten King endete, der einfach nicht mehr auf die Beine kam. Jeder, der den Kampf gesehen hatte, war sich einig, dass dies ein fairer und männlicher Faustkampf gewesen war (ausgenommen Kings Trainer); und das war Haynes ebenso zu verdanken wie den beiden Kontrahenten.
Doch damit war die Rolle des Richters im Noonan-King-Drama noch nicht zu Ende. Nach dem Kampf war der halb verkrüppelte und blinde King von seinen Managern in St. Louis im Stich gelassen worden. Der Richter hatte dem Boxer das Krankenhaus bezahlt und ihn in einem Hotel untergebracht, bis es ihm besser ging. Als Tom King wieder genesen war, hatte Haynes ihm das Versprechen abgenommen, das Boxen und die Sauferei an den Nagel zu hängen, und ihm eine Anstellung als Barmann im Fighting Chance besorgt.
Dass der inzwischen einundsechzigjährige Haynes in den Streit ums Big Wet hineingezogen wurde, lag daran, dass er sich nach seiner Pensionierung 1875 in Yuta City, Arizona, niedergelassen hatte. Das Big Wet war eine fruchtbare, große Wasserstelle, die die Ländereien des hitzigen, rothaarigen Iren »Buzz« Brennan, dessen Großvater am Alamo gekämpft hatte, und des Australiers Pat Boyle voneinander trennte. Wie so viele Australier war Boyle der Sohn eines ehemaligen Sträflings, der 1840 nach San Francisco gekommen war. Während der Bürgerwehr-Razzien 1850 war sein Vater, Mitglied der mörderischen »Sidney-Duck«-Bande,um
Weitere Kostenlose Bücher