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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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des 10. Juni 1873 wurde die Strecke von Steinen und Ästen gesäubert, und schließlich war alles für das Rennen bereit, zu dem Boss Frenn den Startschuss geben sollte.
    Frenn selbst hatte 100 Mäuse auf Lightning gewettet, und eine halbe Stunde vor Beginn sah man ihn in eine erste Unterredung mit Billy Joe vertieft neben dem Versorgungswagen stehen. Die Circle-X-Männer nahmen das als ein gutes Zeichen. Frenn kannte Lightning gut, und ohne seine Knieverletzung wäre er zweifellos selbst gegen O’Grady angetreten.
    Dann, um zehn Uhr, war alles startklar. Die Sonne war heiß, aber noch nicht drückend, und nicht das leiseste Lüftchen ging, als Frenn beide Reiter an die von Stumpy mit Mehl gezogene Startlinie bat. Eine Achtelmeile entfernt stand ein übermannshoher Kaktus, der als Wendepunkt dienen sollte. Frenn und Billy Joe wussten, dass es darauf ankam, als Erster dort zu sein und dann scharf und sauber zu wenden. Eine halbe Länge dort konnte mehr wert sein als eine Länge am Ende.
    Als sie an den Start kamen, sah Billy Joe zu O’Grady hinüber. Der Ire hatte sich rasiert und seinen verbeulten Stetson abgenommen, unter dem ein braungebrannter, kahler Schädel zum Vorschein gekommen war. Seine speckigen Buckskins hatte er gegen ein paar saubere, dünnere Lederhosen eingetauscht, in denen er schlanker und leichterwirkte. Das war nicht mehr der Stammtisch-Schwadroneur vom Lagerfeuer drei Tage zuvor. Alexander P. O’Grady war wieder da und zu allem bereit. Als er am Start neben O’Grady im Sattel saß, konnte Billy Joe zum ersten Mal im Leben sein Herz klopfen hören, während ihm der Schweiß warm und salzig in den Mund rann.
    Die Pistole ertönte, und unter dem Johlen und Brüllen der Circle-X-Männer sprengten die Pferde los. Auf den ersten 100 Metern waren die beiden wie miteinander verklammert, O’Grady saß hoch im Sattel, gab seinem Pferd, einem kräftigen Rappen mit strammen Hinterbacken, die Gerte und behielt den rechts reitenden Billy Joe im Blick. Als sie sich dem Kaktus näherten, waren sie noch immer gleichauf, doch die Kehrtwendung meisterte Billy Joe besser und schob sich, Steinchen und Sand aufspritzend, eine gute halbe Länge nach vorn.
    Sogleich legte er sich voll ins Zeug, lehnte sich nach vorn, traktierte den Hals seines Pferdes mit der Peitsche und nahm Kurs auf die johlende Traube von Circle-X-Männern, die Lightning aus voller Kehle anfeuerten. Und das Tier reagierte. Billy Joe spürte, wie sich der Herzschlag des kleinen Pferdes unter ihm sprunghaft beschleunigte. Doch plötzlich waren O’Grady und Blackie wieder neben ihm, ein drohender Schatten zur Rechten. 50 Meter vor dem Ziel war Blackie eine Halslänge voraus und zog unwiederbringlich davon. O’Grady hängte Billy Joe gnadenlos ab und ging unter dem entgeisterten Schweigen der Circle-X-Männer mit fast einer Länge Vorsprung durchs Ziel.
    Beim Absteigen blickte Billy Joe betreten zu Boden und schüttelte den Kopf. Sein Gegner sprang ab und klopfte seinem schwitzenden Pferd aufs Hinterteil. »Ich hab’s euch ja gesagt, Jungs. Mein Gaul hier ist ein echtes Prachtstück.«
    Grinsend streckte O’Grady beide Hände aus, und einen Augenblick später war er um 500 Dollar reicher. Billy Joe drückte ihm seine 20 Dollar Lohn in die Hand und kämpfte mit den Tränen.
    »Wie wär’s mit einer Revanche, O’Grady«, sagte er. »Doppelt oder nichts?«
    O’Grady hielt beim Geldzählen inne und sah auf. »Habt ihr denn noch ein Pferd? Gebt mir eine Stunde, und Blackie und ich laufen gegen den besten Gaul, den ihr habt.«
    Geld zählend schlenderte der Ire Richtung Versorgungswagen davon. Billy Joe folgte ihm.
    »Nein, O’Grady, kein Pferderennen.«
    O’Grady drehte sich um. »Kein Pferderennen, Billy Joe? Was, in Gottes Namen, denn sonst?«
    »Ich. Ich allein gegen Blackie.«
    Cal Frenn und seine Cowboys hatten den Wortwechsel mit angehört. Ihre Unterhaltung erstarb, und einer nach dem anderen stellte sich hinter Billy Joe.
    O’Grady stopfte seinen Gewinn in die Westentasche, und das dicke Bündel Geldscheine wölbte sich unter dem Stoff wie eine Frauenbrust. Dann zog er ein verknittertes rotes Taschentuch aus der Gesäßtasche und wischte sich damit die Stirn.
    Er schüttelte den Kopf. »Nur, dass ich dich richtig verstehe, Billy Joe. Du meinst, du willst gegen Blackie antreten? Zu Fuß?«
    Billy Joe nickte.
    »Willst du mich auch nicht verscheißern, Billy Joe? Eine Wette ist eine ernste Angelegenheit.«
    Billy Joe schüttelte den

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