Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Rasen. Billy Joes Übelkeit war ansteckend, und kurz darauf übergab sich auch Buck. Die beiden Männer kotzten, bis nichts mehr kam als dünne, grüne Galle, und selbst danach hörte das Würgen nicht auf.
    Dann ließen sie sich neben die Pumpe sinken und hockten, den Kopf zwischen den Knien, eine gefühlte halbe Ewigkeit schweigend nebeneinander. Hätten Hogg und Taggart nur mit ihnen geredet, dachte Buck. Seinetwegen hätten sie das Geld behalten können. Vielleicht waren die beiden legitime Gläubiger wie sie, aber warum um alles in der Welt mussten sie Wagstaffe umbringen.
    »Hätte ganz einfach sein können«, sagte Billy Joe, zog mit einem lauten, kehligen Kratzen den Rotz hoch und spuckte ihn auf die Straße. Er öffnete seinen Gürtel, zog die Waffe aus dem Holster und leerte die Patronen in seine Hand. »Die waren lahm wie die Schnecken.«
    Buck spürte Wut in sich aufsteigen. Keine 100 Meter entfernt lagen Taggart und Hogg unter einem Fliegenschwarm und hatten sinnlos ihr Leben ausgehaucht.
    Jetzt hatten sie bewiesen, wie schnell sie ziehen konnten: Aber ein Schneller Mann mit dem Colt zu sein war etwas anderes, als die Hauptstraße raufzusprinten und ein paar Milchgesichter übers Ohr zu hauen. Man schoss einem Menschen die halbe Birne weg, große, blutige Klumpen aus Fleisch und Knochen. Flink und geschickt war das allemal, doch mit Romantik oder Heldenhaftigkeit hatte das nichts zu tun.
    Billy Joe drehte die leere Trommel seines Revolvers, musterte ihn und steckte ihn in den Gürtel zurück. Er stand auf, reckte sich, zog den Gürtel fest, kehrte zu seinem Freund zurück und blickte ihn verstohlen an.
    »Du bist erstarrt.«
    »Stimmt überhaupt nicht«, sagte Buck, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und betastete sein linkes Ohrläppchen. Es war nur eine Fleischwunde und hatte schon zu bluten aufgehört.
    Billy Joe sah ihn an. »Und ob«, sagte er.
    Buck saß mit gesenktem Kopf da und versuchte, sich zusammenzureißen.
    Natürlich war er erstarrt. Er hatte nicht sofort geschossen, weil die Tatsache, auf ein menschliches Wesen zu schießen, zu viel für ihn gewesen war. Ihm hatte, um mit Marshal Boone zu reden, der Wille gefehlt. Buck schämte sich zugleich für das, was er getan, und für das, was er nicht fertiggebracht hatte, und hinzu kam die Wut, dass Billy Joe die ganze Sache so locker nahm.
    »Du bist erstarrt«, wiederholte Billy Joe. »Wie ein verdammtes Kaninchen.«
    Es folgte kein weiteres Wort. Buck hechtete nach Billy Joes Knien, und schon wälzten sich die beiden Männer wie zwei streunende Katzen über den Hof.
    Sie prügelten sich, bis sie am Ende ihrer Kräfte waren. Nur wenige Schläge hatten gesessen, dennoch hatte sich Buck die Fingerknöchel verstaucht, als er Billy Joe am Hinterkopf erwischt hatte, und bei einem weit verfehlten Hieb war Billy Joe gegen die Wasserpumpe geknallt und hatte sich die Wange aufgerissen. Die meiste Zeit rollten sie ungelenk ineinander verkeilt und grunzend über den Boden, die schweißnasse Haut sandverklebt. Keiner der beiden wusste genau, was er eigentlich wollte. Auf keinen Fall wollten sie einander umbringen oder ernsthaft verletzen. Vielmehr machten sich hier Jahre voller Neid und unbedeutendem Hickhack Luft. Es musste einfach sein, wie ein Geschwür, das man aufstach, und danach wäre alles wieder gut.
    Das Ganze dauerte keine Viertelstunde, und dennoch mussten sie Pausen einlegen. Keuchend hockten sie amBoden und belauerten einander, ehe sie sich wieder wild drauflosprügelnd aufeinander stürzten. Der Kampf hatte kein Ziel, keinen Zweck, einzig, den über Tausende Meilen angestauten Groll in einem kurzen, heftigen Knall verpuffen zu lassen. Schließlich lagen sie bäuchlings am Boden, ihre schwitzenden, blutigen Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
    Taumelnd rappelte sich Buck hoch und zog Billy Joe auf die Füße.
    »Ich glaub’, wir haben alles erledigt, was wir wollten«, sagte er und ging zur Pumpe.
    Keuchend und blutend saßen sie neben der Pumpe. Ihre Kampflust war restlos aufgezehrt.
    Billy Joe betastete vorsichtig seine linke Wange.
    »Wie sieht mein Gesicht aus?«, fragte er und verzog den Unterkiefer. »Fühlt sich an, als ginge der Schnitt bis auf den Knochen.«
    Buck musterte Billy Joe mit zusammengekniffenen Augen. »Ist nicht so wild«, sagte er. »Das verheilt prima – wird aussehen wie so ’n deutscher Schmiss. Mandy wird’s lieben.«
    Billy Joe stand auf und griff nach dem Pumpenschwengel. »Glaubst du

Weitere Kostenlose Bücher