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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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entfernt in der Dunkelheit stand.
    Mit dem Rücken ans Wagenrad gelehnt, hockten sich die beiden Männer auf den Boden, und O’Grady kramte eine Stange Kautabak aus seiner Gürteltasche. Er zog sein Messer aus der Scheide, schnitt sich ein Stück ab und hielt Billy Joe die Tabakstange hin. Billy Joe schüttelte den Kopf.
    »Wohl besser nicht«, brummte O’Grady nachdenklich. »Ein Sportler sollte von Tabak und so was die Finger lassen. Muss an seine Form denken, sauber bleiben.«
    Als müsste er seine nächsten Worte sorgfältig abwägen, kaute er versonnen vor sich hin. »Da hast du’s mir aber ganz schön gegeben, heute«, sagte er schließlich. »Ich schwöre, ich hab noch nie einen Menschen so schnell laufen sehen. Schneller als ’ne verdammte Kanalratte.«
    Er spuckte einen langen Strahl braunen Tabaksafts auf eine Spinne, die nicht weit von ihnen vorbeikrabbelte.
    »Sie haben es nicht besser verdient, O’Grady«, sagte Billy Joe.
    »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst«, entgegnete der Ire und starrte geradeaus.
    »Sie hatten zwei Pferde«, sagte Billy Joe. »Das erste, der Klepper, mit dem Sie am Doughnut-Tag hier aufgetaucht sind, war zu lahm, um seine eigenen Pferdeäpfel zu zertreten. Das zweite, Blackie, sah zwar gespuckt genauso aus, aber es konnte rennen wie ein Hirsch.«
    »Kannst du das beweisen? Das ist ganz schön starker Tobak, den du mir da vorhältst.«
    Billy Joe nickte. »An dem Abend, als Sie fortgeritten sind, habe ich Ihr Pferd unterm Sattel mit einem schwarzen Teerstrich markiert. Als Sie heute zurückgekommen sind, war kein Teer mehr da.«
    »Und wieso hast du das den übrigen Jungs nicht gesagt?«
    »Boss Frenn wusste Bescheid, aber wir haben es für uns behalten.«
    O’Grady schüttelte den Kopf und lachte in sich hinein. »Ich hätt’s wissen müssen«, sagte er. »Als ich diese Mokassins gesehen habe. Solche Laufschuhe kenne ich von den Indianern.« Er spuckte einen zweiten braunen Strahl in den Sand. »Ich hab mich immer für ’n richtig gutes Schlitzohr gehalten, aber diesmal hab ich mich ordentlich übern Tisch ziehen lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich bin nun mal ein Spieler. Ich hab schon öfter in der Scheiße gesteckt.«
    Schmunzelnd schnitt er sich ein zweites Stück Tabak ab und schob es sich in den Mund.
    »Willst du für den Rest deiner Tage Cowboy bleiben, Billy Joe?«
    Billy Joe überlegte einen Moment. »Ich hab noch nie drüber nachgedacht. Vielleicht spar ich und kauf mir ein bisschen Land.«
    »Cowboys«, knurrte O’Grady. Er machte eine Handbewegung in Richtung der Circle-X-Männer, die am Lagerfeuer saßen. »Das sagen sie alle. Das gleiche hab ich auch gesagt, als ich so alt war wie du. Aber das Leben als Cowboy führt zu nichts, Billy Joe. Mit 40 hast du einen wund gerittenen Arsch und kaputte Beine, und das war’s.«
    Er deutete wieder Richtung Lagerfeuer, wo die Männer angefangen hatten zu singen. »Die Jungs da drüben, die haben nichts anderes und werden auch nie was anderes haben. Aber du, Billy Joe, du hast schnelle Beine. Und das nenne ich einen echten Vorteil.«
    Billy Joe spürte, dass etwas in der Luft lag. »Wie meinen Sie das?«
    O’Grady kaute einen Moment lang vor sich hin. »Ich meine, dass nicht viele Männer einen so wendigen Arsch haben wie du. Einer von einer Million in den gesamten Staaten, wenn’s hochkommt. Und die, die ihn haben, können ’ne Menge Kohle damit verdienen.«
    »Wo denn?«
    Der ältere Mann schnitt sich noch ein Stück Tabak ab und steckte das Messer in die Scheide zurück.
    »Das ganz große Geld gibt’s wohl in den Städten, in New York und St. Louis. Aber überall veranstalten sie Straßenrennen, in Kansas, Missouri, Arizona. Jede Stadt hat ihren Schnellen Man, Billy Joe. Von den ganzen Deppen, die in diesem Land herumlaufen, könnten wir prima leben.«
    Dem jungen Mann war die Anspielung nicht entgangen. »Und was würden Sie machen?«
    Grinsend breitete O’Grady die Arme aus. »Ich wäre dein Manager. Würde die Rennen klarmachen, gute Wetten abschließen, mich um die Planung und das ganze Drumherum kümmern. Das Einzige, was du tun musst, ist, ein paar mal die Woche zu flitzen wie ’ne Revolverkugel.«
    Billy Joe dachte einen Moment lang nach. »Und wie teilen wir den Gewinn?«
    »Fifty-fifty.«
    Billy Joe schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich mir die Zunge aus dem Hals renne, krieg ich auch den dickeren Batzen. Siebzig-dreißig.«
    O’Grady schwieg einen Augenblick. »Siebzig-dreißig,

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