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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ließe sich der Brennan-Boyle-Streit besser lösen, als durch eine Verquickung von Antike und Moderne, indem man olympische Wettläufe mit ein bisschen Reiterei verband und damit den Fall Big Wet ein für alle Mal ad acta legte?
    Albert Haynes wusste, dass die führenden Köpfe von Yuta County über ihre Colts hinausdenken mussten, wenn aus ihrer Stadt jemals mehr werden sollte als ein staubiges, gottverlassenes Provinznest. Wie alle Fehden würde auch der Brennan-Boyle-Streit früher oder später enden – aber doch bitte möglichst glimpflich und zivilisiert.
    Als sich Pete Boyle und Bill Brennan am Nachmittag des 20. April 1878 mürrisch und feindselig mit Richter Haynes im Gericht von Yuta trafen, waren beide überzeugt, der Richter würde auf eine schnelle und sofortige Schlichtung drängen. Und obwohl keiner der beiden ein Wort darüber verlor, hatte jeder sich fest vorgenommen, nur zu akzeptieren, wenn es nach seiner Nase ginge.
    Während draußen die Sonne auf die weißgetünchten Lehmmauern brannte, hatte Haynes mit schweißüberströmtem, hochrotem Gesicht eine großzügige Runde seines besten Fusels ausgeschenkt.
    »Alles schon mal dagewesen, meine Herren«, hob er an. »Wenn sich Könige in längst vergangenen Zeiten über irgendetwas in die Haare gekriegt haben – Frauen, Land, wasimmer –, hatten sie ihre eigene Art, die Sache zu bereinigen, und das ganz ohne Blutvergießen.«
    Er nahm noch einen Schluck von seinem Fusel, kramte ein weißes Taschentuch hervor und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Blut ist ein hoher Preis. Heute wie damals. Also haben sich die Könige gesagt, wieso gute Leute opfern? Wir regeln die Sache auf andere Weise.«
    Boyle und Brennan stierten grimmig vor sich hin und ließen Haynes reden.
    »Die waren der Meinung, die Götter sollten entscheiden, in einer rituellen Schlacht.«
    »Rituellen was?«, fragte Pete Boyle.
    »Einer rituellen Schlacht, Pete. Einem Wettbewerb«, entgegnete Haynes. »Manchmal veranstalteten sie Ringkämpfe, aber meistens Wettrennen.«
    »Sie meinen mit Läufern?«, fragte Brennan.
    Haynes nickte und schenkte allen noch einen großzügigen Schluck ein. »Sie ließen ihre ausgewählten Stellvertreter gegeneinander laufen. Und der Sieger kriegte dann das Land oder die Frau oder was auch immer.«
    »Ist das Ihr Vorschlag für – den Big Wet?«, fragte Brennan.
    Haynes nickte. »Ich stell’ mir das so vor: Jedes Team hat drei Männer und ein Pferd. Das Team besteht aus einem 200-Meter-Läufer, einem 400-Meter-Läufer und einem Langstreckenläufer, genau wie bei den Griechen. Es ist so eine Art Staffellauf mit Mensch und Pferd, der insgesamt über drei Runden geht. Jede Runde beginnt hier in Yuta City, führt über den Big Wet, den Berg El Diablo, an der Brücke wieder über den Big Wet, dann wieder zurück in die Stadt. Die Langstreckenläufer sind die Einzigen, die alle drei Runden laufen, entweder zu Fuß oder zu Pferde.«
    »Und wie geht es los?«, fragte Boyle.
    »Mit zwei Männern von jedem Team, dem Langstreckenläufer und dem Sprinter, und einem Pferd pro Team. Jedes Team darf die erste Runde bestreiten, wie es möchte –zumindest bis zu den letzten 200 Metern am Ende der Runde, wenn es in die Stadt zurückgeht.«
    »Und was passiert dann?«, fragte Brennan.
    »200 Meter von der Stadtgrenze entfernt, stellen wir eine Fahne auf. Diese letzten 200 Meter müssen die Sprinter laufen. Dann sind sie fertig, und entweder Boyle liegt vorn oder Brennan.«
    Brennan nickte. »Und in der zweiten Runde starten dann der Langstreckenmann und der 400-Meter-Läufer?«
    Haynes nickte und schenkte allen großzügig nach. »In der zweiten Runde läuft es genauso. 400 Meter vor dem Ziel steht eine Fahne. Der 400-Meter-Läufer muss absteigen und das letzte Stück laufen. Dann steht’s entweder zwei zu null, und dann brauchen wir die letzte Runde nicht zu machen, oder es ist Einstand und alles ist offen.«
    »Und wenn es eins zu eins steht – dann treten in der letzten Runde nur die Dauerläufer und die Pferde an?«, fragte Boyle und nahm einen Schluck Whiskey. Inzwischen waren er und Brennan voll bei der Sache.
    »Genau«, nickte Haynes. »Aber sie müssen eine englische Meile vor dem Ziel absteigen und rennen, und so gibt’s zum Schluss einen Langstrecken-Wettlauf.«
    »Damit ich’s richtig verstehe«, sagte Brennan. »Wir haben beide drei Leute, die laufen und reiten. Wenn aber jetzt mein Dauerläufer seinen schlägt … und mein 400-Meter-Mann

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