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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Chance.« Abermals nickte er den anderen Männern zu und ließ Flasche und Löffel in seine Jackentasche gleiten. Sie waren noch nicht aus dem Zelt, da fing Buck an, sich zu übergeben.
    Moriarty stand an der Rückseite des Zeltes und hörte alles mit an. Noch ehe Cummings das Zelt verlassen hatte,hastete er durch die Menge zu Professor Trancredis Medizinischer Show. Er ahnte, was sie Buck verabreicht hatten: Ein starkes Brechmittel, das ihn in einen Schatten seiner selbst verwandeln sollte, noch ehe er die Startlinie erreichte. Er war wütend auf sich selbst, dass er das nicht gleich erkannt hatte, als Hutchings’ Quoten plötzlich gefallen waren. Hutchings war von Anfang an ihr Mann gewesen, seit dem Sommer, als er gegen Reardon verloren hatte und auch bei den Bostoner Kaledonischen Spielen leer ausgegangen war. Buck war nichts als ein Lockvogel gewesen.
    Er stürzte in Tancredis Zelt und berichtete dem »Professor« aufgeregt, was passiert war. Tancredi reagierte prompt. Die Heilwässerchen, die er unters Volk brachte, waren meist nichts weiter als hochprozentige Placebos, doch einige wirkten tatsächlich, wie zum Beispiel Hiawathas Schlangensaft, ein hervorragendes Mittel gegen Magenverstimmungen. Mit einer Flasche unter dem Arm und dem guten Rat an den Professor, 100 Dollar auf Buck zu setzen, rannte Moriarty zurück zu dessen Zelt.
    Es war nicht mehr bewacht; das war auch nicht mehr nötig. Als Moriarty eintrat, kauerte Buck auf allen vieren auf dem Boden und spuckte grüne Galle. Moriarty zerrte ihn hoch und setzte ihn auf die Kante der Pritsche. Er zog ein Laken herunter, riss eine Ecke ab, machte sie in einem Eimer Wasser nass, der neben dem Bett stand, und wischte Buck das Erbrochene aus dem Gesicht. Die Augen des Läufers waren geschlossen, sein Unterkiefer hing schlaff herab.
    »Hören Sie mir gut zu«, zischte Moriarty, zog die Flasche aus der Tasche und entkorkte sie. »Und zwar ganz genau. Sie werden aus diesem Schlaraffenland wieder rauskommen.«
    Buck öffnete die Augen, und Moriarty antwortete auf seine stumme Frage.
    »Es ist egal, wer ich bin«, sagte er. »Ich hab Geld auf Sie gewettet, was anderes zählt nicht.«
    Er drückte Buck die Flasche in die Hand. »Trinken Sie das aus. Diesen Drecksäcken werden wir’s heimzahlen.«
    Blinzelnd nahm Buck einen zaghaften Schluck und hustete. Es schmeckte wie flüssige Kreide.
    Moriarty spähte zum Eingang und klopfte gegen die Flasche. »Noch mehr«, sagte er.
    Buck nahm einen weiteren Schluck, und Tränen schossen ihm aus den Augen.
    »Jetzt legen Sie sich hin«, sagte Moriarty und zog seine Uhr aus der Tasche. »Wir haben noch genau eine Stunde. Also, spitzen Sie Ihre Ohren und tun Sie, was ich sage.«
    Buck Miller sah grauenvoll aus, als er eine Stunde später das Zelt verließ. Bleich, wackelig und eingehüllt in ein Laken bahnte er sich mit Cummings und Routledge einen Weg durch die Menge zum Start und blieb hin und wieder heftig hustend stehen. Als er die Startlinie erreicht hatte, waren die Quoten gegen ihn auf drei zu eins gestiegen, und Moriarty hatte weitere 300 Dollar auf ihn gewettet.
    Es war ein gutes Rennen, denn Hutchings war beileibe keine Niete. Nach 30 Metern waren Buck und er vollkommen gleichauf, und die anderen lagen mindestens zwei Meter zurück. Nach 50 Metern drängte Buck nach vorn, setzte sich immer deutlicher von dem älteren Gegner ab und besiegte ihn mit einem deutlichen Meter Vorsprung. Doch Buck hörte hinter der Ziellinie nicht auf zu laufen. Stattdessen behielt er das Tempo bei und rannte im Zickzack durch die Menschenmenge auf das Preiszelt zu, das 100 Meter hinter dem Ziel lag.
    Hinter ihm drängten sich ein wutschnaubender Cummings und dessen Handlanger durchs Gewühl und versuchten vergeblich, ihn einzuholen.
    Schweißgebadet betrat Buck das Zelt und forderte seinen Gewinn, während nur wenige Meter entfernt der Bahnrichter seinen Sieg durch das Megafon verkündete. Buck schnappte sich den Geldsack mit 3000 Dollar, rannte hinaus,sprang über die Rennbahnbrüstung und sprintete Richtung Straße. Dort standen Moriarty mit seinem Wagen und dahinter Billy Joe Speed zu Pferd und mit einem zweiten Pferd an der Leine. Wenige Minuten später galoppierten sie gen Westen und ließen Cummings, Routledge und Konsorten weit hinter sich.

7
DER KÄNGURU-START
    Es war ein Tag Mitte August 1875, und seit Morgengrauen waren die Pistolen nicht verstummt.
    Zunächst hatten Billy Joe und Buck mit ungeladenen Pistolen ihre Schnelligkeit

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