Finish - Roman
Schlafen, und schon bald hatten sie angefangen, Pferde zu züchten und zu den besten berittenen Soldaten der Welt zu werden, die es selbst mit den Tataren und Kosaken locker aufnehmen konnten.
Keiner der Cowboys hatte je von Tataren oder Kosaken gehört; mussten wohl irgendwelche Indianer irgendwo in Kanada sein. Und so, fuhr O’Grady fort, war der Indianer mit seinem Köcher voller Pfeile dem weißen Mann oft mehr als ebenbürtig – zumindest bis Mitte des Jahrhunderts. Zwar mochte der weiße Mann seine Feuerbüchse haben, doch das Nachladen ging verdammt langsam und gab dem Indianer massenhaft Zeit, eine Salve Pfeile loszuschießen. 1840 brachte der Revolver den Ausgleich. Seitdem hatte sich das Verhältnis zwischen Bleichgesicht und Rothaut vollkommen geändert.
Dann verlagerte sich das Gespräch auf die Schnelligkeit der Pferde, und wieder erwies sich O’Grady als reiche Informationsquelle. Ein Kentucky-Rennpferd war ausdauernd, es konnte fast 40 Meilen die Stunde laufen, und das über anderthalb Meilen, ein Traber mit einem Sulky hingegen nur 30. Aber wenn es um schiere, ungezügelte Geschwindigkeit ging, dann schaffte nur das Quarter Horse mehr als 40 Meilen pro Stunde über eine Viertelmeile, und äußerst wendig war es außerdem. Und er, O’Grady, besaß ein echtes Prachtstück von einem Quarter Horse, das schnellste Pferd westlich des Mississippi.
Da meldete sich Frenn mit seiner ruhigen, gesetzten Stimme zu Wort. Er habe O’Gradys Pferd gesehen und würde keinen Cent drauf wetten, dass es gegen eines seiner sechs schnellsten Quarter Horses aus der Remuda gewinnen könnte. O’Grady hatte nicht sofort geantwortet, sondern seinem letzten Doughnut noch einen Schluck lauwarmen Arbuckle’s hinterhergeschickt.
Dann stellte er seine Tasse ab, blickte in die Gesichter der Circle-X-Männer ringsherum und grinste über sein ganzes graustoppeliges Gesicht. »Sieht so aus, als gäb’s ein Rennen für mich«, sagte er.
O’Grady war für einige Tage zurück nach Doan’s Store geritten, um dort ein paar geschäftliche Dinge zu regeln und ein bisschen Geld zu holen. Dann kam er, bereit fürdas Rennen, zurück, und die Wettbedingungen wurden festgelegt. Auf einer Strecke von einer Viertelmeile hin und zurück würde sein Pferd Blackie gegen den besten Mann von Circle X und das beste Pferd aus der Remuda antreten.
Während O’Grady in Doan’s Store war, hielten die Circle-X-Cowboys Proberennen ab. Es war klar, das Lightning, ein kräftiger Grauschimmel, der Cal Frenn gehörte, auf einer Viertelmeile der Schnellste war. Frenn hatte mit ihm bereits bei Rennen in Austin und San Antonio Geld verdient, und scharfe Wendungen waren seine besondere Stärke. Die Proberennen gestalteten sich ganz einfach. Jeder Mann ritt ein Zeitrennen auf Lightning und ein weiteres auf dem nächstschnellsten Pferd, einem Schecken namens Diablo, und beide Durchgänge wurden von Cal Frenn gestoppt. Der Reiter mit der niedrigsten Gesamtzeit aus beiden Rennen würde für Circle X gegen O’Grady und Blackie antreten.
Das Ergebnis war knapp. Billy Joe kam auf 24,2 Sekunden auf Lightning und 24,8 Sekunden auf Diablo, und der Nächstschnellste, der kleine Mexikaner Louis de Gama, schaffte 24,6 Sekunden auf Lightning und dasselbe auf Diablo, was bedeutete, dass Billy Joe nur um eine Fünftelsekunde vorn lag, doch das konnte durchaus auch Frenns Zeitnahme geschuldet sein.
Das Lager wurde nach Geld abgegrast, wiewohl Frenn darauf bestand, dass die Löhne für den Viehtrieb nicht angerührt wurden und weder Sättel noch Pferde als Wetteinsatz herhalten durften.
Am Vorabend des Rennens brachte Stumpy – der behauptet hatte, die besten Quarter Horses in Kansas trainiert zu haben (doch wer hatte je von einem schnellen Pferd aus Kansas gehört) – zwei Stunden damit zu, Lightning mit einer stinkenden Salbe eigener Rezeptur einzureiben, und eine weitere Stunde damit, Billy Joe mit derselben übel riechenden Mixtur zu massieren. Danach bekamenReiter und Pferd eine Dosis Donnerschlag, ein übles schwarzes Abführmittel, und dann wurden alle gebeten, bis zum Rennbeginn einen großen Bogen um beide zu machen.
Als O’Grady aus Doan’s zurückkehrte, war Billy Joe noch immer unten beim Fluss und leerte seine Gedärme, und der Ire machte sich daran, Wetten entgegenzunehmen.
Die Cowboys von Circle X wetteten eifrig auf Lightning, und O’Grady nahm alles, was ihm geboten wurde – über 500 Dollar, fast das gesamte Bargeld im Lager. An jenem Morgen
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