Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
die Diskussion hinauslief. »Es ist mir sowieso ein Rätsel, wozu diese ständige Ballerei jeden Morgen gut sein soll. Aber eines möchte ich noch wissen – hat jemals einer von euch eines dieser elenden Dinger auf einen Menschen abgefeuert?«
    Keiner sagte etwas. Buck und Billy Joe kauten vor sich hin und starrten glasig ins Feuer.
    »Die Welt ist gefährlich, Eleanor«, sagte Moriarty. »Die Jungs müssen lernen, auf sich aufzupassen.«
    Eleanor sah Buck und Billy Joe an. Es war zwecklos weiterzureden. Ihre Miene entspannte sich zu einem Lächeln. »Wahrscheinlich hast du recht. Und, mein lieber Mann, wie sehen unsere zukünftigen Pläne aus?«
    Moriarty kratzte sich an der Nase. »Das mit der Englischen Methode würde ich ein Weilchen sein lassen. Die bringt zwar viel ein, aber der ganze Hokuspokus ist immer so aufwendig. Wir versuchen’s zuerst in Diamond City. Dann vielleicht Fort Hall. Und dann ist da noch ein Straßenrennen, in drei Wochen oben in Virginia City: Da gibt’s immer satte Gewinne. Wir machen’s schlicht und ergreifend wie immer: Billy Joe läuft auf eigene Faust.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Buck.
    »Ich würde sagen, du hast für diese Saison genug getan«, sagte Moriarty entschieden.
    Buck machte ein langes Gesicht, und Eleanor knuffte Moriarty in die Rippen. »Aber ich habe Großes mit dir vor, Buck. Nächstes Jahr läufst du die langen Sprints, 200 Meter, vielleicht auch mehr. Du hast Biss, und wir alle wissen das, doch wir müssen das richtige Rennen für dich finden. Bis dahin müssen wir noch die Vorstellungen auf die Beine stellen, und in Virginia City gibst du den Jago und Mandy Desdemona.«
    Buck schüttelte den Kopf. »Ich kann Jago nicht ausstehen. Der ist so fies.«
    »Was Besseres kann dir ja gar nicht passieren«, lachte Billy Joe. »Spiel einfach dich selbst.«
    Buck machte ein finsteres Gesicht.
    »Aber du bist wirklich gut, Buck«, insistierte Eleanor, legte noch eine dicke Scheibe Speck auf seinen Teller und bohrte Billy Joe den Zeh in den Rücken.
    Dankbar sah Buck sie an. »Findest du wirklich?«
    »Eleanor hat recht«, warf Mandy ein, füllte Bucks Tasse auf und ignorierte geflissentlich die von Billy Joe. »Du bist der beste Jago, den Canyon City je gesehen hat.«
    Mit einem verächtlichen Grunzen beugte sich Billy Joe vor und schenkte sich selber nach. »Und wie oft, bitte, hast du Othello in Canyon City gesehen?«
    »Zweimal«, gab Mandy bissig zurück. »Und Auszüge imTheaterclub. Und keiner von denen kommt auch nur annähernd an Buck ran.«
    Bucks Stimmung hob sich sichtlich. Er schüttelte den Kopf. »Dieser Jago«, sagte er. »Wenn ich nur wüsste, warum der so verdammt fies ist.«
    »Das weiß keiner, Buck«, sagte Moriarty. »Nicht einmal Shakespeare selbst, aber wir können es uns denken. Ich hab auf der Bühne schon alle möglichen Jagos gesehen. Vielleicht ist der so, weil Othello schwarz ist und eine weiße Frau hat, vielleicht ist er nur neidisch, weil er ein Anführer ist. Aber was auch immer der Grund sein mag, du musst ihn als intriganten Mistkerl spielen.«
    Buck nickte. »Und geben wir auch Davy Crockett ? Darf ich Crockett spielen? Der gefällt mir.«
    Grinsend pickte sich Moriarty das letzte Stück Speck aus der Pfanne. »Ganz wie du willst, Buck. Einen Abend Jago, den nächsten Davy Crockett.«
    Und so wurde es gemacht. Von Diamond City aus würde Billy Joe nach Fort Hall reisen, wo einen Tag später auch Moriarty, Mandy und Eleanor eintreffen sollten. Womöglich winkten dort saftige Preisgelder, denn die Blauröcke hatten immer einen Fast Man . Buck würde derweil allein nach Virginia City weiterfahren, um dort mit ihrem örtlichen »Spion«, der Lehrerin Belinda Fyfe, die Lage zu sondieren. Zwei Tage darauf würde Moriarty nebst Anhang eintreffen, mit den Proben beginnen, den jungen, talentierten Wanderschauspieler Buck Miller »entdecken« und ihn in ihre Truppe aufnehmen. Billy Joe Speed käme dann einen Tag später und würde keinen Hehl daraus machen, dass ihm das Saufen sehr viel mehr lag als das Laufen.
    Aus Eleanor Camerons Tagebuch, 28. August 1875
    Die Kritiken in Diamond City waren hervorragend. Ich hatte Moriarty für reichlich optimistisch gehalten, Mandy so früh die Hauptrolle in Die Tochter des Trinkers zu geben,denn so ein Klamauk muss voll ausgespielt werden, und das ist für einen Neuling nicht einfach. Doch unser kleines Naivchen hat die Prüfung mit Bravour bestanden, auch wenn sie im zweiten Akt ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher