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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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über die Abholsituation mitzuteilen. Oder behielt er seine Verstimmung besser für sich? Gern hätte Ronny in dieser Sache ein kurzes Gespräch mit Peters geführt.
    Noch bevor er die ersten Häuser erreichte, sah er das Mädchen. Sie kam ihm auf einem Fahrrad entgegen, saß locker im Sattel und fuhr mit dem Wind. Blonde Zöpfe wippten.
    Ronny drehte sich instinktiv zu allen Seiten. Emily machte ihn echt wütend. Sie waren allein, er und die Kleine, die stetig näher kam. Schon konnte er ihre Gesichtszüge erkennen. Weich, süß und unschuldig. Die schweißnassen Innenflächen seiner Hände rutschten von den Plastikgriffen der Lenkstange. Emily machte ihn richtig sauer.
    »Ein Stern, der deinen Namen trägt …« Die Melodie seines Klingeltons war zu laut eingestellt. Er erschrak so heftig, dass er für einen Moment das Gleichgewicht verlor und vom Sattel springen musste. Ronny riss das Mobiltelefon aus der Innentasche seiner Windjacke und starrte auf das Display. Emily.
    »Was?«
    Nichts Besonderes. Belanglosigkeiten, sie schäumte geradezu über. »Ich komme später, muss noch einkaufen, Wein oder Bier?«
    Das kleine Mädchen flitzte vorbei. Ronny verfolgte sie mit den Augen, löste sich ungern.
    Doch der Moment war vorüber. Zu seiner Verwunderung spürte er Erleichterung, sprach versöhnlicher mit Emily, versicherte ihr, dass er sich auf den gemeinsamen Abend freute, egal, wann sie zu ihm käme.
    Seine Laune besserte sich.
    Vielleicht war ein Neustart in einer anderen Gegend notwendig. In Cuxhaven holten ihn Erinnerungen und Bilder ein, die er eigentlich vergessen wollte. Zudem war es mit Sicherheit nur eine Frage der Zeit, wann sich seine Rückkehr bis in jeden Winkel dieser Region herumgesprochen hätte. Er wollte sich das Spießrutenlaufen ersparen, sich und auch seiner Freundin.
    Und wenn sie ihn wirklich liebte, würde sie ihm überallhin folgen.
    Auf einmal freute er sich auf Emily, radelte nach Hause und stellte das Rad in den Schuppen zurück. Als er mit großen Schritten über die Wiese ging, bog ein roter Jeep auf die Einfahrt. Ein junger Typ sprang aus dem Wagen, winkte und kam auf ihn zu.
    »Ist Kilian da?«
    »Wer?«
    »Kilian. Oder holt er Maxi ab?«
    Alarmglocken schrillten. Maxi. Der Name ließ Ronny hellwach werden. Er beschloss zu pokern. »Keiner zu Hause. Was willst du denn von Kilian?«
    »Er schuldet mir Kohle, aber ich kann auch ein anderes Mal wiederkommen. Sagen Sie ihm einfach, dass Gregor da war!«
    Ronny lächelte, machte keine Anstalten, ins Haus zu gehen, und stellte die Fragen, die ihm schlagartig in den Sinn kamen.

Cuxhaven-Holte-Spangen
    »Ich hoffe, du magst Schweinebraten mit Rosenkohl.« Die dreiste Schlampe hielt ihm eine Pappschachtel unter die Nase, als sie endlich in der Tür stand.
    »Tiefkühlkost?« Ronny hätte ihr am liebsten die Fresse poliert. Er riss sich zusammen. »Eigentlich hatte ich mir mein erstes Essen in Freiheit anders vorgestellt.«
    »Wie denn?«
    Er zog die Schultern hoch.
    Sie klang bestimmt. »Es wird dir schon schmecken.«
    »Und warum kommst du so spät?«
    Sie zog ihren Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe. »Überstunden.«
    Dieser schnippische Tonfall missfiel ihm außerordentlich. »Ist alles okay?«, fragte er und schniefte in ein Taschentuch.
    Offensichtlich suchte sie in den Schränken über den Kochplatten nach einem Gefäß, welches sich für die Mikrowelle eignete. »Warum?«
    »Du bist irgendwie anders.«
    Sie drehte sich nach ihm um. »Vielleicht ein wenig nervös. Immerhin ist auch für mich alles neu. Wir müssen uns erst richtig kennenlernen.«
    Ronny überwand sich, machte einen Schritt auf sie zu und umfasste vorsichtig ihre Handgelenke. »Das verstehe ich. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Ich habe dir nichts vorgemacht, ich bin verrückt nach dir.«
    Er zog sie an sich, legte seine Wange an ihre, spürte ihre leichte Gegenwehr, roch ihren Duft. Vanille. »Du bist so wunderschön.«
    Behutsam löste sie sich aus seiner Umarmung. »Ich habe großen Hunger.« Sie reichte ihm eine Flasche Weißwein und einen Korkenzieher.
    Ronny ließ sie nicht aus den Augen, stellte sich ihren weichen Körper unter seinem vor. Er spürte gar nichts. Das Dreckstück stieß ihn ab. Unheimlich sogar. Er beobachtete sie, ließ sie in ihrem Netz aus Lügen zappeln. Noch fühlte sie sich vielleicht überlegen. Oh Gott, sie machte ihn sauer. Geradezu unsagbar sauer. Aber er musste sich beherrschen und tröstete sich mit dem Gedanken, dass er

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