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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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hinteren Teil des Raumes. Für einen Augenblick befand er sich außerhalb des Lichtstrahls der Lampe. Ivo wand sich vor Schmerzen. Er verstand die Welt nicht mehr. Ganz offensichtlich hatte Ronny eine Schraube locker, der tickte doch einfach nicht sauber.
    Ronny kam zurück, stürzte sich auf ihn und umwickelte seine Hände sowie die Füße blitzschnell und sehr straff mit Klebeband. Ivo schrie, bis Ronny ihm auch den Mund zuklebte. Er wehrte sich, so gut er konnte, aber gegen diesen massigen Kerl hatte er nicht den Hauch einer Chance. Ronny schleifte ihn über den schmutzigen Boden vor eine Tür, die Ivo zuvor nicht aufgefallen war.
    Panisch presste er Laute durch das Klebeband. Tränen liefen ihm über die Wangen, dazu bekam er kaum Luft. Ronny öffnete die Tür und machte Licht. Eine steile Steintreppe wurde sichtbar. An einem Haken hing eine weiße Gummischürze. Angsterfüllt versuchte Ivo erneut zu schreien, wälzte sich auf dem Boden. Ronny packte ihn und trug ihn die Stufen hinab, warf ihn im Untergeschoss auf eine altersschwache Werkbank und hantierte am Schloss eines großen Stahlkäfigs herum.
    Ivo versuchte, das Klebeband an seinen Handgelenken zu weiten. Seine Verzweiflung war jetzt grenzenlos, sein Blick flog umher. Direkt neben dem Treppenaufgang stand ein wuchtiger Stahlschrank, und an den Wänden liefen Regale entlang. Vollgepackt mit Gläsern, Lampen, Elektrogeräten und Krimskrams. In eine Ecke hatte jemand zwei große Seemannskisten gestapelt. Ivo kannte solche Truhen vom Dachboden seiner Oma. Direkt neben ihm lag ein Baseballschläger. Ivo wälzte sich darauf zu, rollte hin und her. Schnell lag er bedrohlich nah an der Kante der Werkbank.
    Ronny öffnete die Gittertür, war mit zwei Schritten neben ihm und hielt ihn fest. »Was soll der Mist? Willst du auf die Fresse fallen?«
    Ivo wollte Ronny entgegenschreien, dass er seine Arme nicht mehr spürte und kaum Luft bekam. Aber alles, was er hervorbrachte, waren ein paar dumpfe Laute. Er zappelte weiter, versuchte zu schreien, schielte zum Baseballschläger. Wenn er ihn nur greifen könnte! Trotz Fessel hatten seine Hände einen minimalen Spielraum.
    »Verflucht noch mal!«, rief Ronny. »Was willst du denn? Wenn ich das Klebeband entferne, ist dir kein bisschen geholfen! Pass auf … ich schneide es durch!« Blitzschnell durchschnitt Ronny tatsächlich das Klebeband an Ivos Gelenken, auch an den Beinen und lachte hämisch. »Was willst du nun machen? Weglaufen?«
    Ivo riss den Klebestreifen vom Mund und japste nach Luft. Er hechelte, keuchte, weinte und versuchte, den Baseballschläger zu greifen.
    »Vergiss es, Kleiner!« Ronny schlang seinen rechten Arm um Ivos Hüften und trug ihn mit Leichtigkeit zum Käfig.
    Ivo kreischte, brüllte, zerrte Ronny am Shirt. »Lass mich los! Hilfe!!«
    »Hier hört dich keine Sau! Also halt endlich dein Maul, sonst klebe ich es dir wieder zu!«
    Ivo verstummte, aber nur kurz, begann dann wieder zu toben. Er wehrte sich erbittert, als Ronny versuchte, ihn in den Käfig zu stecken, umklammerte die Gitterstäbe. Ronny quetschte ihm beide Hände. Der Schmerz ließ Ivo aufheulen, gleichzeitig ließ er los, fügte sich. Dieser Irre war einfach stärker.
    Ronny stieß ihn in den Käfig, schloss die Tür und fingerte wieder an dem Vorhängeschloss herum. Ivo wollte Ronny anflehen, ihn nach Hause zu bringen, ihn um Gnade bitten oder wenigstens fragen, was das alles sollte, aber er brachte kein Wort mehr hervor. Er schluchzte und konnte sich gar nicht beruhigen. Und eh Ivo wusste, wie ihm geschah, rannte Ronny die Treppe hinauf, löschte das Licht und verschwand.
    Dunkelheit. Gleichzeitig Stille.
    »Ronny!«, schrie Ivo. »Ronny, komm zurück!«
    Ivo hörte, wie der Motor des Wagens startete. Dieser Kerl ließ ihn tatsächlich zurück. Hier. Allein. Gefangen in diesem Drecksloch. Das konnte doch einfach nicht sein. Das war ein beschissener Gag. Ein Spiel oder irgendein Test.
    Noch eine Ewigkeit rief Ivo um Hilfe.
    Er wollte nicht begreifen, konnte nicht verstehen, leuchtete mit der kleinen Lampe in seiner Uhr.
    Seine Zähne klapperten aufeinander. Eine weitere Unendlichkeit später gab er den Gedanken an einen möglichen Streich auf. Ronny war verrückt und die Situation real. Er lag auf stinkendem Stroh, unbeschreiblich ekelhaft. Weinend stellte er sich seine Oma vor, die, halb verrückt vor Angst, wahrscheinlich längst die Polizei verständigt hatte.
    Ivos Mund schmerzte, ebenso die Hände. Er zitterte

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