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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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war es die Gelegenheit, eine brennende Neugier zu befriedigen. Ohne auf seine bettelnden Freunde zu hören, huschte er um die Gruppe von gaffenden Squaws herum und schlüpfte in das dämmrige Zelt dahinter, in dem die Sachen der Bleichgesichter lagen.
    Der Große Manitu, hatte Dark Cloud dem Stamm erklärt, hatte ihnen die Bleichgesichter als Zeichen geschickt. Die beiden Männer seien zweifellos Läufer und deshalb große Medizin. Hatte nicht der kleine White Wolf den Dunkelhaarigen vergangenen Sommer wie eine Antilope durchs Tal und der Sonne entgegenlaufen sehen, immer der Sonne entgegen? Hatte er ihn nicht nackt gesehen, vom Wasser des Gebirgsbaches reingewaschen, das schiere Leben? Und was war mit den Spuren, die sich wie die eines Tieres durch das Tal gezogen hatten?
    In dem Moment brachte White Wolf seinem Vater die stacheligen Mokassins. Er hatte sie in den Satteltaschen der Bleichgesichter gefunden, zwei Paar davon. White Wolf setzte sich neben seinen Vater und Dark Cloud, und Swift Dog kratzte mit der Schuhsohle kopfschüttelnd über den Boden. Wie ging noch das Lied, das sie gesungen hatten, alsBlack Moon und die anderen Stammesmitglieder das letzte Mal gelaufen waren?

    Der Falke zog die Laufbahn,
    Der Falke zog die Laufbahn,
    Und auf ihr siegte der Mensch. Ah!
    Wild kam der Mensch hierher;
    Und erlangte das Herz eines Falken. Ah!

    Die Dämmerung senkt sich,
    Wie ein Adler gleite ich
    Hin und her.
    Der Morgen ist da!
    Wie ein Falke segle ich hin und her.
    Dark Cloud hörte zu, wie sein Häuptling das Läuferlied anstimmte, und fiel mit ein.
    Seit sie gefasst worden waren, hatten Buck und Billy Joe kaum ein Wort gesprochen. Jegliche Reaktion, die sie sich bei ihrer ersten Begegnung mit Indianern ausgemalt hatten, hatte sie im Stich gelassen, und den ganzen Weg ins Indianerdorf konnten sie an nichts anderes denken als an ihre demütigende Gefangennahme.
    Gefesselt lagen die beiden Männer rücklings auf dem braunen Erdboden in Black Moons Zelt. Buck redete als Erster.
    »Wer sind die?«
    »Sioux«, entgegnete Billy Joe.
    »Was haben die mit uns vor?«
    Billy Joe schüttelte den Kopf. Die Bilder in seinem Kopf waren zu schrecklich, um sie in Worte zu fassen. Er fluchte. »Diese Wilden schlitzen dir einfach so die Kehle auf, nur, um in Übung zu bleiben.« Seine Worte klangen bitter.
    »Was wollen die?«
    »Pferde, Schießeisen.«
    »Und dann lassen sie uns vielleicht gehen?«
    »Darauf würde ich nicht wetten. Das ist ihr Land. Wir haben hier nichts zu suchen. Kein Weißer hat hier was zu suchen.«
    Der Zelteingang wurde aufgeschlagen, und ein schlanker, hochgewachsener Krieger trat ein. Er war groß für einen Indianer und mochte Mitte dreißig sein. Im schummrigen Licht waren nur das Funkeln seiner Augen, das leise Klimpern der Perlen um seinen Hals und der seltsame, moschusartige Geruch seines Schweißes wahrzunehmen. Er zog Billy Joe auf die Füße, dann Buck, und zerrte sie hinaus in die warme Frühlingsnacht. Im Dunkeln sah das Dorf weniger bedrohlich aus als bei Tag. Die kläffenden Köter und die mit Birkenästen fuchtelnden Squaws waren verschwunden. Die Tipis lagen im nächtlichen Schatten, und nur der Schein des Lagerfeuers in der Mitte war zu sehen, um das 20 Sioux in leuchtend bunten Ledertrachten saßen. Ihr indianischer Aufpasser stieß Buck und Billy Joe in den warmen Feuerschein und zwang sie unsanft auf ihren Hosenboden. Auf der anderen Seite des hellen, knisternden Lagerfeuers saß ihnen ein mittelalter Indianer mit prächtigem Haarschmuck gegenüber.
    »Kannst du ein bisschen Sioux?«, raunte Buck, während ihm die Handfesseln abgenommen wurden.
    »Ja«, flüsterte Billy Joe ihm aus dem Mundwinkel zu und knetete seine Handgelenke. »Aber lass dir das nicht anmerken.«
    Schweigend hob der Indianer ein Paar schwarze Laufschuhe in die Höhe, und die Spikes glänzten im Feuerschein.
    »Schuhe«, sagte er in schwerem, kehligem Englisch.
    Billy Joe schluckte und nickte.
    »Zum Kämpfen?«
    Billy Joe schüttelte den Kopf und erhob sich. »Zum Laufen«, antwortete er auf Englisch. Der Indianer sagte nichts, also machte Billy Joe mit schwingenden Armen Laufbewegungen auf der Stelle.
    »Laufen«, wiederholte er.
    Jetzt nickte der Indianer, sah zu einem hageren alten Krieger hinüber, der eine Kette aus Knochen trug, und warf einen Blick in die Runde. Die übrigen Krieger ließen ein einvernehmliches Brummen hören.
    »Läu-fer«, sagte der Indianer, der offensichtlich der Häuptling war.
    »Ja,

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