Finish - Roman
ihre Wetten abgeben zu können. Der winzigste Verdacht, sie könnten etwas miteinander zu tun haben, hätte O’shaughnassy und die anderen Sportbegeisterten der Stadt sofort aufhorchen lassen.
Für Fort Hall hatte Moriarty seinen Shakespeare-Querschnitt vorgesehen und den Offiziersgattinnen kleine Nebenrollen zugedacht, was immer ein gutes Zugmittel war, um ein großes und aufmerksames Publikum anzulocken.
Die drei Tage in Fort Hall waren vergnüglich und einträglich. Nun war alles bereit für den letzten großen Coup der Sommersaison, den Straßenlauf von Virginia City.
Heimlich, die gespornten mexikanischen Stiefel in der Hand, hatte sich der Mann in Belindas dunkles Schlafzimmer geschlichen. Im Schatten der Tür blieb er stehen und betrachtete die junge Frau, die ihren Mittagsschlaf hielt.
Behutsam zog er sich aus, als könnte das Öffnen einesKnopfes das Mädchen aus dem Schlaf reißen, legte Unterhemd und Hemd vorsichtig auf den Boden und streifte seine Hosen ab. Dann knöpfte er seine weißen Long Johns auf und zog sie aus.
Belinda seufzte im Schlaf und drehte sich um, als der Mann sich auf Zehenspitzen dem Bett näherte und auf eine knarzende Diele trat. Belinda schlief weiter, und ihr ruhiges Atmen erfüllte das dunkle Zimmer. Der Eindringling kniete sich auf das Bett, und die Federn quietschten. Das Mädchen fuhr hoch, drehte sich um und raffte ihr Nachthemd vor der Brust zusammen.
»Sir! Ich muss schon bitten!«, kreischte sie und nestelte an den Knöpfen ihres Hemdes. »Sie haben mich in eine äußerst blamable Lage gebracht.«
»Das will ich wohl hoffen«, sagte Buck, kroch unter die Decke und zog sie an sich. Einen Moment lang küssten sie sich gierig, dann rückte sie ab.
»Hat Moriarty meinen Brief bekommen?«, fragte sie.
»Ja.«
»Dann denk an meinen Rat.«
»Hab ich in- und auswendig gelernt«, sagte er und drang sanft in sie ein. Er hielt inne. »Wusstest du, dass Menschen die einzigen Tiere sind, die sich beim Liebesakt ansehen?«
Belinda schüttelte den Kopf, doch folgte ihr Kopfschütteln schon bald dem inneren Takt, den Bucks drängende Zärtlichkeiten vorgaben. Keuchend versuchte sie, sich zu widersetzen, und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Hast du noch nie was von Vorspiel gehört?«, fragte sie vorwurfsvoll.
»Du wusstest doch, dass ich kommen würde, also nehme ich an, du hattest den ganzen Nachmittag Zeit, um warm zu werden«, entgegnete er und bewegte sich wieder im Takt.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte sie japsend.
»Wegen des Briefes?«
»Ja.«
»Durchladen und alles geben? Kein Problem, genau das habe ich vor.«
Moriarty und Eleanor wohnten im Eldorado und spielten als Auftakt zu Othello und Davy Crockett Auszüge aus Richelieu, Mose in New York und Rory O’More . Eine Woche später waren Buck und Billy Joe einen Tag versetzt eingetroffen. Buck quartierte sich im Palace ein, und Billy Joe wählte das Excelsior, in dem sich der Chef der Glücksspielvereinigung von Virginia City, Cyrus O’shaughnassy, mit Vorliebe tummelte.
Noch war es bis zum Straßensprint eine Woche hin, und als Billy Joe an diesem ersten, stillen Sonntagmorgen wie von ungefähr die Hauptstraße entlangschlenderte, musste er zugeben, dass Belinda Fyfe ganze Arbeit geleistet hatte. Die Strecke war tatsächlich exakt 146 Meter lang, und das Terrain entsprach genau der Beschreibung in ihrem Brief. Auch was sie über die möglichen Teilnehmer, die Unbestechlichkeit der Richter und Zeitnehmer und die verlässlichsten Buchmacher geschrieben hatte, war von großem Nutzen.
Der Zeitpunkt von Moriartys Ankunft in Virginia City hätte nicht günstiger sein können, denn gerade weilte auch Eustace L. Chanfrau mit seiner Frau Sarah in der Stadt. Eustace war der Sohn von Frank S. Chanfrau, dem Schöpfer und umjubelten Darsteller von Ned Buntlines Figur »Mose«. Chanfrau, ein rotgesichtiger, bukolischer Mittdreißiger und unverbesserlicher Spieler, hatte der Schauspielerei den Rücken gekehrt und vertrieb nun gemeinsam mit seiner Frau Dr. Spooners Schlangenwasseröl und den sagenhaften Magnetgürtel. Dennoch war er überaus erfreut, sich mit ein paar abendlichen Auftritten in Moriartys »Theater des Westens« ein paar Extradollar zu verdienen.
Die übrige Besetzung bestand aus örtlichen Laien, deren Unterricht Eleanor und Moriarty das größte Vergnügen bereitete. Die beiden waren immer wieder erstaunt, wie selbst die verklemmteste Baptistenmatrone eine heimlicheSehnsucht für
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